Viennale'14 27.10.2014
 Für das "Österreich Journal" berichtet Margarethe Glac täglich
 von den Highlights der Viennale
 

 

erstellt am
28. 10. 14
10.00 MEZ

Wien (öj) - Sergei Loznitsa dokumentiert mit "Maidan" (NL/Ukraine 2014) den Aufstand der ukrainischen Bevölkerung gegen Präsident Janukovitsch. Dabei wird der Zuschauer zum distanzierten Beobachter, der wie ein Fremder auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew steht, bewegungslos und mitgenommen, ein stummer Zeuge. Nur einmal gerät die Kamera in Bewegung - als der Kameramann selbst sich in Sicherheit begeben muss.

"Ghesseha" (Iran 2014) bedeutet ins Englische übersetzt "Tales". Und tatsächlich werden Rakhshan Banietemads Film mehrere Geschichten von Menschen erzählt, deren komplizierte Beziehungen erst nach und nach preisgegeben werden, um in der Schlussszene in einem Dialog zwischen der Sozialarbeiterin Sara und dem Fahrer der Organisation in aller Deutlichkeit zum Ausdruck zu kommen - Liebe, Einsamkeit, Drogensucht, Aids, Prostitution, Hunger, Stolz, fehlende Meinungsfreiheit. Das alles will ein unabhängiger Regisseur mit einer Handkamera festhalten.

"El futuro" (E 2013) ist der erste eigene Langspielfilm von Luis López Carrasco. Der aus der spanischen Stadt Murcia stammende Filmemacher wollte mit der im Mittelpunkt stehenden Partyszene jene verrückte Zeit der ‚época de la transición' in Erinnerung rufen, die auf den Sieg der Sozialisten bei den spanischen Wahlen 1982 folgte. Eine Party ohne Ende, mehr und mehr betrinken sich die Gäste und die Gespräche drehen sich um Politik, Kultur, Freunde und vieles mehr, das man, wie es nun einmal auf Festen ist, nicht immer genau mitbekommt, auch wenn man sich noch so bemüht. Am Ende von all dem ein schwarzes Loch - die Krise. Menschen ohne Zukunft.

"O arquipélago" (Brasilien/Chile 2014) ist ein Kurzfilm von Gustavo Beck. Darin dokumentiert der brasilianische Regisseur eine dreijährige Ehekrise eines guten Freundes, Álvaro, der aus Chile nach São Paulo gekommen ist, um ein neues Leben anzufangen. Er wohnt in einer Wohngemeinschaft, in einem winzigen Zimmer, nein, eigentlich schläft er nur darin, wie er selbst sagt. Ein Lied des Don Quijote an seine Dulcinea begleitet den langen Monolog. Dann lernen wir noch seine Ex-Frau und seinen kleinen Sohn kennen, den Álvaro nicht einmal zu Hause besuchen darf - deshalb treffen sich die beiden auf der Straße und verbringen dort Zeit miteinander.

Jean-Pierre und Luc Dardenne lassen in "Deux jours, une nuit" (B/F/I 2014) Marion Cotillard als Sandra ihre Mitarbeiter davon überzeugen, bei einer Abstimmung gegen eine Prämie und für ihre Arbeitsstelle, die droht, eingespart zu werden, zu wählen. Dabei ist Sandra gerade eben von einem längeren Krankenstand zurückgekommen und möchte ihre ganze Energie in die Arbeit investieren. Jeden einzelnen Mitarbeiter möchte sie nun im Laufe des Wochenendes aufsuchen, denn sie braucht eine klare Mehrheit, um in der Firma bleiben zu können. Dabei erfährt sie, dass der Vorarbeiter bereits Intrigen geschürt hat.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.viennale.at

 

 

 

 

 

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