Naturstoff Resveratrol hat therapeutisches Potential bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Wien (universität) - "Ein Glaserl in Ehren kann niemand verwehren!" Wie das in Rotwein enthaltene
Resveratrol tatsächlich wirkt, das haben nun WissenschaftlerInnen der Universität Wien, der Universitätsmedizin
Mainz und der Universität Jena gemeinsam herausgefunden. Der Naturstoff hemmt die Bildung von Entzündungsfaktoren,
die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen, und hat damit therapeutisches Potential. Die Forschungsergebnisse
erscheinen aktuell im Wissenschaftsmagazin "Nucleic Acids Research".
Trotz fettreichem Essen ist die Herzerkrankungsrate in Frankreich geringer als in Deutschland. Dieses sogenannte
"French paradox" wird vermehrtem Rotweingenuss zugeschrieben und gab schon mehrfach Anlass zu verschiedenen
Studien. "In einigen Forschungsprojekten konnte nachgewiesen werden, dass der in Rotwein enthaltene Naturstoff
Resveratrol eine schützende Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Doch bis jetzt war nicht klar,
wie genau die Wirkzusammenhänge sind", erklärt Verena
Dirsch, Pharmazeutin an der Universität Wien.
Ein Teil der schützenden Wirkung entsteht, indem die Bildung von Entzündungsfaktoren durch Resveratrol
unterdrückt wird. Das fanden PharmakologInnen Andrea Pautz und Hartmut Kleinert von der Universitätsmedizin
Mainz in einer gemeinsamen Forschungsarbeit mit den PharmazeutInnen Verena Dirsch von der Universität Wien
und Oliver Werz von der Universität Jena heraus. Konkret konnten sie nachweisen, dass der Naturstoff Resveratrol
an ein bestimmtes Protein - kurz KSRP genannt - bindet und dieses dabei aktiviert. KSRP verringert wiederum die
Stabilität von Molekülen, die für die Bildung von entzündlichen Mediatoren gebraucht werden
und hemmt so deren Entstehung.
"Der interessante Ansatz an dieser Arbeit war, dass wir mit dem Naturstoff Resveratrol nach der unbekannten
Zielstruktur gesucht haben. Wir wussten aus vorangegangenen Forschungsergebnissen, dass eine funktionelle Gruppe
an dem Molekül für eine bestimmte Wirkung entbehrlich war. Das haben wir uns zunutze gemacht, um dort
eine 'Angel' zu befestigen. Damit haben dann die Kollegen aus Jena das Protein KSRP aus einem zellulären Proteingemisch
'gefischt'", sagt Pharmazeutin Verena Dirsch, die zusammen mit ihrem Kollegen Thomas Erker von der Fakultät
für Lebenswissenschaften der Universität Wien so die Initialzündung zu diesem Projekt geliefert
hat.
Entzündungsfaktoren, wie sie von Resveratrol über die Bindung an KSRP gehemmt werden, können auch
Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall treten
gehäuft bei chronisch entzündlichen Erkrankungen - wie Rheuma - auf. Der Naturstoff Resveratrol hat also
insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems
einhergehen, ein großes therapeutisches Potential.
Publikation in Nucleic Acids Research:
Resveratrol post-transcriptionally regulates pro-inflammatory gene expression
via regulation of KSRP RNA binding activity: Andrea Pautz, Hartmut Kleinert, Oliver Werz, Verena Dirsch, et al.
Nucleic Acids Research, 2014. DOI: 10.1093/nar/gku1033
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