Wien (rk) - Tomas Zierhofer-Kin wird der neue Intendant der Wiener Festwochen. Das erste von ihm gestaltete
Festival wird 2017 in Wien stattfinden, sein Vertrag ist auf fünf Jahre anberaumt. Die künstlerische
Leitung für das gesamte Festival liegt damit in den Händen des erfahrenen Festivalmachers Tomas Zierhofer-Kin.
"Dieses weltweit bedeutende Festival zu leiten, stellt für mich eine der beruflich spannendsten Herausforderungen
dar. Die Wiener Festwochen sollen einen künstlerischen Ausnahmezustand in der Stadt erzeugen, der als Motor
für Utopie und Zukunft fungiert, der mit offenen Armen sowohl der Kunst als auch der Gesellschaft begegnet,
der in lustvoller wie kritischer Weise die zentralen Themen des Lebens und Überlebens im 21. Jahrhundert zum
Thema macht", unterstreicht Tomas Zierhofer-Kin.
"Aktuelle zeitgemäße Kunstformen sind oft schwer fassbar. Tomas Zierhofer-Kin schafft es, dieser
flüchtigen Form eine Öffentlichkeit zu geben und damit vielen Menschen Kultur auf höchstem Niveau
darzubieten", betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Schon bei den Salzburger Festspielen
war er der avantgardistische Stachel, ehe er das Donaufestival grundlegend neu ausrichtete und auf den Kalender
der internationalen Kunst- und Kulturwelt brachte. Tomas Zierhofer-Kin ist daher der richtige Mann zur richtigen
Zeit am richtigen Ort".
"Die Wiener Festwochen sind ein Großstadt-Festival. Es ist in einer sich so rasch verändernden
Stadt wie Wien wichtig, auch neue Blickwinkel zu entwickeln. Die Wiener Festwochen müssen daher auch an die
Ränder unserer Stadt, die in vieler Hinsicht ohnehin ihre Mitte sind. Tomas Zierhofer-Kin wird diese Entwicklung
neben den bisherigen Schwerpunkten in der Dramaturgie der Wiener Festwochen engagiert vorantreiben. Und darauf
freue ich mich", hebt Rudolf Scholten, Präsident der Wiener Festwochen, hervor.
Nach den Festwochen von 2016 übernimmt Tomas Zierhofer-Kin die Staffel von seinem Vorgänger Markus Hinterhäuser,
der noch zwei Saisonen in Wien gestaltet und danach nach Salzburg zurückkehrt. Die beiden verbindet eine gemeinsame
Vergangenheit: 1993 gründeten sie das Zeitfluss Festival im Rahmen der Salzburger Festspiele, das alternativen
Kunstströmungen Raum verschaffte.
Die Ausschreibung
Die Stadt Wien und die Wiener Festwochen führten seit gut einem Jahr Gespräche mit zahlreichen ExpertInnen
und KulturmanagerInnen über die zukünftige Ausrichtung des internationalen Festivals. In diesen Gesprächen
kristallisierten sich aktuelle Anforderungen und Chancen für ein zeitgemäßes urbanes Festival heraus.
Daraus leitete sich ein geschärftes Profil für eine Persönlichkeit ab, die die Festwochen zukunftsweisend
gestalten kann. Auf die darauf folgende Ausschreibung bewarben sich 16 KandidatInnen, hauptsächlich aus dem
deutschsprachigen Raum. Die Jury (Andrea Ecker, Viktoria Salcher, Bernhard Denscher und Rudolf Scholten) erarbeitete
gemeinsam mit einer Personalberatung einen Besetzungsvorschlag für den Kulturstadtrat, der nach weiteren persönlichen
Gesprächen Tomas Zierhofer-Kin als zukünftigen Leiter der Wiener Festwochen berief.
Tomas Zierhofer-Kin: Wiener Festwochen als Motor für künstlerischen Ausnahmezustand
"In einer Zeit in der es noch keine Kunsthalle, kein Theater an der Wien, kein Tanzquartier oder brut gab,
haben die Wiener Festwochen Genres und neue Entwicklungen in die Stadt gebracht, die später in diesen Institutionen
ihre Heimstätte fanden. So haben die Wiener Festwochen maßgeblich als Vorreiterin dazu beigetragen,
dass die Stadt am Beginn des 21. Jahrhunderts zu Recht als eine der führenden Kunstmetropolen der Welt gilt.
In diesem Umfeld sehe ich die Aufgabe der Wiener Festwochen nicht mehr darin, Terrains abzustecken oder zu besetzen,
sondern vielmehr darin, als Motor für einen künstlerischen Ausnahmezustand in der Stadt Maßstäbe
zu setzen. KünstlerInnen und DenkerInnen unserer Zeit sollen in einen lustvollen Dialog mit dem künstlerischen
und kulturellen Gefüge der Stadt treten, aber auch mit der Lebensrealität der Menschen.
Ich wünsche mir, dass das größte Festival der Stadt seine Arme ausbreitet, um in Interaktion mit
wichtigen KünstlerInnen und DenkerInnen dieser Welt zu treten, aber auch mit den Menschen der Stadt und ihren
Problemen, Ängsten und Hoffnungen.
Ich wünsche mir ein Festival, das Dinge entstehen lässt, die nirgendwo anders hätten stattfinden
können.
Ich wünsche mir ein Festival, das auch Produktionen einlädt, die anderswo entstanden sind, und in Wien
in einen lustvollen Diskurs mit Menschen in der Stadt und ihrem Leben treten lässt. Ich wünsche mir ein
Festival, das sich der Realität stellt und den Möglichkeitssinn auf seine Fahnen schreibt."
Tomas Zierhofer-Kin wurde in Salzburg geboren. Er studierte Komposition, Philosophie, Musikwissenschaft,
Gesang und kulturelles Management in Wien und Salzburg. Von 1993 bis 2001 leitete er gemeinsam mit Markus Hinterhäuser
das Festival Zeitfluss im Rahmen der Salzburger Festspiele in der Ära Gerard Mortier und Hans Landesmann.
Von 2002 bis 2004 entwickelte er wiederum zusammen mit Markus Hinterhäuser die Programmreihe Zeit_Zone für
die Wiener Festwochen unter Luc Bondy. Seit 2005 ist Zierhofer-Kin Intendant des donaufestival in Krems, das sich
unter seiner künstlerischen Leitung international zu einem hochbeachteten sparten-übergreifenden Festival
für zeitgenössische Kunstformen - zwischen Theater, Musik, Performance und bildender Kunst - entwickelte.
Zum Mozartjahr 2006 leitete er zusammen mit Max Hollein das Festival Kontrakom in Salzburg.
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