Pressegespräch mit Synoden-Bilanz: Auftrag "fact finding" weitgehend erfüllt
- Mediale Engführung auf Wiederverheirateten-Kommunion und Homo-Partnerschaften aber auch in Synode
Wien (kap) - Einen an Medien und Kirche gleichermaßen gerichteten Appell, den vorherrschenden "Tunnelblick"
auf die Themen Ehe und Familie zu weiten, hat Kardinal Christoph Schönborn in einer Bilanz zur außerordentlichen
Bischofssynode im Vatikan gerichtet. In einem Pressegespräch erklärte Schönborn am 20.10., der als
Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz sowie als Mitglied des Synodenrates an der zweiwöchigen
Bischofsversammlung teilnahm, diese habe den Auftrag des "fact finding" - also der realistischen Bestandsaufnahme
- rund um Ehe und Familie weitgehend erfüllt. Freilich habe sich die mediale Engführung auf zwei Themen,
nämlich der Kommunionsempfang von wiederverheiratet Geschiedenen und Homo-Partnerschaften, auch in der Synode
widergespiegelt, "als gebe es nur diese beiden".
Schönborn selbst habe mehrfach darauf gedrängt, das stets involvierte familiäre Umfeld partnerschaftlicher
Beziehungen verstärkt in den Blick zu nehmen und auch Alleinerziehende, Scheidungswitwen bzw. -witwer oder
Kinder in Patchworkfamilien zu beachten und begleiten, berichtete der Kardinal. "Richtet euren Blick zuerst
in das Wohnzimmern und nicht in das Schlafzimmer", sei die Devise einer Synodenteilnehmerin gewesen, die sich
laut Schönborn die Bischöfe zu Herzen nehmen sollten. Gleichzeitig betonte der Kardinal, dass mit der
Wahl des Themas für die Bischofssynode klar wurde, welch hohen und fundamentalen Stellenwert der Familie durch
die Kirche beigemessen werde gerade angesichts ihrer starken Bedrohungen.
Großes Echo habe bei der Synode auch sein Vorschlag gefunden, "semina verbi" bzw. "Spuren
Christi" ähnlich wie in nichtkatholischen Kirchen bzw. nichtchristlichen Religionsgemeinschaften auch
in Beziehungen abseits des katholischen Eheideals zu sehen. Dieser "theologische Schlüssel" habe
zwar keinen expliziten Eingang in das Abschlussdokument gefunden, wohl aber der auch von Papst Franziskus nahegelegte
"positive Blick auf das, was da ist" und nicht nur auf das, was fehlt.
Der auch vom Papst in seiner Schlussansprache vorgezeichnete "Weg des Evangeliums" liegt nach den Worten
des Kardinals zwischen dem Hochhalten des Eheideals einschließlich der Unauflöslichkeit einerseits und
der aufmerksamen seelsorglichen Begleitung "unvollkommener" Bindungsformen andererseits. Jesus selbst
habe sowohl betont, "was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen", als auch eine Ehebrecherin
gegen den sturen Legalismus der Pharisäer ("Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein")
verteidigt.
Ein kirchlicher Blickwechsel mit einer positiven Sicht auf die Lebensrealität der Menschen löse bei manchen
Kirchenverantwortlichen Angst aus, berichtete der Kardinal. Es gebe die durchaus nicht unberechtigte Sorge, dass
damit etwas von der Ernsthaftigkeit des Ideals verlorengeht. Papst Franziskus selbst sei deswegen derzeit einer
"massiven Angriffswelle" ausgesetzt, wie Schönborn wörtlich sagte.
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