Frauenreferentinnen fordern Nationalen Aktionsplan (NAP) gegen Gewalt an Frauen
Innsbruck (lk) - Prävention von und Schutz vor Gewalt an Frauen stand im Zentrum der heurigen Landesfrauenreferentinnenkonferenz,
die dieses Mal in Anwesenheit von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und fünf Landesrätinnen sowie
erstmals der Südtiroler Chancengleichheitslandesrätin Martha Stocker in Tirol stattfand. Eine alarmierende
Studie der Europäischen Union ermittelte, dass 20 Prozent der Frauen in Österreich seit ihrem 15. Lebensjahr
körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, 35 Prozent eine Form der sexuellen Belästigung erlebt
haben und 15 Prozent Opfer von Stalking waren. „Um gemeinsam koordiniert und wirksam gegen Gewalt an Frauen –
aber auch deren Kinder – vorzugehen, fordert die Landesfrauenkonferenz die zügige Umsetzung des Nationalen
Aktionsplans gegen Gewalt an Frauen, an dem Bund, Länder und NGOs gemeinsam mitwirken“, berichtet die Gastgeberin,
Tirols Frauenlandesrätin Christine Baur.
Zu Gast war auch Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die die Realisierung des NAP Gewaltschutz
als eines ihre wichtigsten aktuellen Projekte ansieht: „Dieser NAP, ein Arbeitsprogramm im Bereich Gewaltschutz,
ist am 26. August einstimmig im Ministerrat beschlossen worden und kann sofort in Angriff genommen werden. Mit
den darin enthaltenen 64 Maßnahmen hat die Bundesregierung ein gemeinsames starkes Signal zum Schutz von
Frauen vor Gewalt gesetzt und einen klaren Fahrplan für 2014-2016 um den Gewaltschutz in Österreich zu
verbessern. Eingebundene Ressorts sind das BMJ, BMI, BMG, BMASK, BMeiA, BMFJ und das BMBF.“
Nationaler Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen
Dieser Nationale Aktionsplan sieht einerseits den leichten Zugang zu Gewaltschutzeinrichtungen sowie rasche Informationen
über Hilfsangebote für betroffene Frauen vor, andererseits aber auch Präventionsmaßnahmen
von Gewalt, eine stärkere Vernetzung von Bund, Ländern und Hilfseinrichtungen sowie die Qualifizierung
und Sensibilisierung von z.B. MitarbeiterInnen im Gesundheitssystem, der Polizei, der Justiz, der Kinder- und Jugendhilfe,
von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist auch die opferschutzorientierte Täterarbeit.
Mehrere wichtige Maßnahmen sind im Rahmen des NAP-Gewaltschutz, der vom BMBF koordiniert wird, vorgesehen:
- Kampagne „GewaltFREI leben. Verhinderung von (schwerer) Gewalt an Frauen“ (EU-Programm
PROGRESS – Gesamtsumme 400.000,-)
- Finanzierung des EU-Forschungsprojekt des Instituts für Konfliktforschung
zu „Chancen und Risken von Mediation und Tatausgleich bei Fällen häuslicher Gewalt“
- Projekte zur Bewusstseinsbildung und Prävention geschlechtsspezifischer
Gewalt an Frauen und Mädchen an Schulen (Broschüre Gender – Gleichstellung – Geschlechtergerechtigkeit
Finanzielle Beiträge und Einrichtung einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe zur opferorientierten
Täterarbeit unter Einbindung der Länder
„Diese von uns ins Leben gerufenen Maßnahmen sollen die Zukunft der Frauen gewaltfreier machen. Die gesamte
Bundesregierung bekennt sich ganz klar zu Null Toleranz gegenüber Gewalt an Frauen“, so die Bundesministerin
abschließend.
Prävention gegen ungewollte Schwangerschaften
Ein weiteres Thema der Landesfrauenreferentinnenkonferenz war die Prävention vor ungewollten Schwangerschaften.
„Eine Befragung von Frauen an der Gynmed-Ambulanz in Salzburg, dem Gynmed-Ambulatorium in Wien und der gynäkologische
Abteilung des Landeskrankenhauses in Korneuburg hat ergeben, dass ein großes Wissensdefizit bei der Verhütung
besteht. Neben der Verhütung auf Krankenschein braucht es begleitend dazu auch eine breite Informationsoffensive
über Verhütungsmethoden, die an Schulen, in Frauenberatungseinrichtungen und auch in verschiedenen Sprachen
durchgeführt werden soll“, zeigt Baur auf. Im Bereich der Bildung gibt es bereits mehrere Projekte zu diesem
Thema. Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek präsentierte vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Bundesjugendvertretung
einen neuen Spot unter dem Titel ,RDN WR KLRSEX‘. „Ich stelle außerdem 100 Verhütungskoffer für
Schulen zur Verfügung. Die Kosten dafür übernehme ich. Die Pädagoginnen und Pädagogen
müssen sich nur mit dem Bürgerservice des Bildungsministeriums in Verbindung setzen.“
Rollenklischees überwinden
Geht es nach den Frauenreferentinnen der Länder, soll der Prägung von Rollenklischees und geschlechterspezifischen
Stereotypen bereits im vorschulischen und schulischen Bildungsbereich entgegengewirkt werden. „Kinder und Jugendliche
müssen die Möglichkeit erhalten, ihre Interessen, Potenziale und Handlungsspielräume jenseits geschlechtsspezifischer
Rollenzuschreibungen zu entwickeln und auszubauen“, erläutert Baur die Idee hinter der geschlechtersensiblen
Bildung und Berufsorientierung. Aus diesem Grund soll sowohl im Unterricht, als auch bei Berufsorientierungsinformationen
und –projekten ein Augenmerk auf Chancengleichheit gelegt werden.
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