Stimmungsvolle Eröffnung der ersten Winterausstellung in Schloss Hof
Hof (schloss hof) - Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen lud Schloss Hof am 04.11.
zur Eröffnung der Winterausstellung „Wir spielen Krieg. Die Kindheit vor 100 Jahren" im Bäckenhof,
gleich neben der Kinder- und Familienwelt. Damit öffnet das Sommerschloss Prinz Eugens erstmals auch in der
kalten Jahreszeit bis Ende März an den Wochenenden seine Tore.
Eröffnet wurde die Schau, die sich als einzige in Österreich im Jubiläumsjahr mit dem Ersten Weltkrieg
ausschließlich aus der Perspektive der Kinder beschäftigt, nach der Begrüßung durch
Hausherrin Mag. Barbara Goess von Bundesminister a.D. Werner Fasslabend und Anita Hohenberg von Schloss Artstetten,
die als Vertreterin der Leihgeber sprach. Kuratorin Alma Hannig erläuterte den historischen Kontext
der Schau. Die festliche Musik trug das Ensemble der Universität für Musik und darstellende
Kunst in Wien bei.
Mag. Barbara Goess, Geschäftsführerin der Marchfeldschlösser, betonte in ihrer Begrüßung
die Bedeutung der erstmaligen Winteröffnung von Schloss Hof, die eine wichtige Weiterentwicklung
für das beliebte Ausflugsziel im Marchfeld darstellt. Sie übergab das Wort an Bundesminister a. D. Werner
Fasslabend, der wesentlichen Anteil daran hat, dass der Prachtbau heute zu den Top-Attraktionen Niederösterreichs
zählt.
Werner Fasslabend brachte als ehemaliger Verteidigungsminister berufliche Affinität zum Thema gerade dieser
Ausstellung zur Sprache. „Wir spielen Krieg. Die Kindheit vor 100 Jahren" passt besonders gut nach Schloss
Hof, das immer einen starken militärischen Bezug hatte. Erbauer war ein Feldherr, 1788 wurde auf dem
Gelände eine Zuchtanstalt für Militärpferde eingerichtet, 1899 folgte ein „Militärreit- und
Fahrlehrerinstitut", das auf das Training und den Einsatz von Pferden und Wagen im militärischen Manöver,
insbesondere für die Artillerie, spezialisiert war und bis zum 1. Weltkrieg bestand. Zu den kuriosen Episoden
gehört die Marineakademie, die bei Ausbruch des 1. Weltkrieges von Pula ins Marchfeld verlegt wurde, was für
die Marinesoldaten vor allem klimatisch eine besondere Herausforderung darstellte. Am Ende seiner Rede verwies
Werner Fasslabend nochmals darauf, dass im 1. Weltkrieg fast jede Familie von der Katastrophe betroffen war. Die
Auswirkungen auf die Kinder, deren Väter nicht mehr nach Hause kamen oder deren Onkel verstümmelt den
Krieg überlebten, verdienen besondere Aufmerksamkeit.
Anita Hohenberg, Hausherrin auf Schloss Artstetten und Buchautorin, sprach als Vertreterin der zahlreichen privaten
Leihgeber der Ausstellung. Als Urenkelin von Thronfolger Franz Ferdinand erzählte sie sehr persönliche
Erinnerungen aus der Familiengeschichte. Sophie, Max und Ernst, die Kinder von Franz Ferdinand und Sophie, waren
13, 12 und 10 Jahre alt, als sie durch das Attentat von Sarajewo zu Vollwaisen wurden. Damit waren sie persönlich
besonders von der Weltgeschichte betroffen, wenn sie auch zur privilegierten Bevölkerungsschicht zählten.
Kuratorin Alma Hannig wies auf die Herausforderung hin, dass vor allem wertbeständiges Spielzeug aus bürgerlichen
und adeligen Familien erhalten ist. Die Spielsachen in Arbeiterkreisen waren oft improvisiert, aus den billigsten
Materialien wie Papier oder alten Stoffen hergestellt und nur für den temporären Gebrauch gedacht. Daher
hat sich kaum etwas davon erhalten. Die Ausstellung beginnt, so Alma Hannig, mit einer Darstellung der Jugend um
die Jahrhundertwende. Eigentlich hegte man große Hoffnungen für die Zukunft der jungen Menschen, das
20. Jahrhundert wurde zunächst aufgrund zahlreicher Reformen im Bildungswesen zum „Jahrhundert der Kindheit"
erklärt. Die Schulausbildung wurde generell verbessert, pädagogische Reformbestrebungen boomten. All
dies fand mit Ausbruch des Krieges ein radikales Ende. Diesen Wandel im Weltbild dokumentiert die Schau im Bäckenhof
anhand zahlreicher detaillierter Exponate wie Postkarten, Bücher, Kinderspielzeug und Fotografien. Die Darstellung
des Krieges steht dabei im Vordergrund, wobei - darauf verwies Alma Hannig ausdrücklich - Kriegsspielzeug
auch in Friedenszeiten bis heute fixer Bestandteil in den Spielzeugkatalogen ist.
Die Ausstellung „Wir spielen Krieg. Die Kindheit vor 100 Jahren" ist bis 16. November 2014 und dann wieder
von 1. Jänner bis 15. März 2015 jeweils an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet,
für Gruppen jederzeit gegen Voranmeldung. Gratis Shuttle-Bus von/bis zum Bhf. Marchegg! An den geöffneten
Tagen finden Führungen, Workshops für Kinder sowie Ponyreiten bzw. Eselstriegeln statt.
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