AIT und ÖAW beraten Parlament bei der Abschätzung und Gestaltung technologischer
Entwicklungen
Wien (pk) - Der österreichische Nationalrat wird den Dialog mit wissenschaftlichen ExpertInnen vertiefen.
In einem gerade begonnenen Projekt entwickeln Abgeordnete gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology (AIT)
und dem Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(ÖAW) die Basis für eine engere Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt stehen die vorausschauende Abschätzung
von Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie sowie ihre gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen
Auswirkungen.
In einem ersten Schritt werden in einer Studie internationale Erfahrungen ausgewertet, mögliche Themen identifiziert
und ein Vorschlag erarbeitet, wie eine langfristige Zusammenarbeit aussehen könnte. Den ParlamentarierInnen
soll Unterstützung in den Bereichen Foresight und Technikfolgen-Abschätzung angeboten werden.
Aktuelle Herausforderungen für das österreichische Parlament
Nicht allein die Gesetzgebung, sondern auch die öffentliche Diskussion und der Austausch unterschiedlicher
Standpunkte zählen zu den Kernaufgaben des Nationalrats. Zusätzlich spielen Parlamente heute oft eine
zentrale Rolle beim Umgang mit komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen. Zu den "Grand Challenges"
zählen etwa Klimawandel, demografische Veränderungen oder Ressourcenknappheit. Die dabei benötigte
wissenschaftliche Expertise wird in vielen Ländern, darunter Deutschland und Schweiz, auch von ExpertInnen
aus den Bereichen Foresight und Technikfolgen-Abschätzung eingebracht. Jetzt wächst auch das Interesse
des Nationalrats: "Die Entwicklung von Technologien passiert rasant. Gerade deshalb ist es uns wichtig, bestmögliche
Formen der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen ExpertInnen, im konkreten Fall mit dem AIT und der ÖAW, zu
entwickeln. Mein Ziel ist es, die Abgeordneten in ihrer parlamentarischen Arbeit bestmöglich zu unterstützen
und sie für weitreichende politische Entscheidungen mit der erforderlichen wissenschaftlichen Expertise auszustatten",
erklärt Nationalratspräsidentin Doris Bures.
Parlament trifft Wissenschaft
Die Studie wird analysieren, in welcher Weise wissenschaftliche Expertise im Bereich Foresight und Technikfolgen-Abschätzung
dem Parlament bestmöglich bereitgestellt werden könnte. Die Abgeordneten und die Parlamentsverwaltung
werden in den nächsten Monaten eng mit ExpertInnen von ITA und AIT zusammenarbeiten. "In einem ersten
Schritt sammeln wir internationale Beispiele, die aufzeigen, welche Erfahrungen Parlamente in anderen Ländern
mit Foresight und Technikfolgen-Abschätzung gemacht haben. Dabei werden wir vor allem auf das Netzwerk European
Parliamentary Technology Assessment (EPTA) zurückgreifen, in dem Österreich seit 2013 Vollmitglied ist,"
so Michael Nentwich vom ITA. "Unser Ziel ist es, einen von allen Klubs mitgetragenen Vorschlag für die
wissenschaftsbasierte Unterstützung des österreichischen Parlaments zu entwickeln", betont Josef
Fröhlich vom AIT. Grundlage dafür sind Interviews und Workshops, in denen die konkreten Bedürfnisse
der österreichischen Abgeordneten erhoben werden. Zusätzlich werden jene Themenbereiche aus Forschung
und Technologie ausgewertet, die für die parlamentarische Arbeit in naher Zukunft große Bedeutung haben
werden.
Ein Beirat bestehend aus VertreterInnen aller Klubs und der Parlamentsdirektion wird den Prozess beratend unterstützen.
Parallel soll ein Pilotprojekt durchgeführt werden, um erste Erfahrungen mit dieser neuartigen Form der Zusammenarbeit
zu gewinnen.
Die Vorsitzende des Ausschusses für Forschung, Innovation und Technologie, Abgeordnete Ruperta Lichtenecker,
zeigt sich sehr erfreut und begrüßt die Vertiefung der bereits bestehenden mehrjährigen Zusammenarbeit
des Ausschusses mit dem ITA und dem AIT in Form des nun gestarteten Pilotprojekts zur Einbeziehung der Technikfolgeabschätzung
in der parlamentarischen Arbeit.
Fakten zur Studie
"Foresight & Technology Assessment für das österreichische Parlament” ist eine einjährige
Studie im Auftrag der Parlamentsdirektion. Das Projekt-Konsortium besteht aus den beiden Partnern Innovation Systems
Department des Austrian Institute of Technology (AIT) und dem Institut für Technikfolgen-Abschätzung
(ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Der offizielle Kick-Off fand gemeinsam
mit den TechnologiesprecherInnen aller Klubs und VertreterInnen der Parlamentsdirektion am 19. November 2014 statt.
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