5. Tiroler Integrationsenquete

 

erstellt am
31. 10. 14
10.00 MEZ

Motto "erinnern – verstehen – anerkennen" – LRin Baur: „Die Geschichte Tirols ist auch eine Geschichte der Migration“
Innsbruck (lk) - Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Österreich ein Abkommen mit der Türkei zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte unterzeichnet hat, dem zwei Jahre später ein weiteres Anwerbeabkommen mit dem damaligen Jugoslawien folgte. „Österreich verdankt den Wirtschaftsaufschwung der 1960er- und 1970er-Jahre in beträchtlichem Ausmaß den sogenannten Gastarbeitern, die damals zu uns gekommen sind“, erinnert Integrationslandesrätin Christine Baur. 50 Jahre nach der Unterzeichnung des zwischenstaatlichen Abkommens leben heute rund 186.000 Menschen türkischer Herkunft in Österreich. „Viele der damaligen Gastarbeiter und ihre Nachkommen haben hier eine neue Heimat gefunden und sind somit Teil der Tiroler Geschichte und Gegenwart. Das Verstehen und Anerkennen dieser Geschichte als eine gemeinsame und das Teilen von gemeinsamen Erinnerungen ist wichtig für die Wahrnehmung von Zugewanderten als Teil unserer Gesellschaft, für ihre Identifikation mit ihr und damit für ein funktionierendes Zusammenleben“, betont Baur.

Historie der Migration aufgearbeitet
Die 5. Tiroler Integrationsenquete stand daher unter dem Motto „erinnern – verstehen – anerkennen: Migration und Geschichte“ und soll die Erfahrungen und Erinnerungen von ArbeitsmigrantInnen und ZeitzeugInnen aus der Aufnahmegesellschaft vor den Vorhang holen, Bewusstsein dafür schaffen und so neue Perspektiven auf eine gemeinsame Geschichte ermöglichen. Dieser erzählten Geschichte der Migration wurde bei der Enquete ebenso Platz eingeräumt wie der Frage, wie eine Geschichte der Migration in der öffentlichen Geschichtsschreibung, in Archiven und Museen sichtbar werden kann. Neben WissenschaftlerInnen und VertreterInnen von Museen und Archiven kamen daher auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort, die über ihre Erfahrungen in Zusammenhang mit Migration erzählten: „Es wurden seinerzeit zum Beispiel Vereine von und für Migrantinnen und Migranten gegründet, die schon früh wichtige Integrationsarbeit leisteten“, berichtet Johann Gstir, Leiter des Fachbereichs Integration im Amt der Tiroler Landesregierung.

Projekt „Erinnerungskulturen“
Bei der Enquete wurde auch das Projekt „Erinnerungskulturen“ präsentiert, mit dem das Zentrum für MigrantInnen in Tirol (ZeMiT) gemeinsam mit dem Land Tirol, der Stadt Innsbruck, dem Tiroler Bildungsforum sowie der Universität Innsbruck im Jahr 2014 an der Aufarbeitung der Geschichte der Migration arbeitet. In Innsbruck, Jenbach und Fulpmes wurden circa 60 ZeitzeugInnen aus der Bevölkerung vor Ort mit einbezogen und dazu eingeladen, die Geschichte der Migration aus mehreren Blickwinkeln zu erzählen: MigrantInnen und Nicht-MigranInnen, OrtschronistInnen, LehrerInnen, ArbeiterInnen und Gemeindebedienstete nahmen teil. „Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zum interkulturellen Dialog vor Ort“, berichtet Christina Hollomey-Gasser von ZeMit. Das Projekt geht der Frage nach, wie Migration von unterschiedlichen sozialen Gruppen erinnert wird, welche Stimmen in der Öffentlichkeit Gehör finden und ob Migration als Teil der Ortsgeschichte wahrgenommen wird.

 

 

 

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