Größte Konjunkturumfrage unter Betrieben belegt Rückgang bei Investitionen
- steuerliche Anreize und Verwaltungserleichterungen gefragt
Wien (pwk) - Eine deutliche Abkühlung der Geschäftstätigkeit, eine geringere wirtschaftliche
Dynamik als erwartet und ein Wirtschaftsklima auf dem Niveau von 2009 - so charakterisiert der WKÖ-Wirtschaftsbarometer,
größte Konjunkturbefragung der gewerblichen Wirtschaft, die aktuelle Lage in Österreich. "Die
Erwartungen der befragten Unternehmen zu Umsätzen, Auftragslage und Investitionen liegen im Minusbereich und
erreichen die niedrigsten Werte seit 2009. Die erwartete Geschäftstätigkeit folgt damit dem Trend des
bereits seit drei Jahren negativen Wirtschaftsklimas", erläuterte Christoph Schneider, Leiter der Stabsabteilung
Wirtschaftspolitik der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), im Rahmen einer Pressekonferenz im Vorfeld
des WKÖ-Wirtschaftsparlamentes.
Für den Wirtschaftsbarometer Austria, der halbjährlich durchgeführt wird, wurden in einer repräsentativen
Umfrage im Oktober 2014 die Erwartungen von 3.650 Betrieben im Hinblick auf ihre Erwartungen zu Geschäftstätigkeit
in den kommenden 12 Monaten ermittelt.
Zurückhaltung vor allem bei Neuinvestitionen
Der Mix aus negativem Wirtschaftsklima und schwacher Auftragslage resultiert in einer Zurückhaltung bei
Investitionen. Nur mehr 14 % der Unternehmen sagen, sie wollen in den kommenden 12 Monaten mehr investieren, das
sind etwa nur mehr halb so viele wie noch vor einem Jahr.
Demgegenüber stehen 38 %, die weniger investieren wollen. Insbesondere bei KMU liegt der Schwerpunkt der Investitionen
eindeutig auf Ersatzinvestitionen, Neuinvestitionen bleiben zunehmend aus. Schneider: "Dabei wären gerade
diese besonders wichtig für unsere Wettbewerbsfähigkeit, wenn es zu einer wirtschaftlichen Erholung kommt.
Ohne Neuinvestitionen können unsere Betriebe deutlich schwerer mithalten im internationalen Wettbewerb."
Gefragt danach, welche Anreize am besten wären, damit wieder mehr investiert wird, nennen die Betriebe in
erster Linie steuerliche Maßnahmen, aber auch Vereinfachungen und Kostensenkungen in der Verwaltung. Eine
deutliche Zunahme gegenüber der Umfrage von Herbst 2012 zeigt sich vor allem bei den Forderungen nach Verwaltungsvereinfachungen
und der Senkung von Verwaltungskosten.
"Der Grundtenor unter den Betrieben ist eindeutig: Die Rahmenbedingungen für den Standort Österreich
müssen verbessert werden, damit Unternehmen sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können", unterstrich
der WKÖ-Ökonom. "Die Unternehmen sehen die größten Risiken für ihre Geschäftstätigkeit
in Bereichen, die außerhalb ihres direkten Einflusses liegen, allen voran den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen,
Arbeitskosten, Inlandsnachfrage und Fachkräftemangel."
Rasche Erholung ist nicht in Sicht
Aus den Erwartungen der Unternehmen zur Geschäftstätigkeit lässt sich nur eine geringe Dynamik
der Konjunktur in den kommenden 12 Monaten ableiten. Bereits in den letzten drei Jahren war die gesamtwirtschaftliche
Entwicklung nur sehr schwach, das Wachstum lag jeweils unter einem Prozent. "Jetzt sehen wir deutlich: Eine
rasche und stetige Erholung ist auch weiterhin nicht in Sicht".
"Derzeit sind die Voraussetzungen noch nicht gegeben. Aber mit gezielten Wachstumsimpulsen, z.B. aus dem europäischen
Investitionsprogramm oder auf nationaler Ebene, einer Beruhigung der geopolitischen Lage, einer Abwertung des Euros
und anhaltend niedrigen Zinsen und rückläufigen Energiepreisen kann das österreichische Wachstum
positiv überraschen", so Schneider.
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