Schönborn-Appell: "Tunnelblick" auf
 Ehe und Familie weiten

 

erstellt am
21. 10. 14
10.00 MEZ

Pressegespräch mit Synoden-Bilanz: Auftrag "fact finding" weitgehend erfüllt - Mediale Engführung auf Wiederverheirateten-Kommunion und Homo-Partnerschaften aber auch in Synode
Wien (kap) - Einen an Medien und Kirche gleichermaßen gerichteten Appell, den vorherrschenden "Tunnelblick" auf die Themen Ehe und Familie zu weiten, hat Kardinal Christoph Schönborn in einer Bilanz zur außerordentlichen Bischofssynode im Vatikan gerichtet. In einem Pressegespräch erklärte Schönborn am 20.10., der als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz sowie als Mitglied des Synodenrates an der zweiwöchigen Bischofsversammlung teilnahm, diese habe den Auftrag des "fact finding" - also der realistischen Bestandsaufnahme - rund um Ehe und Familie weitgehend erfüllt. Freilich habe sich die mediale Engführung auf zwei Themen, nämlich der Kommunionsempfang von wiederverheiratet Geschiedenen und Homo-Partnerschaften, auch in der Synode widergespiegelt, "als gebe es nur diese beiden".

Schönborn selbst habe mehrfach darauf gedrängt, das stets involvierte familiäre Umfeld partnerschaftlicher Beziehungen verstärkt in den Blick zu nehmen und auch Alleinerziehende, Scheidungswitwen bzw. -witwer oder Kinder in Patchworkfamilien zu beachten und begleiten, berichtete der Kardinal. "Richtet euren Blick zuerst in das Wohnzimmern und nicht in das Schlafzimmer", sei die Devise einer Synodenteilnehmerin gewesen, die sich laut Schönborn die Bischöfe zu Herzen nehmen sollten. Gleichzeitig betonte der Kardinal, dass mit der Wahl des Themas für die Bischofssynode klar wurde, welch hohen und fundamentalen Stellenwert der Familie durch die Kirche beigemessen werde gerade angesichts ihrer starken Bedrohungen.

Großes Echo habe bei der Synode auch sein Vorschlag gefunden, "semina verbi" bzw. "Spuren Christi" ähnlich wie in nichtkatholischen Kirchen bzw. nichtchristlichen Religionsgemeinschaften auch in Beziehungen abseits des katholischen Eheideals zu sehen. Dieser "theologische Schlüssel" habe zwar keinen expliziten Eingang in das Abschlussdokument gefunden, wohl aber der auch von Papst Franziskus nahegelegte "positive Blick auf das, was da ist" und nicht nur auf das, was fehlt.

Der auch vom Papst in seiner Schlussansprache vorgezeichnete "Weg des Evangeliums" liegt nach den Worten des Kardinals zwischen dem Hochhalten des Eheideals einschließlich der Unauflöslichkeit einerseits und der aufmerksamen seelsorglichen Begleitung "unvollkommener" Bindungsformen andererseits. Jesus selbst habe sowohl betont, "was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen", als auch eine Ehebrecherin gegen den sturen Legalismus der Pharisäer ("Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein") verteidigt.

Ein kirchlicher Blickwechsel mit einer positiven Sicht auf die Lebensrealität der Menschen löse bei manchen Kirchenverantwortlichen Angst aus, berichtete der Kardinal. Es gebe die durchaus nicht unberechtigte Sorge, dass damit etwas von der Ernsthaftigkeit des Ideals verlorengeht. Papst Franziskus selbst sei deswegen derzeit einer "massiven Angriffswelle" ausgesetzt, wie Schönborn wörtlich sagte.

 

 

 

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