Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt auf 46,9 Punkte und erreicht tiefsten Wert seit zwei
Jahren – Tempo beim Jobabbau nimmt zu
Wien (bank austria) - Die Abkühlung der Industriekonjunktur in Österreich beschleunigte sich im
Herbst spürbar. „Die Konjunkturlage in der Industrie war seit zwei Jahren nicht mehr so schwierig wie diesen
Herbst: Im Oktober ist der Bank Austria EinkaufsManagerIndex gegenüber dem Vormonat um einen weiteren Punkt
auf 46,9 gesunken und zeigt ein stärkeres Schrumpfen der Industrie als im Vormonat an. Damit unterschreitet
der Indikator den zweiten Monat in Folge die 50er-Grenze“, fasst Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer zusammen.
In der monatlichen Umfrage unter den österreichischen Einkaufsmanagern im Oktober weisen fast alle Komponenten
auf eine Talfahrt hin. „Aufgrund fehlender Aufträge, haben die österreichischen Betriebe im Oktober die
Produktionsleistung deutlich reduziert. Sinkende Preise, ein sehr bedachtsames Lagermanagement und der Abbau von
Beschäftigten sind weitere Folgen der derzeitigen Nachfrageschwäche“, ergänzt Bruckbauer.
Die schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen für die heimische Industrie zeigen sich in der spürbaren
Verschlechterung der Auftragslage. „Die österreichischen Betriebe verzeichneten im Oktober die stärksten
Auftragseinbußen seit zwei Jahren. Die Nachfrage aus dem Ausland ging bereits den zweiten Monat in Folge
zurück, dazu kommt, dass insbesondere Bestellungen aus dem Inland stark nachließen. Daher haben die
heimischen Industriebetriebe ihre Produktionsleistung deutlich verringert“, analysiert Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Der Produktionsindex ist auf 47,5 Punkte gesunken und erreicht damit den tiefsten Wert seit eineinhalb
Jahren. Darüber hinaus weisen die weiter sehr stark verringerten Auftragspolster auf die anhaltenden Überkapazitäten
in der österreichischen Industrie hin.
Die österreichischen Industriebetriebe haben begonnen, die Personalkapazitäten an die schwache Auftragslage
anzupassen. „Die Zurücknahme der Produktion in der Industrie im Oktober führte auch zu einem verringerten
Beschäftigtenstand, wobei sich der Jobabbau gegenüber dem Vormonat spürbar verstärkt hat“,
so Pudschedl. Insgesamt meldeten 15 Prozent der befragten Betriebe, dass sie im Oktober Entlassungen vorgenommen
haben.
Die Abkühlung der Industriekonjunktur im Oktober schlägt sich auch deutlich in den Preistrends nieder.
„Zwar gingen erstmals seit einem halben Jahr die durchschnittlichen Einkaufspreise in der österreichischen
Industrie aufgrund der Verbilligung von Rohöl und anderen Rohstoffen, wie vielen Metallen und Kunststoffen,
zurück, jedoch mussten diese Kostenvorteile im schwachen Nachfrageumfeld weitgehend an die Kunden weitergereicht
werden – auch um aktiv Neugeschäft zu generieren“, ergänzt Pudschedl. Sinkende Einkaufspreise bei gleichzeitig
rückläufigen Verkaufspreisen im Oktober führten dazu, dass sich keine spürbare Veränderung
der Ertragssituation der österreichischen Industriebetriebe ergab.
„Die österreichischen Industriebetriebe haben im Oktober auf ein besonders vorsichtiges Lagermanagement eingeschwenkt,
das auf eine sehr zurückhaltende Einschätzung der zukünftigen Geschäftsaussichten schließen
lässt“, meint Bruckbauer. Die niedrigeren Produktionsanforderungen im Oktober führten zu einer Anpassung
der Einkaufsmenge, die drastisch verringert wurde. Dies führte zu einem weiteren Abbau der Bestände an
Vormaterialien. Seit mittlerweile fast einem Jahr werden die Lagerbestände nun reduziert. Der Abbau im Oktober
war der stärkste des laufenden Jahres. Erstmals seit sechs Monaten wurden auch Fertigwarenlager verkleinert.
Zwar verlängerten sich im Oktober die durchschnittlichen Lieferzeiten weiter, jedoch stieg der Index auf den
höchsten Wert seit einem Jahr und zeigt damit an, dass kaum noch Lieferengpässe bestehen.
Der Bank Austria EinkaufsmanagerIndex zeigt im Oktober in allen Teilbereichen eine Verschlechterung, jedoch hat
sich das Tempo des Rückgangs gegenüber September meist etwas verlangsamt. Nachdem sich bereits für
das dritte Quartal nur ein Durchschnittswert des Indikators nahe der 50er-Grenze ergab – gleichbedeutend mit einer
Stagnation in der Industrie – hat sich zu Beginn des letzten Quartals 2014 die Konjunkturlage noch weiter eingetrübt.
Allerdings hat sich ein bisher sehr verlässlicher Vorausindikator, nämlich das Verhältnis der Neuaufträge
zu den Lagerbeständen, vom Jahrestiefststand im September etwas nach oben bewegt. Dies deutet auf eine Stabilisierung
der Industriekonjunktur hin. Darüber hinaus verspricht das europäische Umfeld für die kommenden
Monaten etwas Unterstützung. Anders als in Österreich ist der vorläufige EinkaufsmanagerIndex für
die Eurozone im Oktober geringfügig auf 50,7 Punkte gestiegen und weist damit auf ein leichtes Industriewachstum
hin. Der deutsche EinkaufsmanagerIndex ist im Oktober klar nach oben geklettert und erreicht mittlerweile 51,8
Punkte. Für die österreichischen Industriebetriebe ist es von Vorteil, dass das Industriewachstum vor
allem von unserem Nachbarn Deutschland ausgeht. „Einerseits belasten die geopolitischen Probleme in Europa und
im Nahen Osten die österreichische Wirtschaft, andererseits sollte die Abschwächung des Euros in den
kommenden Monaten die exportorientierte Industrie unterstützen. Vor dem Jahreswechsel lassen jedoch weder
die aktuell vorliegenden Umfrageergebnisse noch die bestehenden externen Rahmenbedingungen eine wesentliche Verbesserung
der Industriekonjunktur in Österreich erwarten“, so Bruckbauer abschließend.
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