Gewaltschutz zentrales Thema bei
 Landesfrauenreferentinnenkonferenz

 

erstellt am
27. 10. 14
10.00 MEZ

Frauenreferentinnen fordern Nationalen Aktionsplan (NAP) gegen Gewalt an Frauen
Innsbruck (lk) - Prävention von und Schutz vor Gewalt an Frauen stand im Zentrum der heurigen Landesfrauenreferentinnenkonferenz, die dieses Mal in Anwesenheit von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und fünf Landesrätinnen sowie erstmals der Südtiroler Chancengleichheitslandesrätin Martha Stocker in Tirol stattfand. Eine alarmierende Studie der Europäischen Union ermittelte, dass 20 Prozent der Frauen in Österreich seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, 35 Prozent eine Form der sexuellen Belästigung erlebt haben und 15 Prozent Opfer von Stalking waren. „Um gemeinsam koordiniert und wirksam gegen Gewalt an Frauen – aber auch deren Kinder – vorzugehen, fordert die Landesfrauenkonferenz die zügige Umsetzung des Nationalen Aktionsplans gegen Gewalt an Frauen, an dem Bund, Länder und NGOs gemeinsam mitwirken“, berichtet die Gastgeberin, Tirols Frauenlandesrätin Christine Baur.

Zu Gast war auch Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die die Realisierung des NAP Gewaltschutz als eines ihre wichtigsten aktuellen Projekte ansieht: „Dieser NAP, ein Arbeitsprogramm im Bereich Gewaltschutz, ist am 26. August einstimmig im Ministerrat beschlossen worden und kann sofort in Angriff genommen werden. Mit den darin enthaltenen 64 Maßnahmen hat die Bundesregierung ein gemeinsames starkes Signal zum Schutz von Frauen vor Gewalt gesetzt und einen klaren Fahrplan für 2014-2016 um den Gewaltschutz in Österreich zu verbessern. Eingebundene Ressorts sind das BMJ, BMI, BMG, BMASK, BMeiA, BMFJ und das BMBF.“

Nationaler Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen
Dieser Nationale Aktionsplan sieht einerseits den leichten Zugang zu Gewaltschutzeinrichtungen sowie rasche Informationen über Hilfsangebote für betroffene Frauen vor, andererseits aber auch Präventionsmaßnahmen von Gewalt, eine stärkere Vernetzung von Bund, Ländern und Hilfseinrichtungen sowie die Qualifizierung und Sensibilisierung von z.B. MitarbeiterInnen im Gesundheitssystem, der Polizei, der Justiz, der Kinder- und Jugendhilfe, von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist auch die opferschutzorientierte Täterarbeit.

Mehrere wichtige Maßnahmen sind im Rahmen des NAP-Gewaltschutz, der vom BMBF koordiniert wird, vorgesehen:

  • Kampagne „GewaltFREI leben. Verhinderung von (schwerer) Gewalt an Frauen“ (EU-Programm PROGRESS – Gesamtsumme 400.000,-)
  • Finanzierung des EU-Forschungsprojekt des Instituts für Konfliktforschung zu „Chancen und Risken von Mediation und Tatausgleich bei Fällen häuslicher Gewalt“
  • Projekte zur Bewusstseinsbildung und Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt an Frauen und Mädchen an Schulen (Broschüre Gender – Gleichstellung – Geschlechtergerechtigkeit

Finanzielle Beiträge und Einrichtung einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe zur opferorientierten Täterarbeit unter Einbindung der Länder

„Diese von uns ins Leben gerufenen Maßnahmen sollen die Zukunft der Frauen gewaltfreier machen. Die gesamte Bundesregierung bekennt sich ganz klar zu Null Toleranz gegenüber Gewalt an Frauen“, so die Bundesministerin abschließend.

Prävention gegen ungewollte Schwangerschaften
Ein weiteres Thema der Landesfrauenreferentinnenkonferenz war die Prävention vor ungewollten Schwangerschaften. „Eine Befragung von Frauen an der Gynmed-Ambulanz in Salzburg, dem Gynmed-Ambulatorium in Wien und der gynäkologische Abteilung des Landeskrankenhauses in Korneuburg hat ergeben, dass ein großes Wissensdefizit bei der Verhütung besteht. Neben der Verhütung auf Krankenschein braucht es begleitend dazu auch eine breite Informationsoffensive über Verhütungsmethoden, die an Schulen, in Frauenberatungseinrichtungen und auch in verschiedenen Sprachen durchgeführt werden soll“, zeigt Baur auf. Im Bereich der Bildung gibt es bereits mehrere Projekte zu diesem Thema. Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek präsentierte vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Bundesjugendvertretung einen neuen Spot unter dem Titel ,RDN WR KLRSEX‘. „Ich stelle außerdem 100 Verhütungskoffer für Schulen zur Verfügung. Die Kosten dafür übernehme ich. Die Pädagoginnen und Pädagogen müssen sich nur mit dem Bürgerservice des Bildungsministeriums in Verbindung setzen.“

Rollenklischees überwinden
Geht es nach den Frauenreferentinnen der Länder, soll der Prägung von Rollenklischees und geschlechterspezifischen Stereotypen bereits im vorschulischen und schulischen Bildungsbereich entgegengewirkt werden. „Kinder und Jugendliche müssen die Möglichkeit erhalten, ihre Interessen, Potenziale und Handlungsspielräume jenseits geschlechtsspezifischer Rollenzuschreibungen zu entwickeln und auszubauen“, erläutert Baur die Idee hinter der geschlechtersensiblen Bildung und Berufsorientierung. Aus diesem Grund soll sowohl im Unterricht, als auch bei Berufsorientierungsinformationen und –projekten ein Augenmerk auf Chancengleichheit gelegt werden.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at