Feierlichkeiten anlässlich 500 Jahre Reformation sind ökumenische Chance – "Das
Gemeinsame in den Mittelpunkt stellen"
Wien (epdö) - Im Jahr 2017 feiern die Evangelischen Kirchen in Europa 500 Jahre Reformation. Auch die
drei evangelischen Kirchen in Österreich - die lutherische, reformierte und methodistische Kirche - beteiligen
sich an den Feierlichkeiten. Über den Stand der Vorbereitungen und über die Pläne für das Jubiläumsjahr
sprach der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker beim traditionellen Reformationsempfang der Evangelischen
Kirchen in Österreich am 29.10. in der Akademie der Wissenschaften in Wien.
In seiner Rede stellte Bischof Michael Bünker das Gemeinsame in Bezug auf das Reformationsjubiläum in
den Mittelpunkt. Dies umfasse mehrere Dimensionen. So sei es von Anfang an ein Anliegen gewesen, dass sich alle
drei evangelischen Kirchen in Österreich gemeinsam auf das Jubiläumsjahr vorbereiten. Ebenso wichtig
sei es, das Reformationsjubiläum in seiner gesamteuropäischen Dimension wahrzunehmen. Die Reformation
sei ein "europaweiter Aufbruch, an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten" gewesen, erklärte
Bünker, der auch Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ist. Insofern
werde mit dem Jahr 1517 nicht die lutherische Reformation gefeiert. Vielmehr handle es sich dabei um einen "symbolischen
Brennpunkt", da es schon vor Luther reformatorische Bewegungen wie beispielsweise rund um Jan Hus in Tschechien
gab.
Wichtig sei das Miteinander aber auch und gerade in Bezug auf die Ökumene, hier vor allem mit der Römisch-katholischen
Kirche, aber auch mit Baptisten und Mennoniten. Die Inhalte der Reformation hätten Auswirkungen auf das Miteinander
der christlichen Kirchen. Das Reformationsjubiläum könne eine Chance sein, "vereint in den Unterschieden
voranzugehen. Es gibt keinen anderen Weg, um eins zu werden", zitierte Bischof Bünker Papst Franziskus
in seiner Rede.
Vor den über 300 Festgästen hob Bünker die globale Dimension der Reformation hervor. "Die Reformation
ist eine Weltbürgerin", so der Bischof wörtlich. Die befreiende Erfahrung des wiederentdeckten Evangeliums
habe zu einer Neubestimmung im Verhältnis des Menschen zu Gott, zu sich selbst und zu den Mitmenschen geführt.
Reformation lasse sich nicht auf ein kirchliches Erneuerungsprogramm beschränken, sei "mehr als eine
Reform", nämlich "Aufbruch weit über die Kirche hinaus" mit Auswirkungen bis heute. Das
Reformationsjubiläum bedeute daher "nicht nur sich selbst zu feiern, sondern aufzubrechen in die Welt".
Klar ist für Bünker auch, dass sich beim Reformationsjubiläum der "Blick nicht zurück,
sondern nach vorne" richten werde.
Zu den konkreten Plänen sagte Bischof Bünker, dass bereits einiges auf Schiene gebracht sei, sich aber
gleichzeitig noch vieles im Ideenstadium befinde. Die GEKE knüpfe etwa ein Netz europäischer "Städte
der Reformation". In Österreich werden Wien, Steyr, Klagenfurt und Graz dabei sein, Villach ist bereits
nominiert.
Allen Projekten gemeinsam sei es aber, dass man die befreiende Botschaft des Evangeliums, wonach der Mensch nicht
aus eigener Kraft und Leistung leben kann, sondern allein aus der Liebe Gottes, wieder "verständlich
und erfahrbar" machen möchte. "Das ist die Herausforderung, vor der wir als Kirchen gemeinsam stehen",
betonte der Bischof.
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