Integration von Hospizkultur und Palliativbetreuung in Alten- und Pflegeheimen in Ungarn und
Österreich
Eisenstadt (blms) - „Narzisse“, ein im März 2013 gestartetes grenzübergreifendes EU-Projekt zur
Hospizbetreuung, hat die Integration von Hospizkultur und Palliativbetreuung in Alten- und Pflegeheimen in Ungarn
und Österreich zum Ziel. Je drei Einrichtungen im Burgenland und in Wien sowie zwei Heime in Ungarn beteiligen
sich an dem Projekt. Im Burgenland sind dies das Haus Nikolaus der Caritas in Neusiedl, das Seniorenzentrum Kittsee
der Volkshilfe Burgenland und das Haus St. Vinzenz des Ordens der Barmherzigen Schwester in Pinkafeld. Im Rahmen
des Projektes wurden Basisschulungen im Bereich palliativer Geriatrie angeboten, zusätzlich zu einem zweijährigen
Prozess zur Organisationsentwicklung. In mehreren Stufen wurden möglichst viele Mitarbeiter – vom Heimleiter
bis hin zum Koch – darin ausgebildet, wie am besten mit Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt umgegangen wird.
Im Burgenland wurden im Rahmen des mit Jahresende auslaufenden Projektes 160 Personen dahingehend professionell
geschult, zieht Sozial- und Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar gemeinsam Bilanz mit Vertretern der Projektpartner
– BFI Burgenland, BFI Wien, Hospizbewegung Burgenland, Dachverband Hospiz Österreich, Gemeindeverband von
Zalaegerszeg und Umgebung (Komitat Zala, Ungarn) sowie die Gemeinnützige Entwicklungs- und Beschäftigungs
GmbH der Kleinregion Zalaegerszeg. „Die demographische Entwicklung zeigt, dass wir immer älter werden. Umso
wichtiger ist es, Wege zu finden, den letzten Lebensabschnitt so angenehm wie möglich zu gestalten und die
Möglichkeit zu schaffen, diesem mit Würde zu begegnen.“ Gefördert wird das Projekt zu 85% aus Mitteln
des EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) unter Kofinanzierung durch das Land Burgenland
und der Regierung der Republik Ungarn. Das Gesamtbudget beträgt 615.000 Euro. Das Projekt läuft bis
Dezember 2014.
Altenwohn- und Pflegeheim sind oft das letzte Zuhause
„Altenwohn-und Pflegeheime sind oft das letzte Zuhause. Von der Integration von Hospizkultur und Palliativbetreuung
in Alten- und Pflegeheimen profitieren aber nicht nur die alten Menschen, sondern auch deren Angehörige, die
Pfleger und alle anderen Mitarbeiter“, betont Prim. Dr. Herbert Tillhof, Vorsitzender der Hospizbewegung Burgenland.
In mehreren Stufen wurden möglichst viele Mitarbeiter im Umgang mit Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt
ausgebildet. Schwerpunkte der Fortbildung waren: Grundbegriffe der Palliativen Geriatrie, Kommunikation, An- und
Zugehörigenarbeit, Demenz und Validation, Umgang mit herausforderndem Verhalten, Schmerz, Symptomkontrolle,
Ernährung, Achtsamkeit in der Pflege, ethische Entscheidungen, letzte Lebenstage, Sterben – Tod und Trauer,
Rituale, Selbstreflexion, Selbstfürsorge. Dies spiegle die hohe Komplexität und Vielschichtigkeit der
Pflege wieder, so Rezar: „Das ist eine große Herausforderung für die Mitarbeiter.“
Stärkt das Knowhow, gibt Sicherheit, fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit
„Die Integration von Hospizkultur und Palliative Care bewirkt eine maßgebliche Qualitätssteigerung“,
so Mag.a Leena Pelttari, Geschäftsführerin des Dachverbandes Hospiz Österreich. Die Organisationen
verändern Abläufe und schaffen Strukturen, die den Betreuenden eine qualitätsvollere Betreuung ermöglichen.
„Hospiz und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen verbessert die Kommunikation im Heimalltag, schafft Bewusstsein,
stärkt das Knowhow, gibt Sicherheit, fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Wertschätzung
der Berufsgruppen untereinander“, so Pelttari. Interdisziplinäre Fallbesprechungen nehmen zu, ethisch schwierige
Situationen werden bearbeitbar, unnötige Krankenhausüberweisungen nehmen ab. „Schmerz wird als ganzheitliches
Geschehen betrachtet und die Schmerzbeobachtung und die Kommunikation im Team darüber erhält einen neuen
wichtigen Stellenwert. Für die Betreuenden in den Alten- und Pflegeheimen verbessert sich die Arbeitsqualität
und es entsteht Entlastung. Die An- und Zugehörigen werden auf Wunsch vom ersten Tag an stärker einbezogen
und intensiver begleitet, auch werden die Themen Tod und Sterben früher angesprochen“, sagt Pelttari. Das
Vertrauen der An- und Zugehörigen in die und die Zufriedenheit mit der Betreuung verstärken sich. Für
die Bewohnerinnen und Bewohner erhöht sich die Lebensqualität durch verbesserte Schmerz- und Symptomkontrolle,
verstärktes Aufnehmen ihrer Wünsche und Bedürfnisse und die Möglichkeit, auch über Abschied,
Sterben und Tod sprechen zu können.
„Es geht um ein Thema, das uns alle betrifft – das Sterben. Neben den Schulungen und dem Prozess zur Organisationsentwicklung
waren Maßnahmen zur Sensibilisierung und Medienarbeit Schwerpunkte“, erklärt Jürgen Grandits, stellvertretender
Geschäftsführer des BFI Burgenland.
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