Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt um 0,5 Punkte auf 47,4, aber Österreichs Industrie
schrumpft auch im November Tempo des Rückgangs der Produktionsleistung stabilisiert sich trotz starkem Einbruch
der Exportaufträge
Wien (bank austria) - Erstmals seit einem halben Jahr hat sich der Abwärtstrend in der heimischen Industrie
nicht mehr beschleunigt. „Im November ist der Bank Austria EinkaufsManagerIndex um 0,5 auf 47,4 Punkte gestiegen.
Mit einem Wert unter der 50er Grenze zeigt der Indikator jedoch weitere Einbußen der österreichischen
Industriebetriebe gegenüber dem Vormonat an, aber das Tempo hat sich im November etwas verringert“, analysiert
Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Das schwache Nachfrageumfeld belastet die heimische Industrie und
bestimmt wesentlich die betrieblichen Entscheidungen. „Im November ist die Produktionsleistung der Industrie in
Österreich etwas langsamer gesunken als im Vormonat, zumal auch die Neuaufträge etwas weniger zurückgegangen
sind. Allerdings nehmen die Auftragspolster weiter rasant ab, die Einkaufsmenge wird reduziert, die Einkaufspreise
sinken stark und auch die Personalkapazitäten werden unvermindert rasch an die geringe Nachfrage angepasst“,
fasst Bruckbauer einige Details der monatlichen Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern zusammen.
Die Produktionsleistung der heimischen Industrie sank im November nicht mehr so stark wie im Vormonat. Jedoch erreicht
der Produktionsindex mit genau 48 Punkten nur den zweitniedrigsten Wert seit rund zwei Jahren und zeigt mittlerweile
den dritten Monat in Folge einen Rückgang an. „Gebremst wurde der Abwärtstrend in der Produktion durch
eine Verlangsamung der Einbußen im Neugeschäft. Während sich die Aufträge aus dem Inland im
November auf niedrigem Niveau konsolidierten, sind die Auftragseingänge aus dem Ausland stark eingebrochen“,
so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die schwächelnde Konjunktur in wichtigen Exportmärkten
und der zunehmend aggressive Wettbewerb sorgten für das stärkste Auftragsminus aus dem Ausland seit mehr
als eineinhalb Jahren. Offenbar wurden die österreichischen Betriebe vom Ausmaß des Auftragsrückgangs
überrascht, da sie Produktion an die niedrigere Nachfrage nicht stark genug angepasst haben, um eine weitere
deutliche Abnahme der Auftragspolster zu verhindern.
Angesichts der anhaltenden Nachfrageflaute haben die heimischen Industriebetriebe ihre Personalkapazitäten
an die geringeren Produktionserfordernisse angepasst. Im November verringerte sich die Beschäftigung gegenüber
dem Vormonat sogar in unvermindert hohem Tempo. „Mit durchschnittlich 583.000 Arbeitskräften sind in der Industrie
im bisherigen Jahresverlauf geringfügig weniger Menschen beschäftigt als im Vorjahr. Nach vier Jahren
in Folge mit einem Beschäftigungszuwachs und einem Plus von insgesamt 20.000 Jobs seit 2010 wird 2014 die
Industrie erstmals wieder einen Rückgang verzeichnen, während in der Gesamtwirtschaft die Zahl der Jobs
um 0,6 Prozent im Vergleichszeitraum angestiegen ist“, analysiert Pudschedl.
Fehlende positive Konjunkturimpulse veranlassten die österreichischen Industriebetriebe zu noch mehr Zurückhaltung
im Einkauf. „Die Verbilligung von Rohöl und anderen Vormaterialien am Weltmarkt wurde von den österreichischen
Betrieben im bestehenden Nachfrageumfeld überwiegend nicht genutzt. Trotz sinkender Einkaufspreise wurde die
Einkaufsmenge im November so stark verringert, wie zuletzt vor mehr als zwei Jahren, zumal aus Kostengründen
auch Lagerabbauprogramme verstärkt umgesetzt wurden“, meint Pudschedl. Die Lagerbestände an Vormaterialien
nahmen deutlich ab, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie im Vormonat.
Die Fertigwarenlagerbestände blieben im November dagegen weitgehend unverändert. Es wird sich erst in
den kommenden Monaten zeigen, ob dies ausschließlich der schwachen Nachfrage geschuldet ist, oder ob die
Industriebetriebe in Erwartung einer bevorstehenden Nachfragebelebung bereits eine Anpassung der Verkaufslager
vornehmen. Jedoch sprechen knapp vor Ende des Jahres 2014 einige Detailergebnisse der monatlichen Umfrage unter
Österreichs Einkaufsmanagern dafür, dass die heimische Industrie die Konjunkturdelle weitgehend durchschritten
hat und bald wieder Aufwind spüren wird. Alle Komponenten zeigen eine Verlangsamung des Abwärtstrends
und der Bank Austria EinkaufsManagerIndex übersteigt insgesamt den Jahrestiefstwert des Vormonats. Ein positives
Signal für die heimische Industrie ist der aktuelle Anstieg des deutschen IFO-Geschäftsklimaindex. Die
Unternehmen scheinen die Belastungen der Russland/Ukraine-Krise verdaut zu haben, gleichzeitig verbessern sich
die Vorzeichen für das exportorientierte Geschäft. „Der schwächere Euro, der deutlich niedrigere
Ölpreis und die robuste US-Wirtschaft sind drei starke Argumente für eine Belebung der österreichischen
Industriekonjunktur ab dem ersten Quartal 2015. Wir sind optimistisch, dass diese Impulse den überzogenen
Pessimismus der vergangenen Wochen vertreiben und die heimische Industrie nach dem schwachen zweiten Halbjahr 2014
wieder auf einen Wachstumskurs zurückkehren kann“, erwartet Bruckbauer abschließend.
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