Bietergemeinschaft Jabornegg & Pálffy_AXIS stellte „Gesamtlösungsansatz“ mit
ersten Plänen und Visualisierungen des Sanierungskonzepts vor
Wien (pk) - In einem Pressegespräch präsentierte Nationalratspräsidentin Doris Bures am 23.10.
das Generalplaner-Team für die Sanierung des Parlamentsgebäudes, Jabornegg & Pálffy_AXIS.
Die in Wien ansässige Bietergemeinschaft ging Ende August aus dem 18 Monate dauernden europaweiten Vergabeverfahren
als Bestbieter hervor und ist nun mit der Planung der nachhaltigen Sanierung des Parlamentsgebäudes beauftragt.
Gesetzliche Grundlage dafür ist das im Juli 2014 von allen sechs Fraktionen einstimmig beschlossene Parlamentsgebäudesanierungsgesetz.
Überschauende und hierarchisch stimmige Gesamtkonzeption
Als Vorsitzender der Auswahlkommission begründete Architekt Ernst Beneder die Auftragsvergabe mit der "überzeugenden
Kohärenz und Haltung auf allen Bearbeitungsebenen", die der Entwurfsansatz von Jabornegg & Pálffy_AXIS
aufweise. "Die wesentlichen Räume und Raumzonen der historischen Gebäudestruktur werden im Sinne
Theophil Hansens weitgehend erhalten. Die gegenwartsbezogenen Interventionen fügen sich darin ein, wobei die
Hierarchien der Raumabfolgen und die Klarheit des Erschließungssystems besonders berücksichtigt werden",
erläuterte Beneder die Juryentscheidung. In dieser heißt es zusammenfassend: "Aus der grundsätzlichen
Herangehensweise und der damit vermittelten Haltung ist eine glaubhafte Auseinandersetzung mit dem historischen
Bestand erkennbar. Alle Eingriffe und Umbaumaßnahmen lassen eine überschauende und hierarchisch stimmige
Gesamtkonzeption erwarten, die lediglich in der Materialisierung sowie in manchen konstruktiven Detailansätzen
noch einer Verfeinerung bedarf."
Sanierungsprojekt im Zeitplan
Anlässlich der Vorstellung des Generalplaner-Teams zeigte sich Nationalratspräsidentin Bures erfreut
darüber, dass die Parlamentssanierung von allen Parlamentsfraktionen vollinhaltlich mitgetragen wird, die
Generalplanersuche ohne Verzögerungen abgeschlossen werden konnte und das Großprojekt damit im Zeitplan
liegt. "Die Sanierung des historischen Parlamentsgebäudes ist eine Jahrhundertaufgabe mit langen Vorlaufzeiten.
Diese solide Vorbereitung ist nichts für Ungeduldige, aber eine gewissenhafte Planung ist die beste Voraussetzung
für eine rasche und effiziente Bauphase sowie ein qualitätsvolles Ergebnis", so Bures. "Jabornegg
& Pálffy_AXIS werden aufgrund ihrer Qualifikationen und Erfahrungen sowie ihrer intensiven Auseinandersetzung
mit dieser komplexen Aufgabenstellung einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, das Gebäude innerhalb der vorgegebenen
Parameter behutsam zu renovieren", führte die Nationalratspräsidentin weiter aus.
Entwurfsansatz entspricht Bedürfnis nach Transparenz und zeitgemäßem Parlamentarismus
Das Generalplaner-Team Jabornegg & Pálffy_AXIS, vertreten durch die Architekten Christian Jabornegg
und András Pálffy sowie Zivilingenieur Ortfried Friedreich, freut sich auf die bevorstehenden Herausforderungen.
"Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, die Sanierung des Hohen Hauses planen zu dürfen. Gerade dort, wo neue
Elemente zu integrieren sind, ist es uns besonders wichtig, dem architektonischen Konzept Theophil Hansens gerecht
zu werden und die Stimmigkeit des Gesamtensembles zu wahren", so Pálffy. "Neben der substanziellen
Instandsetzung des Parlaments geht es vor allem darum, mit dem erweiterten räumlichen Angebot dem zunehmenden
öffentlichen Bedürfnis nach Information und Transparenz vor Ort zu entsprechen", ergänzte Jabornegg.
Zugleich sei zentrales Planungsziel, die Arbeitsbedingungen für Abgeordnete und MitarbeiterInnen auf einen
zeitgemäßen Standard im Sinne eines modernen Parlamentarismus zu heben.
"Die Sanierung Parlament ist durch die Herausforderungen hinsichtlich Energieoptimierung, Ressourcenschonung,
Abfallminimierung, notwendiger Recyclingkonzepte, der Erfüllung von Brandschutz- und Erdbebensicherheitsaspekten
sowie dem Nachhaltigkeitsgedanken gekennzeichnet", erläuterte Friedreich. "Eine nachhaltige Instandsetzung
ist insbesonders jene, die ein ausgewogenes Verhältnis von Aufwand und Wirkung erreicht und den Nutzerkomfort,
die höchsten gestalterischen Ansprüche und die Bürgerakzeptanz als wichtige Prämissen einbeziehen."
Rund 20 Personen werden nun im Kernteam von Jabornegg & Pálffy_AXIS, die unter anderem bereits für
sensible Um- und Zubauprojekte wie das Museum Stift Altenburg, das Museum am Judenplatz, der Schoellerbank im Palais
Rothschild, BRG Wien 9 Wasagasse oder die Sanierung der Universität Wien verantwortlich zeichneten, an der
Ausarbeitung des Vorentwurfs beteiligt sein.
Erste Pläne und Visualisierung des Sanierungskonzepts
Im Zuge der Präsentation wurden auch die ersten Pläne und Visualisierungen für die baulichen Erweiterungen
des Parlamentsgebäudes vorgestellt, schließlich sieht das Konzept für die nachhaltige Sanierung
unter anderem im vollständig sanierungsbedürftigen Dachbereich eine Erschließung ungenutzter Flächen
vor. Als sichtbares Symbol für mehr Transparenz soll der Nationalratssitzungssaal nach oben hin geöffnet
werden. Bei diesen ersten Bildern handelt es sich um einen – aus dem Vergabeverfahren stammenden – "Entwurfsansatz"
für die Gebäudesanierung, den es nun im Zuge der weiteren Planungen gemeinsam mit dem Auftraggeber zu
konkretisieren gilt. Aufgrund der im Parlamentsgebäudesanierungsgesetz vorgegebenen Kostenobergrenze von 352,2
Mio. Euro kann es bis zur Fertigstellung des Gebäudes noch zu Änderungen kommen, um das per Gesetz eingezogene
Kostenlimit verlässlich einzuhalten.
Ausweichflächen sollen in den nächsten Monaten feststehen
Nationalratspräsidentin Bures gab abschließend einen Ausblick auf die nächsten Projektschritte.
Das Generalplaner-Team hat nun unter Einbindung der Nutzergremien des Sanierungsprojekts rund ein Jahr Zeit für
die Ausarbeitung eines Vorentwurfs, anschließend daran folgen die weiteren Entwurfs- und Detailplanungen,
auf deren Basis dann die eigentlichen Sanierungsarbeiten ausgeschrieben werden. "Wir liegen im Zeitplan und
sind zuversichtlich, im Laufe des Jahres 2017 mit den Bauarbeiten beginnen zu können", so Bures.
Weit vorangeschritten, so die Präsidentin, sei auch die Suche nach Büro- und Sitzungsräumlichkeiten,
die für die Dauer der Umbau- und Sanierungsarbeiten als Ausweichflächen benötigt werden. Während
der parlamentarische Sitzungsbetrieb in dieser Zeit weitgehend in der Hofburg angesiedelt werden soll, sucht das
Parlament für den restlichen Betrieb nach Büroflächen in der näheren Umgebung. Dazu Bures:
"Wir arbeiten derzeit an der entsprechenden Entscheidungsvorlage, die Raumlösung sollte in den nächsten
Monaten feststehen." Neben diesen aktuellen Kernaufgaben ist außerdem in der ersten Novemberhälfte
eine Ausstellung im Palais Epstein geplant, um alle im Rahmen der Generalplanersuche eingereichten Projekte zu
präsentieren.
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