Haslauer: Land startet "Meister-Scheck" als kostenlose Meisterprüfung und höhere
Förderung für Meister- und Befähigungskurse
Salzburg (lk) - "Alle internationalen Vergleiche und Erfahrungen zeigen immer wieder eines: Die österreichische
Ausbildungskultur in Form von Lehre und Meisterprüfung ist eine Vorzeige-Bildungsform und verdient größtmögliche
Unterstützung. Daher wird das Land Salzburg ab Jänner 2015 den 'Bildungs-Meisterscheck' einführen."
Dies kündigte Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer am 10.11. in einem gemeinsamen Informationsgespräch
mit dem Präsidenten der Salzburger Wirtschaftskammer (WKS), Konrad Steindl und Josef Mikl, Obmann der Sparte
Gewerbe und Handwerk in der WKS, an.
Meister-Scheck – notwendig und gerecht
"Wir sorgen damit für Fairness in den Bildungsangeboten und diese Maßnahme ist ein Gebot der Stunde,
wenn es um die Unterstützung bei der Fachkräfteausbildung geht", betonte Landeshauptmann Haslauer.
Denn während Schulbesuch und Studium an Universität für die Schüler und Studierenden gratis
sind bzw. von der Allgemeinheit bezahlt werden, müssen die Anwärter für die Meister- und Befähigungsprüfungen
sowie die Werkmeisterausbildung zum Teil beträchtliche Kosten auf sich nehmen. "Diese Hürde zur
Höherqualifizierung hin zum Meister oder Unternehmer wollen wir senken. Wir brauchen bestausgebildete junge
Menschen, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Unsere tüchtigen jungen Fachkräfte
sind eines der größten Assets unseres Landes. Wenn wir hier stärker fördern, fördern
wir das Können der Menschen und damit direkt die Qualität des Standortes", so Haslauer.
Steigende Arbeitslosigkeit und dennoch Fachkräftemangel
Wie aktuelle Studien zeigen, sehen Salzburgs Unternehmen einen steigenden Bedarf an Fachkräften sowie einen
schärfer werdenden Wettbewerb um die richtigen Mitarbeiter/innen. Sie machen sich Sorgen beziehungsweise sind
skeptisch, ob dieser Bedarf gedeckt werden kann. Die demographische Entwicklung wirkt sich zudem mittel- bis längerfristig
auf das Angebot an Fachkräften in Salzburg aus. Es verlassen mehr Personen altersbedingt den Arbeitsmarkt
als neue eintreten. In allen Szenarien sinkt die Anzahl der Lehrlinge in den kommenden zehn bis 15 Jahren, und
zwar je nach Szenario um zehn bis 20 Prozent – und dies schlägt natürlich auch auf die Verfügbarkeit
von künftigem Spitzenpersonal mit Lehr- und Meisterabschluss durch.
Besonders interessant in diesem Zusammenhang sind die Aussagen des AMS-Qualifikationsbarometers hinsichtlich der
Qualifikationsniveaus, die auf dem Arbeitsmarkt besonders nachgefragt werden. So entfallen nach wie vor 55,1 Prozent
der Beschäftigungsverhältnisse auf Personen mit Lehr- oder Fachschulabschluss, wobei höhere Qualifikationen
besonders nachgefragt werden. "All diese Fakten zeigen eines ganz deutlich. Wir müssen weiterhin gemeinsam
mit der Wirtschaft konsequent an der Stärkung unserer dualen Ausbildung und an den Entwicklungsmöglichkeiten
für Menschen, die sich für den dualen Bildungsweg entscheiden, arbeiten. Maßnahmen wie der Talentecheck,
der mit Herbst 2015 starten wird, und der Meister-Scheck, den es bereits ab nächstem Jahr gibt, sind wichtige
Schritte auf diesem Weg", sagte Landeshauptmann Haslauer.
Kostenlose Meisterprüfung, mehr Förderung für Vorbereitungskurse
Bei Meisterprüfungen oder Befähigungsprüfungen (auch Unternehmerprüfungen) fallen für
die angehenden Meisterinnen und Meister zwei Kostenblöcke an. Zum einen sind Prüfungsgebühren zu
bezahlen, mit denen die Kosten für die externen Experten zu bezahlen sind, welche die Prüfungen abnehmen.
Zum anderen müssen die hochwertigen Meisterprüfungskurse bezahlt werden, die mit mehreren Modulprüfungen
abzuschließen sind.
Die Förderung, die ab 1. Jänner 2015 wirksam wird, stellt eine Kombination aus Refundierung der Prüfungsgebühren
und einer verstärkten Förderung über den Salzburger Bildungsscheck dar. Die Prüfungskosten
werden zur Gänze vom Land Salzburg übernommen. Die dementsprechenden Gelder wurden für das Budget
2015 eingeplant.
Die Anträge dazu können nach Erlangung des Meister- bzw. Befähigungsprüfungszeugnisses gestellt
werden. Eingereicht werden kann bis zu sechs Monate nach der erfolgreichen Prüfung bei der "Meisterprüfungsstelle"
der Wirtschaftskammer Salzburg. Gefördert werden auch Gebühren für Prüfungen, die in anderen
Bundesländern absolviert wurden. Voraussetzung ist jedoch der Hauptwohnsitz oder Arbeitsort des neuen Meisters
oder der Meisterin im Bundesland Salzburg.
Die Kosten für die notwendigen Vorbereitungskurse werden zu 50 Prozent, maximal jedoch 2.000 Euro aus Geldern
des Bildungsschecks übernommen.
Hier wird die bisherige Maximalförderung für Meisterprüfungskurse (auch für Befähigungs-,
Konzessions- und Unternehmerprüfungen) von 1.000 auf 2.000 Euro erhöht. Gefördert werden nur erfolgreich
abgeschlossene Module. Gefördert werden die Kurskosten all jener, die zum Zeitpunkt der letzten Modulprüfung
ihren Hauptwohnsitz oder Arbeitsort im Bundesland Salzburg hatten. Hier kann einmal innerhalb einer Ausschreibungsperiode
(derzeit 2012 bis 2015) eingereicht werden – jedenfalls bis sechs Monate nach Abschluss der Ausbildung. Gefördert
werden ab dem Jahreswechsel 2014/2015 alle vollständigen Abschlüsse, egal zu welchem Zeitpunkt die Modulkurse
begonnen haben. Daher können auch all jene, die im Herbst 2014 mit ihren Meisterprüfungskursen begonnen
haben, die Gesamtkurskosten zum Meister-Scheck einreichen.
Jährlich 220 Salzburger "Doktortitel" der gewerblichen Wirtschaft
Die Meisterprüfungsstelle der WKS, die im sogenannten "übertragenen Wirkungsbereich", also
im Auftrag des Staates, für die Organisation der Meisterkurse und Prüfungen verantwortlich ist, wird
dieses Service so unbürokratisch wie möglich erledigen, kündigte WKS-Präsident Konrad Steindl
an. Pro Jahr werden, mit leicht steigender Tendenz, rund 220 jungen Salzburger Meisterinnen und Meistern ihre begehrten
Meister-Urkunden oder Befähigungszertifikate überreicht. Jährlich werden mehr als 1.500 Prüfungen
(auch Teilmodule) organisiert. "Die Meisterprüfung hat mehr denn je ihren Stellenwert. Sie ist der Einstieg
in den Aufstieg hin zur Führungskraft im Betrieb oder zur Selbstständigkeit. Die Meisterschaft in Handwerk
und Gewerbe ist eines der grundlegenden Qualitätsmerkmale der heimischen Wirtschaft. Es ist sehr zu begrüßen,
dass das Land Salzburg nun diese Qualifizierungsform durch eine wesentlich verbesserte Förderung stärkt
und anerkennt", erklärte WKS-Präsident Konrad Steindl. Je nach Kurskosten steigt damit die Förderquote
bei sehr aufwendigen Kursen (z.B. Baumeisterprüfung) auf rund 57 Prozent oder zum Teil auf 69 Prozent (z.B.
Kfz-Techniker-Meisterprüfung).
WKS-Präsident Steindl machte darauf aufmerksam, dass auch die WKS selber wesentliche Gelder für die Lehre
bzw. die Meisterprüfungskurse zur Verfügung stellt. Insgesamt gibt die WKS für den Bereich der Lehre
und Meisterprüfung 1,15 Millionen Euro aus bei einem Gesamtaufwand für Bildungsmaßnahmen von 4,74
Millionen Euro. Allein für die Abwicklung der Meisterprüfungen entfallen jährlich mehr als 100.000
Euro an Zuschuss.
"Für die WKS ist mit dem Meister-Scheck ein wesentliches Etappenziel im Hinblick auf die Aufwertung von
Lehre und Meisterprüfung erreicht. Es wird das richtige Signal gesetzt: Der Landespolitik sind die Meisterinnen
und Meister Salzburgs etwas wert. Die Meisterprüfung und damit verbundene Qualifikationsmaßnahmen gelten
damit noch mehr als wichtiges standortpolitisches Qualitätsmerkmal. Salzburg wird damit zum Vorzeigebundesland
für die Förderung der Meisterprüfung und damit zum Fahnenträger für die Beibehaltung von
Top-Qualität in Handwerk und gewerblicher Wirtschaft", bekräftigte Präsident Steindl.
Der "Meister" soll gleichbedeutend wie der "Bachelor" sein
"Qualifikation ist die Grundlage für Qualität – in der Güterproduktion wie auch in Erbringung
von Dienstleistungen. Deshalb ist uns jede Unterstützung und jeder Anreiz, der für Menschen geschaffen
wird, sich höher zu qualifizieren, besonders wertvoll", sagte Josef Mikl, Obmann der Sparte Gewerbe und
Handwerk in der WKS. Denn Qualität sei die einzige Chance, im Wettbewerb als "Hochlohnland" bestehen
zu können und sich gegenüber Niedriglohnländern zu behaupten. Dem in vielen Betrieben beklagten
Facharbeitermangel könne nur durch weitere, zusätzliche Qualifikation entgegengetreten werden, die in
Gewerbe und Handwerk mit Meisterprüfung bzw. Befähigungsprüfung, dem "Akademikertitel des Handwerks",
seinen Höhepunkt findet. "Deshalb bemühen wir uns auch, die offizielle Anerkennung im europäischen
Qualifikationsrahmen auf dem europäischen Level 6, der gleichbedeutend mit dem Bachelor ist, für unser
Handwerk und deren Meisterprüfungen zu bekommen."
Die jüngsten Auszeichnungen zum Handwerkspreis 2014 waren wiederum ein Beweis dafür, welch hervorragende
Leistungen qualifizierte Handwerksbetriebe erbringen können. Von alten handwerklichen Techniken wie dem Handputz
zur Erhaltung historischer Bauelemente bis hin zur Installation der neuesten, hochmodernen EDV- und Elektrotechnik
in einem komplexen Gebäude wie dem Flughafentower mit mehreren Brandabschnitten oder den innovativsten Dienstleistungen
eines Friseurs, die weltweite Anerkennung finden, können nur dann erbracht werden, wenn das dafür notwendige
Knowhow vorhanden ist und auch weitergegeben wird. "Dafür ist geprüfte Qualifizierung und Weiterbildung
die unabdingbare Voraussetzung", betonte Mikl: "Deshalb freuen wir uns über die Aktion des Landes
ganz besonders und sehen es als wichtigen Schritt, lernwillige junge Menschen auf ihrem Bildungsweg auch finanziell
zu unterstützen. Schließlich ist auch der Studienzugang in Österreich nach wie vor kostenfrei und
wird aus dem Steuertopf finanziert. Eine Unterstützung für die handwerkliche Ausbildung ist daher mehr
als gerechtfertigt, denn ohne qualifiziertes Gewerbe und Handwerk hätte unser Tag viele Lücken."
Fakten zur Meisterprüfung
- 2013 wurden in Salzburg, insgesamt 334 Befähigungs- und Meisterprüfungen
abgelegt (Meisterprüfungen 114),
- 221 davon kommen aus dem Bundesland Salzburg,
- 223 von allen sind männlich, 111 weiblich,
- die "Top fünf" der Meister- und Befähigungsprüfungen:
Haustechnik (Gas-, Wasser-, Heizungs-Installateure): 51, Baumeister: 30, Befähigungsprüfung Gastgewerbe:
26, Friseure: 25, Elektrotechniker: 17.
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