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			 Schellhorn: Zahl der Kindesabnahmen sinkt trotz steigender Gefährdungsmeldungen / 35,5
			Millionen Euro für die Kinder- und Jugendhilfe im nächsten Jahr 
			Salzburg (lk) - Die Zahl der Kindesabnahmen sinkt trotz steigender Gefährdungsmeldungen und trotz der
			stark gestiegenen Zahl von Minderjährigen in Betreuung der Jugendwohlfahrt. Der Ausbau der flexiblen, ambulanten
			Hilfen für Kinder und Familien wirkt. Dies geht aus dem Bericht über die Jugendwohlfahrt und die Elternberatung
			im Jahr 2013 vor. 
			 
			Der Bericht ist seit 20.11. unter http://www.salzburg.gv.at/jugendwohlfahrtsberichte
			online und gibt mit Zahlen, Fakten und Erläuterungen einen guten Überblick über die Tätigkeiten
			der Jugendämter in den Bezirkshauptmannschaften, der Jugendwohlfahrt des Landes und der Elternberatung. 
			 
			Zahl der Gefährdungsabklärungen steigt auf 1.733 
			Die Zahl der jährlichen Gefährdungsabklärungen durch die Jugendämter nach Meldungen oder Anzeigen
			nimmt kontinuierlich zu. Sie stieg von 1.654 (im Jahr 2011) und 1.676 (2012) auf 1.733 (2013). 
			 
			Die Zahl der Minderjährigen in Hilfen zur Erziehung hat sich in 15 Jahren fast verdoppelt. 1998 musste die
			Jugendwohlfahrt des Landes für 1.171 Minderjährige Hilfen zur Erziehung durchführen oder bereitstellen.
			Darin ist die gesamte Bandbreite  des Instrumentariums enthalten: von ambulanter Hilfe durch Sozialarbeit oder
			Psychotherapie bis zur vollen Unterbringung bei Pflegeeltern oder in therapeutischen Wohngemeinschaften. 2013 waren
			davon 2.159 Kinder und Jugendliche betroffen. Das ist fast eine Verdoppelung in 15 Jahren. 
			 
			Trendwende bei ambulanter Betreuung und Unterbringung 
			Die ambulante Betreuung steigt stark, die volle Erziehung (Unterbringung) stagniert und sinkt anteilsmäßig
			stark. Im Zeitraum von 1998 bis 2013 ist die Zahl der ambulant betreuten Kinder und Jugendlichen stark von 445
			auf 1.433 gestiegen. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die voll in therapeutischen Wohngemeinschaften, im SOS-Kinderdorf,
			Kriseneinrichtungen oder betreutem Wohnen untergebracht werden müssen, steigt im selben Zeitraum nur von 357
			(1998) auf 423 (2013). Die Anzahl der Kinder, die bei Pflegeeltern voll untergebracht werden, ist von 396 (1998)
			auf 303 (2013) gesunken. 
			 
			Der Ausbau der ambulanten Hilfen schafft erst den finanziellen Spielraum für die Betreuung von mehr Kindern.
			Die Kosten für ein ambulant betreutes Kind bewegen sich im Durchschnitt bei einem Drittel der Kosten für
			eine volle Unterbringung. Sind in der Familie zwei Kinder, ist das Kostenverhältnis schon 1:6, bei drei Kindern
			1:9. 
			 
			Freiwilligkeit nimmt zu 
			Die ambulanten Hilfen wie sozialpädagogische Familienhilfe, therapeutisch ambulante Familienbetreuung oder
			Einzelbetreuung wurden 2013 von den betroffenen Familien zu 97,7 Prozent freiwillig ohne richterliche Anordnung
			in Anspruch genommen. Auch bei der vollen Erziehung (Unterbringung) von Kindern in Wohngemeinschaften, Kinderdörfern
			etc. dominiert die Freiwilligkeit mit 77,5 Prozent.  Bei der Unterbringung in Pflegefamilien liegt die Freiwilligkeit
			bei 54,5 Prozent. Die klassische Kindesabnahme gegen den Willen der Eltern musste 2013 bei Gefahr im Verzug nur
			mehr in 30 Fällen durchgeführt werden. 2011 gab es noch 48, 2012 52 Fälle. 
			 
			Jugendwohlfahrt wird zunehmend als Partner gesehen 
			Die oben genannten Anstiege bei den Gefährdungsabklärungen nach Anzeigen und Hinweisen sind nicht nur
			negativ zu bewerten. Sie sind auch Ausdruck einer höheren gesellschaftlichen Sensibilität zum Kindeswohl
			sowie gegen Gewalt und Vernachlässigung. Vor allem sind sie auch ein Zeichen des gestiegenen Vertrauens in
			die Jugendwohlfahrt. Diese legt ihr altes Image als Kindesabnehmer ab und wird zunehmend als Partner und Unterstützer
			bei Problemlagen mit dem Blick auf das Kindeswohl gesehen. Der Ausbau des flexiblen, ambulanten unterstützenden
			Instrumentariums trägt Früchte. 
			 
			Schellhorn: Konzept geht auf und wird mit neuem Gesetz und mehr Geld gestärkt 
			"Hinter den Zahlen und Fakten des Jugendwohlfahrtsberichts stehen viele Probleme, traurige Ereignisse und
			Überforderungen", betonte der für die Jugendwohlfahrt ressortzuständige Sozialreferent Landesrat
			Dr. Heinrich Schellhorn heute, Donnerstag, 20. November. "Die Zahlen sprechen aber auch klar dafür, dass
			das Land eine Trendwende schafft. Trotz steigender Gefährdungsmeldungen und steigender notwendiger Maßnahmen
			stagnieren die Zahlen der Kindesabnahmen und der vollen Erziehung mit Unterbringung in Wohngemeinschaften, Heimen
			etc. Die ambulanten Hilfen steigen stark, ebenso die freiwillige Zustimmung der betroffenen Familien oder der Erzieherinnen
			und Erzieher zu den Maßnahmen und Hilfen. Damit geht in Salzburg ein Konzept auf. Wir gehen diesen Weg konsequent
			weiter. Dazu wird auch das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz mit seinen zahlreichen Verbesserungen beitragen.
			Für die Kinder- und Jugendhilfe sind im Jahr 2015 35,5 Millionen Euro vorgesehen. Das sind 2,5 Millionen mehr
			als im Jahr 2014. Diese Steigerung drückt auch in Zahlen den Schwerpunkt unserer Sozialpolitik aus, nämlich
			dass Kinder mit Problemen rechtzeitig die Hilfe bekommen, die sie brauchen." 
			 
			Kinder- und Jugendhilfe in Zahlen 
			Der Jahresbericht 2013 der Jugendwohlfahrt enthält weiters folgende Zahlen und Eckpunkte: 
			 
			Gefährdungsabklärungen und Interventionen nach Anzeigen und Verdachtsfällen: 1.733 
			 
			Erziehungshilfen und ambulante Betreuung: 1.433 
			Erziehung in therapeutischen Wohngemeinschaften, Pflegefamilien, Kriseneinrichtungen, SOS-Kinderdörfern etc.
			(dies entweder mit Einverständnis der Eltern, nach gerichtlicher Anordnung oder – bei Gefahr im Verzug – durch
			die Jugendämter): 726 
			 
			Adoptionsvermittlungen: 2 
			Soziale Dienste wie die Kinder- und Familienerholung, das Jugendbeschäftigungsprojekt EASY, die Notschlafstelle
			für obdachlose Jugendliche EXIT 7 und Streetwork in zahlreichen Gemeinden 
			 
			Obsorge und Vertretung: Hierunter fallen nicht nur vergleichsweise wenige Kinder (171) wie etwa Findelkinder und
			unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, für die die Jugendämter die gesetzlich vorgesehene
			Obsorge übernehmen müssen, sondern auch mehrere tausend Kinder und Jugendliche, für die die Jugendämter
			gesetzliche Vertretungen in Unterhaltsangelegenheiten wahrnehmen. 
			 
			Vertretung in Unterhaltsangelegenheiten wurde in 4.390 Fällen geleistet. Die alleinige gesetzliche Vertretung
			in Unterhaltsvorschussangelegenheiten wurde in 3.986 Fällen übernommen. Exekutionsverfahren gegen säumige
			Unterhaltszahler mussten 1.012 veranlasst werden. Diese drei Zahlen überschneiden einander zum Teil. 
			 
			Insgesamt leistete die Jugendwohlfahrt im Land Salzburg im Jahr 2013 Hilfe und Unterstützung für rund
			8.000 Kinder und Jugendliche. 
			 
			Dazu kommen noch mehr als 10.000 Kontakte und Interventionen in offenen, präventiven Formen der Sozialarbeit
			für Jugendliche, etwa durch Streetworker. 
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