Stadt Wien stellt sich und ihre Integrationsarbeit auf den Prüfstand – "Versachlichung
der leider oft emotional geführten Integrationsdebatte"
Wien (rk) - Bereits zum dritten Mal veröffentlicht die Stadt Wien am 13.11. den Wiener Integrations-
und Diversitätsmonitor. "Wir legen die Fakten auf den Tisch", erklärt Integrationsstadträtin
Sandra Frauenberger am Rande einer Fachtagung das Projekt, mit dem sich die Stadt und ihre Integrationsarbeit auf
den Prüfstand stellt. "Das umfassende Monitoring macht Herausforderungen für Politik, Verwaltung
und die gesamte Gesellschaft sichtbar. Es hilft uns allgemeine Bemühungen und konkrete Projekte sowie deren
Stärken aber auch Schwächen genau zu analysieren. Damit tragen wir wesentlich zur Versachlichung der
leider oft emotional geführten Integrationsdebatte bei", erklärt die Stadträtin.
"Integrationspolitik ist ein Querschnittsthema und betrifft Sozial-, Arbeitsmarkt-, Bildungs-, Gesundheits-
oder Wohnpolitik gleichermaßen", so Frauenberger. Laut den nun vorliegenden Zahlen haben 49 % der WienerInnen
einen Migrationshintergrund, wurden also selbst im Ausland geboren oder haben mindestens einen im Ausland geborenen
Elternteil. "Diese Zahlen gilt es in Zukunft all jenen vorzuhalten, die einen Keil in die Gesellschaft treiben
wollen. Wenn die Hälfte der WienerInnen Migrationshintergrund haben, dann geht es nicht darum, einen Teil
in den anderen zu integrieren, sondern die Zukunft unserer Gesellschaft gemeinsam zu gestalten - und das betrifft
eben alle Bereiche des täglichen Lebens! Wien ist seit jeher eine Zuwanderungsstadt. In dieser Vielfalt haben
wir diese Stadt so erfolgreich aufgebaut und in dieser Vielfalt werden wir sie auch weiterentwickeln!
(Bildungs-)Abschlüsse aus dem Ausland anerkennen
Lange gehe es nicht mehr, so die Integrationspolitikerin, um die örtliche, sondern um die soziale Herkunft.
Für Frauenberger steht damit fest, dass Bildung in der Inklusionsdebatte ein zentrales Element sein muss.
"Bildung ermöglicht sozialen Aufstieg und ein selbstbestimmtes Leben - sie gibt allen das Werkzeug in
die Hand, um an unserer gemeinsamen Stadt mitzubauen", führt die Stadträtin aus. So sei es besonders
erfreulich, dass 40 % der Zugewanderten einen weiteren Bildungsabschluss in Österreich machen und dass die
Hälfte der in den letzten 20 Jahren zugewanderten WienerInnen einen Matura-Abschluss mitgebracht habt.
24 % von Wahlen ausgeschlossen
Dabei sei es, räumt Frauenberger ein, ein großes Problem, dass mittlerweile 24 % der wahlfähigen
WienerInnen vom Wahlrecht ausgeschlossen sind. Frauenberger: "Alleine die Möglichkeit zur Partizipation
ist zentral für den gesellschaftlichen Zusammenhalt."
Projekt in Europa einzigartig, Best-Practice-Beispiel für zahlreiche Städte und Regionen
Ähnlich wie bei zahlreichen anderen Integrationsprojekten nimmt Wien mit der Erstellung eines Monitorings
für Integrations- und Diversitätspolitik eine Vorreiterinnenrolle ein. Frauenberger: "Wir messen
anhand von 60 wissenschaftlichen Indikatoren. Kein vergleichbares Instrument in Europa kann mit der Dichte und
Qualität dieses Projektes mithalten. Zahlreiche Anfragen von Städten und Regionen in Europa bestätigen
uns die internationale Best-Practice-Wirkung".
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