Konferenz "Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe –
Auswirkungen"
Wien (bpd) - "Diese Konferenz fügt sich in eine Reihe von Veranstaltungen, die eine Gemeinsamkeit
teilen, nämlich die Aufgabe, das düsterste Kapitel unserer Vergangenheit aufzuarbeiten", sagte Kulturminister
Josef Ostermayer am Abend des 04.11. bei der Eröffnung der Konferenz "Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus.
Mythen – Hintergründe – Auswirkungen" im Bundeskanzleramt. Der Minister nahm dabei Bezug auf die Eröffnung
der Gedenkstätte des ehemaligen Außenlagers des KZ Mauthausen in Wiener Neudorf, das neue Denkmal für
Deserteure am Wiener Ballhausplatz und die Grundsteinlegung für das Wiener Simon Wiesenthal Zentrum, die ebenfalls
ein wichtiger Beitrag dazu wären, aus der Geschichte zu lernen.
"2014 ist ein Jahr der Gedenktage: 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 80 Jahre Bürgerkrieg in
Österreich, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkrieges. Denkmäler und wissenschaftliche Auseinandersetzung
haben die Aufgabe, zu einer Wiedergutmachung - soweit möglich - beizutragen und die Erinnerung wach zu halten.
Denn immer weniger Menschen haben diese dunkle Phase unseres Landes selbst erlebt. So trägt auch diese Veranstaltung
dazu bei, dass nachfolgende Generationen nie jene Grausamkeiten vergessen, die andere Menschen ertragen mussten",
so Ostermayer.
Ariel Muzicant, Ehrenpräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, bezeichnete die Konferenz als einen
weiteren "Puzzlestein" in der österreichischen Geschichtsaufarbeitung. Es gebe noch einiges tun,
aber viel sei bereits erreicht worden: "In Österreich ist ein wirklicher Gesinnungswandel erfolgt",
so Muzicant. Bundesminister Ostermayer wies darauf hin, dass die Veranstaltung gemeinsam von der Kommission für
Provenienzforschung und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien organisiert wurde: "Ich sehe darin ein Zeichen,
dass wir auf dem richtigen Weg sind. Kunstrückgabe und Provenienzforschung sind keine rückwärtsgewandten
Tätigkeiten, sondern ein Sinnbild unserer heutigen Verantwortung, die Verbrechen des NS-Regimes klar zu verurteilen
und unrechtmäßig zugefügte, materielle Nachteile bestmöglich wieder gut zu machen."
Mit dem Kunstrückgabegesetz, das zuletzt sein 15-jähriges Bestehen gefeiert hat, habe Österreich
international vorbildhaft agiert, "wenn auch spät, aber nicht zu spät", so der Kulturminister.
"Mit klaren Regelungen und Prozessen sowie der klaren Entscheidung für die Naturalrestitution im Falle
einer Rückgabeempfehlung bekennt sich die Republik Österreich zu einer klaren Haltung bei durch das NS-Regime
zugefügtem Unrecht." Ostermayer bedankte sich bei all jenen, die seither an der Umsetzung des Gesetzes
mitgewirkt haben, insbesondere der Kommission für Provenienzforschung und dem Kunstrückgabebeirat.
"Diese Konferenz wird noch weiter dazu beitragen, dass die Strukturen des NS-Kunstraubes und der Rückgaben
nach 1945 besser verstanden und Versäumnisse nachgeholt werden. Das ist gut, weil wir uns nur durch eine offene
Diskussion der Gegenwart und Zukunft stellen können" so Bundesminister Ostermayer, der abschließend
dem Organisationsteam der Konferenz dankte und allen Teilnehmenden eine erfolgreiche Veranstaltung wünschte.
Die zweitägige Konferenz "Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus" widmet sich der Bergung
von Kunst- und Kulturgütern während der Jahre 1938 bis 1945 und ihren Auswirkungen in der Nachkriegszeit.
Es werden verschiedene Bergungsmaßnahmen einzelner Museen und Institutionen sowie die damit verbundenen Ungereimtheiten
näher beleuchtet. Die Ergebnisse der Konferenz sollen einen wichtigen Beitrag für die aktuelle Provenienzforschung
leisten und dazu beitragen, Forschungslücken zu schließen.
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