Bildgebung als Schlüssel zur personalisierten Therapie
Graz (meduni) - Erkrankungen des Nervensystems haben oft weitreichende Folgen, welche die Handlungsfreiheit
des Erkrankten stark einschränken können. Der Neurorehabilitation kommt die wichtige Aufgabe zu, Erkrankte
bestmöglich zu unterstützen sowie den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu ebnen. Die Medizinische
Universität Graz ist von 06. bis 08.11.2014 Gastgeberin der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft
für Neurorehabilitation (OeGNR). Grazer ForscherInnen präsentieren aktuelle Studienergebnisse, die zeigen,
dass auch nach Beendigung einer Standard-Rehabilitation weitere Verbesserungen in Mobilität und Gehirnleistung
bei SchlaganfallpatientInnen möglich sind.
Schlaganfall: Personalisierte Trainingsprogramme als Forschungsziel
Neurologische Erkrankungen betreffen das Gehirn, das Rückenmark sowie das periphere Nervensystem und können
sehr vielschichtig auftreten. Der Katalog an Krankheiten reicht dabei von chronischen Kopf- und Rückenschmerzen
bis hin zu Tumoren oder Schlaganfällen. "PatientInnen sind durch Erkrankungen des Nervensystems in ihrer
Lebensqualität oftmals stark eingeschränkt und benötigen besondere Möglichkeiten der Rehabilitation",
weiß Assoz.-Prof. PD Dr. Christian Enzinger von der Universitätsklinik für Neurologie der Med Uni
Graz und Tagungspräsident. Eine Grazer Forschergruppe rund um ihn konnte belegen, dass durch intensives Training
auch ein älteres Gehirn in seiner Funktionalität positiv beeinflusst werden kann. "Besonders der
Einsatz bildgebender Verfahren wird es zukünftig ermöglichen, individuelle Trainingsprogramme zu konzipieren",
so Christian Enzinger vorausschauend.
Grazer Studie: Verbesserte Motorik beeinflusst Gehirnfunktion
Bildgebende Verfahren, wie beispielsweise die Magnetresonanztomographie (MRT) sind in der Lage, Ort und Ausmaß
der Hirnschädigung durch einen Schlaganfall genau einzugrenzen. "Daraus abgeleitet ergeben sich konkrete
individuelle Therapiemaßnahmen, um eine Funktionsverbesserung des geschädigten Gehirns zu erreichen",
ergänzt Christian Enzinger. Zu diesem Zweck wird der Einsatz der MRT in der Neurorehabilitation an der Med
Uni Graz intensiv beforscht. Eine Studie mit SchlaganfallpatientInnen, welche auch nach abgeschlossener konventioneller
Rehabilitation noch an Gangstörungen litten, bestätigte, dass auch in diesem chronischen Stadium durch
intensives Training deutliche Verbesserungen in der Koordinationsfähigkeit und dem Gleichgewicht möglich
sind. Dazu absolvierten die StudienteilnehmerInnen beim Forschungspartner an der Albert Schweitzer Klinik ein fünfwöchiges
Spezialtraining, welches auf die Verbesserung von Mobilität und Koordination ausgerichtet ist. Zusätzlich
entdeckten die WissenschafterInnen, dass dieses Training nicht nur die Motorik positiv beeinflusst, sondern auch
kognitive Fähigkeiten sowie das Gedächtnis. Untersuchungen mittels der MRT verdeutlichten, dass durch
das intensive Training die motorischen Netzwerke des Gehirns positiv beeinflusst werden und dadurch eine allgemeine
verbesserte Gehirnleistung nach einem Schlaganfall erreicht werden kann. Eine Folgestudie soll diese ermutigenden
Signale messbarer positiver Effekte weiter spezifizieren.
Individuelle Therapie: Bildgebung klärt Behandlungserfolg
Unterstützt durch den Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank soll nun eine Folgestudie
- ebenfalls in einer Kooperation zwischen Med Uni Graz und der Albert Schweitzer Klinik - mit 40 SchlaganfallpatientInnen
klären, inwieweit dieses spezielle Trainingsprogramm Vorteile gegenüber einem konventionellen Heimtraining
bietet. Das Ziel der Grazer WissenschafterInnen liegt darin, in Zukunft komplette Trainings-Programme auf Basis
bildgebender Untersuchungsverfahren individuell und zielgerichtet erstellen zu können. "Untersuchungen
mittels MRT sollen zeigen, welche Rehabilitationsmaßnahmen beim individuellen Patienten Chancen auf einen
Behandlungserfolg bergen und bei welchen Verletzungsmustern nicht mehr mit einer Verbesserung gerechnet werden
kann", klärt Christian Enzinger auf. Auch zur Bestimmung der optimalen Dauer eines Trainings soll die
Bildgebung zukünftig eingesetzt werden. "Einige PatientInnen erreichen ihr Leistungsplateau und die damit
verbundene maximale Verbesserung schneller als andere", sagt Christian Enzinger.
Das Ziel der ForscherInnen liegt darin, mittels der Bildgebung identifizieren zu können, wann bei einem
Patienten das maximal Erreichbare tatsächlich erreicht wurde.
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