Graz (universität) - Im Sommer bejammert, im Winter leicht kaschiert: die kleinen Fettdepots im menschlichen
Körper. Besonders im Zeitalter von Adipositas ist die Erforschung des Fettdepot-Abbaus – Lipolyse genannt
– von enormer Bedeutung. Bei diesem Prozess spielt das Protein ATGL, kurz für Adipose Triglyceride Lipase,
eine wichtige Rolle und wird deshalb auch als Schlüsselenzym der Lipolyse bezeichnet.
Um einen geregelten Ablauf des Fettabbaus im menschlichen Körper sicherzustellen, gibt es zwei weitere Proteine:
CGI-58 (Comparative Gene Identification 58) und G0S2 (G0/G1 Switch Gene 2) wirken einerseits aktivierend andererseits
hemmend auf ATGL. Eine ForscherInnengruppe rund um Assoz.-Prof. Dr. Monika Oberer vom Institut für Molekulare
Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz ist es nun gelungen, erste Einblicke in den hemmenden
Mechanismus des Proteins G0S2 an ATGL zu gewinnen. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem im renommierten „Journal of
Biological Chemistry“ veröffentlicht. Sie tragen bei, die Regulation von ATGL durch G0S2 besser zu verstehen
und neue Therapieansätze bei Störungen des Fettstoffwechsels zu entwickeln. Das Projekt ist Teil des
universitären Schwerpunkts Molekulare Enzymologie und Physiologie und wird vom FWF – Fonds zur Förderung
wissenschaftlicher Forschung unterstützt.
Oberer und ihrem Team gelang es, in zahlreichen Versuchen das Protein G0S2, welches insgesamt aus 103 Aminosäuren
besteht, zu einem 33 Aminosäuren kleinen Reststück zu kürzen. In diesem Zustand weist es noch vollständige
biologische Aktivität auf. „Bemerkenswert erschien uns, dass eine künstlich erzeugte Aminosäurekette
(Peptid), welche die gleiche Sequenz an 33 Aminosäuren enthielt, genauso in der Lage war, das Enzym ATGL zu
hemmen“, erklärt Oberer. Zusätzliche kinetische Experimente zeigten, dass das künstliche Peptid
nicht mit den Lipiden, die ATGL spalten, konkurriert. „Die Hemmung ist unabhängig von der Lipidkonzentration
und erfolgt in einem physiologisch relevanten Konzentrationsbereich. Dies öffnet erste Wege zu neuen Therapieansätzen,
da die Regulierung der ATGL durch das Peptid in physiologischen Konzentrationen möglich ist“, führt die
Forscherin aus.
In weiterführenden Forschungen soll nun versucht werden, das Peptid an ein zusätzliches Signal zu koppeln,
um bestimmte Gewebe, wie beispielsweise die Fettdepots im Körper, gezielt anzusteuern und somit unerwünschte
Reaktionen in anderen Gewebstypen zu vermeiden.
Publikation:
Ines K. Cerk, Barbara Salzburger, Andras Boeszoermenyi, Christoph Heier, Christoph Pillip, Matthias Romauch, Martina
Schweiger, Irina Cornaciu, Achim Lass, Robert Zimmermann, Rudolf Zechner, Monika Oberer: A Peptide Derived from
G0/G1 Switch Gene 2 Actis an Noncompetitive Inhibitor of Adipose Triglyceride Lipase. The Journal of Biological
Chemistry, September 25, 2014
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