Neuenthüllung des restaurierten Kunstwerks im Floridsdorfer Gemeindebau Rußbergstraße
Wien (rk) - Zahlreiche Kunstwerke prägen das Bild der rund 2.000 Wiener Gemeindebauten mit und tragen
zum einzigartigen Charakter der Wohnhausanlagen bei. So auch die aus dem Jahr 1962 stammende Skulptur "Schauende"
der Bildhauerin und Grafikerin Hilde Uray in der Städtischen Wohnhaushausanlage Rußbergstraße
13. Die im Laufe der Jahre stark in Mitleidenschaft gezogene Skulptur wurde im Auftrag der Kulturabteilung der
Stadt Wien aufwändig restauriert. Am 29.10. enthüllten Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Kulturstadtrat
Andreas Mailath-Pokorny und Wiener Wohnen-Direktor Josef Neumayer die Skulptur, die sich nun wieder in ihrem Originalzustand
präsentiert.
"Kunst sollte auch im Alltag spürbar und erlebbar sein und allen Bevölkerungsschichten, unabhängig
vom Einkommen, kulturellen Hintergrund und sozialen Status, zugänglich sein. Diese Auffassung hat in Wien
eine lange Tradition, die auch in den Gemeindebauten vielfach Ausdruck gefunden hat. Es freut mich daher besonders,
dass nun auch die 'Schauende' wieder an ihren ursprünglichen Bestimmungsort in der Wohnhausanlage Rußbergstraße
zurückgekehrt ist", so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.
"Kunst trägt wesentlich zur Lebensqualität bei, daher bringen wir sie zu den Menschen", betont
Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "In Wien ist Kunst im öffentlichen Raum in der ganzen Stadt
anzutreffen und für alle zugänglich - in U-Bahn-Stationen, auf Plätzen und eben auch im direkten
Wohnumfeld. Darstellungen von Fauna und Flora sowie archetypische Figuren waren Anfang der 60er Jahre typisch für
das Kunstverständnis im öffentlichen Raum. Die Skulptur "Schauende" ist ein schönes Beispiel
dafür und wird sicherlich viele Blicke auf sich ziehen."
Nach mehrmonatiger aufwändiger Restaurierung in einem Fachatelier konnte die "Schauende" nun wieder
auf dem ebenfalls neu instandgesetzten Sockel in der Wohnhausanlage angebracht werden. Die rund 6.000 Euro für
die Wiederinstandsetzung wurden durch die Kulturabteilung der Stadt Wien bedeckt - den MieterInnen sind dadurch
keine Kosten entstanden.
Wiener Wohnen Direktor Josef Neumayer verweist auf die Vielzahl von Kunst und Kultur in den städtischen Wohnhausanlagen,
die sich nicht nur auf die Werke bildender KünstlerInnen beschränkt: "Auch viele Bewohnerinnen und
Bewohner pflegen künstlerische Interessen und Hobbies, die wir mit erfolgreichen Projekten wie 'Kunstgastgeber
Gemeindebau' für die Öffentlichkeit sichtbar machen." Bei dem jährlich im Oktober stattfindenden
Kunstprojekt laden GemeindemieterInnen gemeinsam mit Kulturschaffenden direkt in den Wohnhausanlagen und Wohnungen
zu spannenden künstlerischen Interventionen ein.
Zur Künstlerin Hilde Uray
Hildegard Uray (1904-1990) war freiberufliche Bildhauerin und Grafikerin. Im öffentlichen Raum in Wien
bereichern vierzehn ihrer Bildhauerwerke das Stadtbild, darunter auch ein Denkmal für den Wiener Bürgermeister
und österreichischen Bundespräsidenten Theodor Körner (1873-1957) am Universitätsring. Ihre
Plastik "Sterngucker" ziert zudem den Hugo-Breitner-Hof im 14. Bezirk. Hilde Uray erhielt 1980 die Ehrenmedaille
der Bundeshauptstadt Wien.
Die 1962 vollendete Skulptur "Schauende" zählt zu dem für die 1950er Jahre typischen "Abbreviationsstil".
Die Stellung der beiden Figuren zueinander erzeugt Spannung, ihre Gestaltung folgt den damaligen stilistischen
Tendenzen in Kunst-am-Bau, Körperformen bewusst androgyn zu halten.
Zur Wohnhausanlage
Die in den Jahren 1958 bis 1960 errichtete Wohnhausanlage in der Rußbergstraße 13 ist Teil eines
bis zur Mayerweckstraße reichenden Areals städtischer Wohnanlagen, für das die Gemeinde Wien in
den 1950er Jahren Baugründe aus Privatbesitz ankaufte. 1960 bezugsbereit, blieb das Erscheinungsbild des Gemeindebaus
Rußbergstraße bis heute weitgehend unverändert. Die Anlage umfasst 192 Wohnungen und wurde von
2010 bis 2012 umfangreich thermisch-energetisch saniert. Neben der Skulptur "Schauende" von Hilde Uray
befinden sich in der Anlage noch die Natursteinplastiken "Stehendes Mädchen" von Fritz Pilz und
"Abstrakte Form" von Paul Peschke.
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