Stark gedämpfte Erwartungen der Wirtschaft zeigten sich heute bei der Kärntner Investitions-
und Konjunkturkonferenz (KIKK) mit den Spitzen der Landespolitik.
Klagenfurt (wkk) - Die größte regionale Konjunkturerhebung Österreichs wurde in den vergangenen
Wochen zum mittlerweile 7. Mal in Kärnten durchgeführt. Auch diesmal haben sich wieder mehr als 1.000
Unternehmerinnen und Unternehmer beteiligt und ihre Zukunftserwartungen zu Protokoll gegeben. Das Ergebnis ist
äußerst bescheiden: Die Kärntner Wirtschaft bewegt sich etwa auf dem Niveau vom vierten Quartal
2012. Sowohl die Gesamtwirtschaft als auch die Entwicklung der eigenen Branche wird negativ gesehen. Die Ergebnisse
der Konjunkturerhebung der WKK, der Konjunkturprognose des IHS und die Einschätzungen aller sieben Spartenobleute
wurden am 29.10. beim KIKK den Spitzen der Kärntner Landespolitik in komprimierter Form präsentiert,
um zur Bewusstseinsbildung beizutragen.
Keine Lust am Investieren
Die WKK-Umfrage ist ernüchternd: Nur 20 bis 25 Prozent der Unternehmer wollen in den nächsten Jahren
überhaupt Investitionen tätigen, unabhängig davon, ob es sich um Ersatz-, Neu- oder Rationalisierungsinvestitionen
handelt. Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl: "Es herrscht ein extrem negatives Investitionsklima.
Die Gründe dafür liegen in der allgemeinen Unsicherheit bezüglich der Wirtschaftslage und Nachfrage,
in der restriktiven Kreditvergabe der Banken, im Fachkräftemangel, bei den hohen Lohnnebenkosten, der hohen
Steuerbelastung und natürlich der Bürokratie, die den Unternehmern immer mehr die Lust am Unternehmen
vertreibt."
Besonders negativ sind die Konjunkturerwartungen in der Sparte Transport und Verkehr, im Gewerbe und Handwerk und
im Handel. Traditionell positiver wird die Konjunkturzukunft von der Sparte Information und Consulting gesehen.
Mandl: "Auch die Wirtschaftslage in Slowenien und Italien trägt zur Situation in Kärnten bei. Ich
appelliere wieder einmal an die Politik, alles Erdenkliche zu tun, um Unternehmen zu ent- statt zu belasten."
IHS prognostiziert hohe Arbeitslosigkeit
Auch das IHS teilt mit seiner Konjunkturprognose die Einschätzung der Unternehmer: Ein verhaltenes Wirtschaftswachstum
steht für 2014 und 2015 bevor. 2014 wird das regionale BIP voraussichtlich um 0,5 Prozent und 2015 um 1,3
Prozent steigen. Die Einschätzung des IHS geht dahingehend, dass sich der produzierende Bereich 2015 mit +
2,4 Prozent etwas stärker erholt, während die Bauwirtschaft mit 0,5 Prozent auch im nächsten Jahr
praktisch keine Zuwächse haben wird.
Mit diesem Wachstum wird sich auch die Arbeitsmarktsituation nicht verbessern. Die Experten rechnen mit rund 23.000
Arbeitslosen für heuer und nächstes Jahr, die Arbeitslosenquote bleibt mit über zehn Prozent unverändert
hoch. Landeshauptmann Peter Kaiser setzt auf ein Umdenken der EU: "Investitionen in Infrastruktur sind anders
zu sehen als der öffentliche Mitteleinsatz für Gesundheit oder Arbeitslose." Diese Ausgaben sollten
daher nicht Maastricht-wirksam sein."
Auf der Suche nach dem Unternehmerparadies
Was kann daher die Kärntner Landespolitik tun, um diesen negativen Konjunkturerwartungen und der fehlenden
Investitionsbereitschaft entgegenzuwirken? Präsident Mandl kennt die Antwort: Kärnten muss rasch zum
unternehmerfreundlichsten Bundesland Österreichs werden mit einer serviceorientierten Verwaltung und raschen
Genehmigungsverfahren, wobei der entschlossenen Beseitigung von Investitionshemmnissen (Windkraft, Photovoltaik,
...) besondere Bedeutung zukommt. Mandl: "Wenn ich landauf, landab predige, dass Unternehmertum wieder Freude
machen muss, dann ist das kein leeres Dogma. Die Unternehmer stehen mit dem Rücken zur Wand und werden von
der Bürokratie zusätzlich eingemauert, bis sie keinen Bewegungsspielraum mehr haben. Das ist nicht die
Situation, in der man sich als Unternehmer zu Investitionen entschließt. Und wo sonst sollen die fehlenden
Arbeitsplätze herkommen?" Wirtschaftslandesrat Christian Benger nimmt die Sorgen der Unternehmer ernst:
"Wir sind gefordert, zu gestalten, nicht nur zu verwalten, und müssen Investitionen zulassen, wo sonst
die Bürokratie überhandnimmt." Als erfolgreiche Maßnahmen im Sinne der Wirtschaft nannte Benger
den kommenden Kleinstunternehmerscheck, die Sprachenoffensive im Tourismus und die kürzlich beschlossene Winterbauoffensive.
Umweltlandesrat Rolf Holub erklärte, man habe zwar in Kärnten die politische Krise hinter sich, die wirtschaftliche
dauere allerdings an: "Die Welt ist im Umbruch."
Studienautor Professor Gottfried Haber blickt ungeachtet der trüben Aussichten auf einen konjunkturellen "Triple-Dip"
auch mit Optimismus in die Zukunft: "Ein positives Zeichen ist, dass die Entwicklung der Nachfrage lediglich
als stagnierend gesehen wird, nicht jedoch schrumpfend. Es geht also nicht um die Krise 2.0 oder 3.0, wenn auch
die Erwartungen sehr gedämpft sind." Haber hält allerdings langfristige Veränderungen der bisherigen
Konjunkturentwicklung für möglich: "Wir müssen uns eventuell darauf einstellen, dass es in
Zukunft nicht mehr Wachstumsraten von zwei, drei oder gar vier Prozent geben wird, sondern dass ein vernünftiges
Wachstum vielleicht 0,5 Prozent beträgt. Darauf sollten wir unsere Systeme nachhaltig ausrichten."
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