Wien (oesterreichwein) - Schwierige Witterungsverhältnisse, viel Niederschlag und wenig Sonnenstunden erforderten
von Österreichs Winzern heuer besonders viel Sorgfalt und erhöhten Arbeitsaufwand im Weingarten um gesunde
und reife Trauben zu ernten. Die Erntemenge wird erneut deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt liegen,
jedoch dürfen wir uns mit dem österreichischen Weinjahrgang 2014 auf frische, sehr fruchtige und angenehm
trinkbare Weine freuen.
Der Wettergott war in diesem Jahr den österreichischen Winzern nicht sehr zugetan. Die optimistischen Aussichten
durch einen milden Winter und ein warmes Frühjahr wurden durch geringe Winterfeuchte und teilweise starke
Trockenheit bis April etwas getrübt. Danach holten die Niederschläge auf – mit dem nassesten Mai seit
1820 der auch kühler als im langjährigen Durchschnitt war. Dennoch führten der warme Jahresbeginn
und ein gutes Blütewetter zu einem Vegetationsvorsprung. Nach einer Hitzewelle Anfang Juni gab es dann aber
einen Sommer mit weniger Sonne und sehr vielen Niederschlägen, die den Vorsprung wieder schwinden ließen.
Die Hoffnungen auf gutes Lesewetter im September wurden sehr enttäuscht. Die vielen Niederschläge bedeuteten
vielmehr erhöhten Fäulnisdruck und wesentlich mehr Arbeitsstunden im Weingarten, um in mehreren Lesedurchgängen
eine Selektion der Trauben je nach Gesundheitszustand vorzunehmen. Dem entsprechend war heuer auch im Keller höchste
Aufmerksamkeit und Fachkenntnis gefordert. Der Erfolg: ein sehr fruchtig - frischer und leicht zu trinkender Jahrgang
erwartet uns! Einziger Wermutstropfen: Auch die Erntemenge 2014 - mit per Ende Oktober geschätzten 2,14 Mio.
Hektolitern - wird erneut weit unter dem zehnjährigen Durchschnitt liegen.
Niederösterreich
Das warme Frühjahr zeichnete sich gerade im Weinviertel durch eine anhaltende Trockenperiode aus, die nicht
nur dem Weinbau große Sorge bereitete. Erst der Mai brachte dann überall Regen – aber gleich doppelt
so viel als üblich. Auch im trüben August gab es die zweifache Regenmenge und viel bewölktes Wetter.
Ebenso verlief der September – es gab keine zwei Tage hintereinander ohne Regen. Dies war einerseits für die
Reifezunahme nicht förderlich, andererseits führte es zu hohem Fäulnisdruck, sodass erhöhter
Aufwand bei der Lese mit mehrmaligen Durchgängen vonnöten war, um die gesunden Trauben herauszulesen.
Erfreulicherweise hatten die Winzer zumindest nicht unter der Kirschessigfliege zu leiden, die in anderen europäischen
Weinbauländern starke Schäden verursachte. Erst im Oktober besserte sich das Wetter. Belastend waren
nicht nur die mehrmaligen Lesedurchgänge, sondern auch die lange Lesedauer. In manchen Gebieten wird Ende
Oktober immer noch auf höhere Gradationen zugewartet.
Die Weine selbst zeigen sich trotz aller Schwierigkeiten ausgeglichen, da durch die gemäßigte Gradationszunahme
ein reifebedingter Säureabbau stattfand. So sind die heuer etwas leichteren Weine bereits mit einer harmonischen
Säure ausgestattet, die – wenn überhaupt - nur einer geringen Feinkorrektur bedürfen wird. Die moderate
Reife dieses Jahres führt auch dazu, dass der Grüne Veltliner weithin sein typisches Pfefferl aufweist,
das bei höheren Reifestadien üblicherweise zugunsten tropischer Noten und Würzigkeit eher in den
Hintergrund tritt. Auch die Rieslinge sind heuer sehr harmonisch wenn auch leichter im Alkohol, obwohl doch einige
Reserven und Smaragde geerntet wurden. Die Rotweine liegen ebenfalls auf dieser Charakterlinie: Fruchtig und feingliedrig.
Somit präsentieren sich die niederösterreichischen Weine heuer frisch – fruchtbetont, typisch und leicht
trinkbar.
Burgenland
Die Weinbaugebiete im Burgenland blieben weitgehend von der Trockenheit verschont, allerdings war der Blüteverlauf
nicht optimal. Das führte zu viel Verrieselung, was einerseits zwar schmerzvolle Ertragsminderungen von 25
bis 40 Prozent mit sich brachte, aber andererseits bei den großen Regenmengen im Herbst von Vorteil war,
da sich die größer werdenden Beeren nicht gegenseitig aufdrückten und damit die Fäulnis nicht
gefördert wurde. Gewitter und Hagelschläge trugen leider ebenfalls dazu bei, dass die Erntemenge heuer
etwas geringer ausfallen wird.
Zweigelt wurde vielerorts relativ zeitig gelesen, um noch gesunde Trauben in den Keller zu bringen. So waren
heuer auch vermehrt Erntemaschinen im Einsatz um die guten Wetterphasen auszunützen. Im Vergleich zu vielen
anderen Rebsorten war Blaufränkisch heuer begünstigt, da er lockerbeerig, eher dickschalig und spät
reif ist. Daher konnte im gesamten Burgenland, besonders im Mittelburgenland und am Eisenberg beim Blaufränkisch
- wenn auch mit geringerer Mengenerwartung - wesentlich gelassener zugewartet werden. Als Ende September dort die
Lese langsam begann, war sie im Seewinkel bis auf die Prädikatsweine schon weitgehend abgeschlossen. Die gradationsmäßigen
Erwartungen wurden weitgehend erfüllt, der obere Qualitätsweinbereich durchaus auch erreicht. Wenn auch
in diesem Jahr die Essigfliege generell sehr lästig war, bedeutete sie auch im Burgenland kein Problem. Für
die Prädikatsweine konnten alle Gradationen bis zur Trockenbeerenauslese gelesen werden, gute Selektion war
aber auch hier nötig, um nur die „schöne“ Botrytis in den Keller zu bringen.
Auch die burgenländischen Weine zeichnen sich 2014 durch eine ansprechende Fruchtigkeit und leichte Trinkbarkeit
aus. Die leichtere Stilistik - auch im Rotweinbereich – wird die Weine besonders in der Jugend sehr zugänglich
machen.
Steiermark
Auch im südlichsten Weinbauland wird in Summe mit einer um 20% geringeren Erntemenge gerechnet. Der Witterungsverlauf
war ähnlich, auch hier musste peinlich genau und mit zwei- bis dreifachem höherem Arbeitsaufwand ausgelesen
werden, um die Fäulnis in den Griff zu bekommen, die sich wie ein Vogelschwarm von der Südoststeiermark
ausgehend weiter verbreitete. Interessanterweise blieben die Sorten Welschriesling und Sauvignon Blanc weitgehend
unbehelligt, während Muskateller und Weißburgunder deutliche Einbußen zu verzeichnen hatten.
Ein großer Hagelschlag zu Anfang September in der Oststeiermark war noch die „Zugabe“ zum heurigen mäßigen
Wetterverlauf.
Die steirischen Weine präsentieren sich frisch und mit fruchtiger Typizität. Hervorzuheben ist die gute
Säurestruktur, die zusammen mit dem nicht zu hohen Alkoholgehalt ein anregendes Geschmackserlebnis bieten
wird.
Wien
Das Weinbaugebiet Wien kann vom gleichen Wetterverlauf wie in den anderen Weinbaugebieten berichten – mit einer
schmerzlichen Ausnahme: Ein starker Hagelsturm am 24. Mai führte dazu, dass die 180 Hektar Rebfläche
der bekannten „drei Berge“ – Nußberg, Reisenberg und Hungerberg - teilweise bis über 60 Prozent geschädigt
wurden. Ansonsten war es auch für die Wiener Betriebe heuer eine große Herausforderung, bei der langen
Lesedauer die vermehrt nötige Arbeit in Weingarten und Keller erfolgreich zu bewältigen.
Vom „Jungen Wiener“ bis zu den bekannten Riedenweinen und dem „Wiener Gemischten Satz“ wird uns auch in Wien ein
fruchtiger und nicht zu üppiger Jahrgang erwarten, der sich durch Harmonie und Trinkspaß auszeichnet.
„Der kühle und feuchte Verwitterungsverlauf des bisherigen Weinjahres 2014 erforderte von den österreichischen
Winzern höchstes Maß an sorgfältiger Arbeit in mehreren Lesedurchgängen, um gesundes und reifes
Traubenmaterial zu erhalten“ kommentiert Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing
die schwierigen Lesebedingungen 2014. „Die Erntemenge wird durch den hohen Selektionsbedarf erneut unterdurchschnittlich
ausfallen. Derzeit geht die Statistik Austria von einer Menge von 2,14 Mio. Hektoliter aus. Unsere Paraderebsorte
Grüner Veltliner scheint vom günstigen Wetterverlauf seit Mitte September zu profitieren und verspricht
überraschend gute Qualitäten. In Summe freuen wir uns auf schöne, fruchtig-elegante Weine, wobei
aber besonders im Reserve-Bereich mit geringeren Mengen zu rechnen sein wird.
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