Sklaven für Krieg und Fortschritt

 

erstellt am
23. 10. 14
10.00 MEZ

Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation im Salzburger Landesarchiv / Ausstellung bis Ende April 2015
Salzburg (lk) - Es begann mit einem verrosteten Knäuel Stacheldraht und führte zur Eröffnung einer viel beachteten Ausstellung mit umfangreicher Publikation. Diesen Weg zeichnete der Direktor des Salzburger Landesarchivs, Dr. Oskar Dohle, am 22.10. bei der Eröffnung der Ausstellung "Sklaven für Krieg und Fortschritt – Zwangsarbeit und Kraftwerksbau in Salzburg 1939 bis 1945" in den Räumen des Landesarchivs in Salzburg nach. Gleichzeitig erschien der gleichnamige Begleit- und Quellenband als Nummer 23 in der Schriftenreihe des Landesarchivs. "Die Publikation ist zudem ein Quellenband zum Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus im Bundesland Salzburg", erklärte Dohle.

Mag. Gerda Dohle, die gemeinsam mit ihrem Gatten Oskar Dohle für das die Ausstellung begleitende Buch verantwortlich zeichnet, erläuterte, dass im damaligen Reichsgau Salzburg strukturbedingt große Rüstungsbetriebe fehlten. Daher kamen während des Zweiten Weltkrieges Kriegsgefangene, "zivile" ausländische Arbeitskräfte und KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter vor allem in der Landwirtschaft und beim Bau von Kraftwerken und wichtigen Straßenverbindungen (Reichsautobahn) zum Einsatz. Ab Herbst 1944 wurden sie nach Luftangriffen unter Lebensgefahr auch zu Aufräumungsarbeiten und zur Beseitigung nicht explodierter Fliegerbomben herangezogen. "Während in der Landwirtschaft Zwangsarbeiter zumeist bei ihren Arbeitgebern wohnten, waren sie auf den großen Kraftwerksbaustellen in Lagern untergebracht, die sich teilweise in hochalpinem Gelände befanden und nur unzulänglich als Unterkunft über das ganze Jahr, also auch im Winter, geeignet waren. Viele dieser Sklavenarbeiter wurden Opfer der menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen", so Gerda Dohle.

Besonders schlimm war das Schicksal der aus Osteuropa verschleppten KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, "da sie auf Grund der verbrecherischen NS-Rassenideologie ungleich schlechter behandelt wurden als Arbeitskräfte aus Westeuropa. Sie galten als minderwertig", sagte die Koautorin.

Beklemmendes Bild der Arbeitsbedingungen
Viele Abbildungen von Archivalien und vor allem bisher unveröffentlichte historische Fotografien von den hochalpinen Baustellen vermitteln ein beklemmendes Bild der Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser oftmals aus ihrer Heimat verschleppten Sklavenarbeiter. Ein Überblick über die Tätigkeit des Salzburger Landesarchivs von 2000 bis 2004 als Clearingstelle im Sinne des Versöhnungsfonds-Gesetzes für die Entschädigungszahlungen für ehemalige Sklavenarbeiter während der NS-Zeit rundet die Publikation ab und schafft eine Verbindung zur Gegenwart.

"Das Buch und die Ausstellung tragen dazu bei, dass die Leistungen der NS-Sklavenarbeiter und das an ihnen verübte Unrecht über die Fachwissenschaft hinaus einer möglichst breiten Öffentlichkeit bekannt werden", so Oskar Dohle. Ein Ziel des Buches sei eine erste Basisinformation für Archivbenutzerinnen und -benutzer, die sich mit diesem komplexen Thema beschäftigen. "Damit soll dieses Buch über das Ende der Ausstellung hinaus seinen wissenschaftlichen Wert für die Zeitgeschichtsforschung beibehalten.

Zeugnis des Unrechtsregimes im Landesarchiv
Der verrostete Knäuel Stacheldraht vom Arbeitskommando Weißsee des Konzentrationslagers Dachau wurde vom Salzburger Gletscherforscher Univ.-Prof. Dr. Heinz Slupetzky bei seinen Forschungen in der Nähe der Rudolfshütte gefunden. Slupetzky schenkte dieses Zeugnis des Unrechtsregimes dem Landesarchiv. Die Verantwortlichen für die Gestaltung der Ausstellung um den leitenden Restaurator des Landesarchivs, Nikolaus Pfeiffer, erkannten den Wert des Geschenks und vergrößerten deshalb den Umfang der Ausstellung.

Die Ausstellung ergänzt die Arge-Alp-Wanderausstellung "Alpen unter Strom – L'energia delle Alpi", die seit Herbst 2013 in Archiven in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz zu sehen ist. Die Wanderausstellung "Alpen unter Strom" ist bis 19. Dezember 2014 im Sonder-Leseraum und die Ausstellung "Sklaven für Krieg und Fortschritt" bis Ende April 2015 kostenlos im Foyer des Salzburger Landesarchivs, Michael-Pacher-Straße 40, 5020 Salzburg, zu sehen. Öffnungszeiten sind montags, dienstags und donnerstags von 8.30 bis 12.00 Uhr und von 13.00 bis 17.00 Uhr, mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.00 Uhr.

 

 

 

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