Gleitsmann: Wirtschaft nimmt Verantwortung gegenüber älteren Beschäftigten wahr
Wien (pwk) - „Österreichs Unternehmen, die beispielhaft Maßnahmen umsetzen, um ältere Arbeitnehmer
länger, gesund und produktiv im Betrieb zu halten, gehören vor den Vorhang“, begrüßt Martin
Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die
am 13,10, von der Industriellenvereinigung präsentierte Broschüre für die Beschäftigung älterer
Arbeitnehmer in Industrieunternehmen. Deshalb betreibt die WKÖ auch - gemeinsam mit der IV, der AK und dem
ÖGB - die Webseite www.arbeitundalter.at, auf der sich rund 50 österreichische Best Practice Beispiele
von Unternehmen finden, die alternsgerechtes Arbeiten im Betrieb umsetzen sowie Informationen über Förderung
und Beratung zur Umsetzung von alternsgerechtem Arbeiten. Dass die österreichische Wirtschaft ihre Verantwortung
gegenüber den älteren Beschäftigten wahrnimmt, belegen auch die Arbeitsmarktdaten von Ende September
2014 erneut deutlich: Die Beschäftigung der Personen 50+ hat im September 2014 um +35.000 gegenüber dem
vergleichbaren Vorjahresmonat zugenommen. Ausschließlich in diesem Segment (der über 50 jährigen)
stieg die Beschäftigung.
Aufgrund der demografischen Entwicklungen finde derzeit eine massive Veränderung in der Altersstruktur der
Beschäftigten statt, so Gleitsmann, welche besonders seit 2013 markant hervorsticht. Schon im Jahr 2013 profitierte
ausschließlich die Altersgruppe 50+ vom Beschäftigungsanstieg. Die Arbeitslosenquote 50+ liegt per Ende
September 2014 mit 8,1 Prozent trotz der starken Zunahme des Arbeitskräftepotenzials nur geringfügig
über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 7,6 Prozent. „Vor dem Hintergrund des massiven Beschäftigungsanstiegs
in der Altersgruppe 50+ ist der leicht stärkere Anstieg der Arbeitslosenquote bei der Generation 50+ eine
logische Folge. Je größer die arbeitsmarktaktive Gruppe ist, desto mehr Personen sind von Arbeitslosigkeit
betroffen“, erklärt Gleitsmann. „Ältere sind nicht häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als jüngere
Menschen. Werden Sie allerdings arbeitslos, so dauert es länger, bis sie wieder eine Beschäftigung aufnehmen
können“, so Gleitsmann weiter.
Die Zahlen zeigen klar, dass die Betriebe sehr viele ältere Menschen beschäftigen. Um eine weitere Anhebung
der Beschäftigungsquote Älterer zu erreichen, müssen einerseits Maßnahmen im Pensionssystem
greifen, um ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben zu verhindern. Denn noch immer möchte mehr als
die Hälfte aller Erwerbstätigen über 50 Jahre zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Pension
gehen, weil es die Rechtslage ermöglicht. Andererseits benötigen Betriebe positive Anreize, um auch mit
älteren Belegschaften international wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu zählen eine generelle Lohnnebenkostensenkung,
aber auch eine gezielte Entlastung bei Einstellung älterer Arbeitsloser sowie eine geförderte Beratung
hinsichtlich der Umsetzung alternsgerechten Arbeitens im Betrieb, damit möglichst viele weitere Unternehmen
zur Liste der Best Practice-Unternehmen hinzukommen.
„Hingegen wäre die Einführung einer verpflichtenden Beschäftigungsquote, wie sie derzeit in der
Diskussion rund um die Einführung des Malus gefordert wird, bürokratisch, sachlich nicht gerechtfertigt
und ein Eingriff in die unternehmerische Autonomie. Sie wäre gerade in der jetzigen Zeit das falsche Signal
für unsere Betriebe“, warnt Gleitsmann.
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