Neues Modell zur Berechnung der Entwicklung der Rheinsohle
St. Gallen/Bregenz (vlk) - Die Internationale Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) hat in ihrer Sitzung
am 13.11. in St. Gallen die Entwicklung eines neuen Geschiebemodells sowie eine zweite Untersuchung der Benthosbesiedlung
im Alpenrhein in Auftrag gegeben. Das Geschiebemodell soll konkrete Informationen über die langfristige Entwicklung
der Rheinsohle im Alpenrheintal erbringen. Die Benthosuntersuchung soll Aufschluss geben über Bestand und
Entwicklung der Lebewesen in der Bodenzone des Alpenrheins.
Aufgrund der enormen Kiesentnahmen aus dem Rhein zwischen 1950 und 1970 (rund 15 Millionen Kubikmeter) hatte sich
die Rheinsohle auf dem Abschnitt Bad Ragaz bis Illmündung zwischen vier bis fünf Meter eingetieft. Mit
dem Einsturz der Strassenbrücke Buchs – Schaan im Jahr 1970, der in direktem Zusammenhang mit den grossen
Eintiefungen stand, wurden die Kiesentnahmen im Kanton St. Gallen verboten. Dank dem Bau zweier Blockrampen bei
Buchs und Ellhorn anfangs der 1970er Jahre konnte der Eintiefungsprozess teilweise reduziert werden.
Im Entwicklungskonzept Alpenrhein (EKA) sind nebst vielen anderen Vorhaben auch verschiedene sohlenstabilisierende
Massnahmen z.B. mittels Rheinaufweitungen vorgesehen. Bevor solche Massnahmen ergriffen werden, muss deren konkreter
Einfluss auf die langfristige Rheinsohlenlage abgeklärt sein. Dazu soll ein Feststofftransportmodell über
den gesamten Alpenrhein entwickelt werden. Mit dem Modell sollen auch verschiedene Fragen im Zusammenhang mit klimatischen
Veränderungen und mit den Folgen der Wasserkraftnutzung besser beantwortet werden können. Die IRKA hat
nun den Auftrag zur Erstellung eines solchen neuen, technisch modernen Modells erteilt und erwartet die ersten
Resultate im Herbst 2016.
Benthos ist die Gesamtheit aller in der Bodenzone eines Gewässers vorkommenden Lebewesen. Nach der Bestandsaufnahme
der Fischbesiedelung im Alpenrhein soll nun auch die Vielfalt und die Verbreitung dieser Lebewesen im Alpenrhein
mittels eines Basismonitorings (Überwachungskonzept) erhoben werden. Die erste Erhebung des Benthos im Alpenrhein
erfolgte 2009/2010 und lieferte wichtige Daten zum gewässer- und fischökologischen Zustand des Gewässersystems.
Die IRKA beschloss damals, diese Untersuchungen regelmässig durchzuführen. Nun ist die Projektgruppe
Gewässer- und Fischökologie beauftragt worden, unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus der erstmaligen
Untersuchung eine zweite Bestandesaufnahme durchzuführen.
Nachschlagewerk zur Hochwasservorhersage
Seit Juli 2014 laufen die täglichen Prognosen zur Hochwasservorhersage am Alpenrhein mit einem neu entwickelten
Abflussprognosemodell. Die Vorhersagen werden auf dem Internetportal des Bundesamtes für Umwelt (BAFU; www.bafu.admin.ch)
veröffentlicht. In der Zwischenzeit wurde zusätzlich ein "Nachschlagewerk Szenarien" entwickelt.
Dieses enthält Zusatzinformationen (Grosswetterlagen und Niederschlagssummen) über frühere Hochwasserereignisse,
die bei der Abschätzung und Beurteilung von aktuellen Hochwassersituationen und Abflussmengen sehr hilfreich
sind. Diese Zusatzinformationen helfen vor allem den Einsatzkräften am Rhein und den Rheinbauleitungen, bei
prognostizierten höheren Abflussmengen die Lageeinschätzung und -beurteilung aufgrund besserer Grundlageinformationen
bedarfsgerecht vornehmen zu können.
Die Internationalen Regierungskommission Alpenrhein
Die Mitglieder der IRKA treffen sich zweimal jährlich zu Kommissionssitzungen. Dabei wird über den Stand
der laufenden Projekte berichtet. Ebenso werden anstehende aktuelle Themen erörtert sowie Beschlüsse
zu neuen Projekten gefasst.
Die Regierungen des Fürstentums Liechtenstein, des Landes Vorarlberg und der Kantone Graubünden und St.
Gallen verfolgen im Rahmen der "Kooperationsvereinbarung Alpenrhein" seit Dezember 1998 als übergeordnetes
Ziel, eine sichere und nachhaltige Entwicklung zum gemeinsamen Nutzen des Alpenrheingebiets zu fördern, insbesondere
die Gewährleistung der Hochwassersicherheit, die sparsame und umweltverträgliche Nutzung von Raum und
Ressourcen sowie die Erhaltung und Mehrung der Naturwerte am Alpenrhein.
Mitglieder der IRKA sind Regierungsrat Willi Haag (Kanton St. Gallen, Vorsitz), Landeshauptmann Markus Wallner
(Vorarlberg), Regierungsrätin Marlies Amann-Marxer (Fürstentum Liechtenstein) und Regierungspräsident
Mario Cavigelli (Kanton Graubünden). Als Vertreter der Republik Österreich nimmt Heinz Stiefelmeyer und
als Vertreter der Schweiz Hans Peter Willi (BAFU) an den jeweiligen IRKA-Sitzungen teil.
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