Bures und Heinisch-Hosek eröffnen Symposium "Heimatfron_t! - Frauen, Medien und Krieg"
Wien (pk) - Als eine von ganz wenigen Veranstaltungen im heurigen Gedenkjahr 2014 widmet sich das Symposium
im Parlament ganz bewusst der Rolle der Frauen im Ersten Weltkrieg, hob Nationalratspräsidentin Dores Bures
in ihren Begrüßungsworten hervor. Unter dem Titel "Heimatfron_t! – Frauen, Medien und Krieg"
befassten sich am 30.10. im Nationalratssitzungssaal namhafte WissenschaftlerInnen und JournalistInnen mit einem
Teil der österreichischen Erinnerungskultur, der bis dato sehr vernachlässigt wurde – nämlich der
weiblichen Perspektive.
Bei der Veranstaltung, die gemeinsam mit dem Publizistikinstitut der Universität Wien und dem Bildungsressort
organsiert wurde, ging es daher um Fragen wie die Militarisierung von Frauen im Alltag sowie in diversen Kriegsberufen,
die Entstehung von Mythen und Klischees sowie die Rolle von Medien bei der Vermittlung des Geschichtsbildes von
Frauen. Einleitend hielt die Historikerin Christa Hämmerle einen Vortrag über Formen und Grenzen der
(Selbst-)Mobilisierung von Frauen im Ersten Weltkrieg, danach referierte Universitätsprofessor Wolfgang Duchkowitsch
zum Thema "Krieg dem Krieg oder Reinheit und Gottesfurcht" in Bezug auf österreichische Frauenzeitschriften
im Ersten Weltkrieg. Gleichzeitig soll das Symposium auch den Bogen bis heute spannen, wo das Thema Frauen, Medien,
Propaganda und Krieg wieder einmal traurige Aktualität erlangt hat, konstatierte Nationalratspräsidentin
Bures.
Bures: Es müssen Lehren aus der Geschichte gezogen werden
Der erste globale Krieg werde zu Recht als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet, da er
in seiner fürchterlichen Dimension gleichermaßen die Politik, die Gesellschaft und die Kultur nachhaltig
verändert hat, unterstrich die Nationalratspräsidentin. Dieses welthistorische Desaster, das neun Millionen
Soldaten und sieben Millionen zivilen Opfern das Leben gekostet hat, fand nicht nur bei den Soldaten an der Front,
sondern auch im Hinterland statt – an der sogenannten Heimatfront. Und an dieser Heimatfront waren die Frauen,
die in unzähligen Formen aktiv waren; sie wurden instrumentalisiert, für Propagandazwecke missbraucht
und als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Ab nun mussten sie die Familie versorgen, die Felder bestellen,
die Männer in der Rüstungsindustrie und in den Zivilberufen ersetzen, gab Bures zu bedenken. Gerade im
heurigen Gedenkjahr soll daher die Rolle der Frauen entsprechend gewürdigt und aus wissenschaftlicher Sicht
betrachtet werden.
Neben diesen interessanten Themen gehe es ihrer Meinung nach aber vor allem auch darum, 100 Jahre nach Beginn des
Ersten Weltkrieges die richtigen Lehren zu ziehen. Obwohl der Erste Weltkrieg in den Zweiten Weltkrieg gemündet
ist, stand die Periode danach unter dem Motto der Versöhnung und einem friedlichen Zusammenleben in Europa.
Dieser Weg müsse weitergegangen werden, denn der Appell von Bertha von Suttner "Die Waffen nieder"
habe noch immer ungebrochene Gültigkeit.
Heinisch Hosek setzt auf Präventionsarbeit und Bildung
Auch die Bundesministerin für Bildung und Frauen, Gabriele Heinisch-Hosek, zeigte sich erfreut darüber,
dass im Rahmen eines Symposiums zum Ersten Weltkrieg die Rolle der Frauen genauer beleuchtet und die weibliche
Sicht vor den Vorhang geholt wird. Sie erinnerte daran, dass es sehr viele Frauen gab, wie z.B. Rosa von Luxemburg
oder Bertha von Suttner, die schon früh Kritik an der männlichen Kriegstreiberei übten und vor den
furchtbaren Folgen warnten. Außerdem war die Frauenbewegung immer auch eine Friedensbewegung, die gegen alle
Formen der Gewalt auftrat, ob sie nun psychischer oder physischer Natur seien, erklärte Heinisch-Hosek. Die
schrecklichen Ereignisse in den aktuellen Krisenregionen der Welt zeigen nicht nur deutlich, dass Massenvergewaltigungen
noch immer als systematische Waffe eingesetzt werden, sondern dass junge Frauen der Propaganda von Terroristen
erliegen und sogar freiwillig in den Krieg ziehen. Umso wichtiger sei es, auf Prävention und Aufklärung
zu setzen sowie die Rolle der neuen Medien zu hinterfragen, appellierte sie.
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