LH Kaiser thematisierte Erinnerungskultur zwischen Vergangenheit und Zukunft – Statements von
neun Kärntner Initiativen - Wissenschaftler Peter Gstettner hielt Hauptreferat
Klagenfurt (lpd) - Im Kärntner Landesarchiv, dem kollektiven Gedächtnis des Landes, fand am 28.10.
die Enquete des Kärntner Landtages zum Thema „Erinnerung für die Zukunft - Erinnerungs- und Gedenkkultur
in Kärnten“ statt. Landtagspräsident Reinhart Rohr konnte dazu Landeshauptmann Peter Kaiser, Univ. Prof.
Peter Gstettner, Landesarchivdirektor Wilhelm Wadl, Vertreter von neun Kärntner Initiativen und Vertreterinnen
und Vertreter der Landtagsparteien begrüßen.
Der Landeshauptmann erinnerte daran, dass die Gedenkkultur über beide Weltkriege lange Zeit mit kollektivem
Schweigen behaftet war. „Erst sehr spät kam durch den ehemaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky das öffentliche
Bekenntnis, das Österreich nicht nur das erste Opfer des Nationalsozialismus war, sondern viele Landsleute
auch Täter waren. Erst seit damals gibt es eine kritischere Auseinandersetzung und es wurden auch unterschiedliche
Initiativen gegründet, die eine Erinnerungskultur pflegen“, stellte Kaiser klar.
Da 100 bzw. 70 Jahre nach den beiden Weltkriegen ebenso wie für viele andere Ereignisse bereits Zeitzeugen
fehlen, bedürfe es vermehrter Anstrengungen für andere Blickpunkte und Perspektiven, nicht nur die Vergangenheit
zu analysieren, sondern auch Prozesse für die Zukunft anzudenken.
Kaiser nahm auch das Elias Canetti Zitat „Vorbei ist nicht vorüber“ zum Anlass, auf die neue Form der Vergangenheitsbewältigung
in Kärnten hinzuweisen. „Die solidarische Erinnerung kann die Gräuel beider Weltkriege nicht gut machen.
Der Blick auf das was geschehen ist, wurde aber in Kärnten wieder geöffnet“, bemerkte er. Einen immens
hohen Stellenwert hat für den Landeshauptmann die Pflege der Kriegsvermeidungskultur. „Die Erhaltung des Friedens
und der Demokratie muss täglich neu erarbeitet werden. Um beides zu erhalten, bedarf es vieler Aktivitäten.
Kärnten hat im heurigen Jahr mit diversen Aktivitäten Akzente gesetzt“, stellt er fest. Er verwies dabei
auch auf den Empfang des Landes Kärnten in Brüssel anlässlich des österreichischen Nationalfeiertages.
„Wir haben dort gezeigt, dass auch Kärnten ein Teil Europas ist. Unser Feedback kam an“, so Kaiser.
Der Landeshauptmann erinnerte zudem daran, dass Europa vom Kriegsgebiet zu einer Friedensregion mutierte. Die Aufgabe
der Politik müsse es sein, die Region stabil weiter zu entwickeln, sowohl inhaltlich als auch geographisch.
„Dies war im heurigen Jahr und ist auch künftig das Anliegen der Landesregierung und des Landtages“.
Landtagspräsident Rohr erinnerte ebenfalls daran, dass das Jahr 2014 ein Jahr des Gedenkens zu vielen Anlässen
gewesen sei. „Bei der Erinnerung an die Opfer beider Weltkriege sollte man nicht wegschauen, sondern hinschauen.
Die Vergangenheit muss aufgearbeitet werden und der Geist ist wach zu halten“, so Rohr. Gleichzeitig erinnerte
er daran, dass man trotz der 70 jährigen Friedensperiode seit dem Zweiten Weltkrieg stets wachsam sein müsse
und verwies in diesem Zusammenhang auf die aktuellen Kriegsschauplätze in Syrien und der Ukraine.
Wadl erinnert daran, dass das zivilgesellschaftliche Engagement von Initiativen wichtig sei und dass es seitens
des Archivs sehr engen Kontakt zu ihnen gebe.
Für die neun Initiativen sprachen Josef Zausnig (Mauthausen Kärnten/ Koroška), Bernhard Gitschtaler(Erinnern
Gailtal), Elisabeth Prettner (Erinnern Rosegg), Peter Pirker (Aegide - Oberes Drautal), Franc Wakounig (Memorial
Kärnten/Koroška), Ulrich Habsburg-Lothringen (Österreichische Israelische Gesellschaft), Pavel Zablatnik,
(Hlipovc(nik) Brigitte Entner (Peršman) und Hans Haider (Erinnern Villach). Ihr gemeinsames Ziel lautet, das individuelle
Gedächtnis ins kollektive Gedächtnis überzuführen, den Blick zu weiten für die Opfer und
das Leid der Zeit. Zudem solle die Arbeit die von ihnen ausgehe, auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden
und man solle über sie sprechen.
Das Hauptreferat hielt Univ. Prof. Gstettner. Er sprach zum Thema „NS-Opfergedenken im Kärntner Erinnerungsdiskurs“.
Der Enquete wohnten ebenfalls bei: LHStv.in Beate Prettner, LR Rolf Holub, zweiter Landtagspräsident Rudolf
Schober, Landtagamtsdirektor Robert Weiss, die Landtagsabgeordneten Andreas Scherwitzl, Ferdinand Huetter, Barbara
Lesjak und Johanna Trodt-Limpl, Generalvikar Engelbert Guggenberger, Superintendent Manfred Sauer, Landegerichtsvizepräsident
Manfred Herrenhofer, der amtsführende Landeschulratspräsident Rudolf Altersberger, Landeamtsdirektor-Stellvertreter
Markus Matschek, Bezirkshauptmann Johannes Leitner.
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