Untersuchung der E-Control zeigt: In Österreich tätige Gasversorger erfüllen
Vorgaben der EU zu Versorgungsstandards - ausreichend Gasmengen für die Heizperiode 2014/2015 verfügbar
Wien (e-control) - Die heimischen Gasversorger sind für den kommenden Winter gut gerüstet. Wie
die aktuell durchgeführte Überprüfung der Regulierungsbehörde E-Control zum Versorgungsstand
aller in Österreich tätigen Gasversorger zeigt, haben diese für die Heizsaison 2014/2015 ausreichend
Gasmengen für die Versorgung der österreichischen Haushaltskunden zur Verfügung. "Das bedeutet,
dass die heimischen Gaskunden auch bei lang anhaltenden Kälteperioden weiterhin sicher mit Gas versorgt werden
können. Die Erfüllung der EU-Vorgaben zum Gas-Versorgungsstandard ist ein wichtiger Faktor in der zuverlässigen
Versorgung des Haushaltskundensegments. Wir können somit allen in Österreich tätigen Gasanbietern
ein gutes Zeugnis ausstellen", zeigt sich E-Control-Vorstand Walter Boltz mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.
Neben Beschaffungsverträgen sorgen auch Speicherdienstleistungen, die die Versorger entweder selber oder über
ihren Vorlieferanten in Anspruch nehmen, für eine ausreichende Versorgungslage.
Die Vorgaben der EU-Versorgungsstandards werden dabei nicht nur von den etablierten Anbietern erfüllt, auch
die neuen Anbieter sind sich der Verantwortung bei der Belieferung von geschützten Kunden, also Haushaltskunden,
bewusst. Alle der Monitoringpflicht unterliegenden Unternehmen zeigten sich im Rahmen der Untersuchung durchaus
kooperativ.
Vorgaben zum Versorgungsstandard
Die entsprechende Bestimmung der EU-Verordnung zum Versorgungsstandard sieht drei Szenarien vor, die von den
Gaslieferanten im Beobachtungszeitraum Oktober 2014 bis einschließlich März 2015 zu erfüllen sind.
"Dabei handelt es sich um Extremsituationen, in denen die Gasversorgung aufrechterhalten werden muss, wie
die Versorgung im Fall von extremen Temperaturen an sieben aufeinander folgenden Tagen mit Spitzenlastverbrauch
oder ein außergewöhnlich hoher Gasverbrauch über einen Zeitraum von mindestens 30 Tagen",
so Boltz. Er erläutert weiter, dass es sich hier um eine Eintrittswahrscheinlichkeit handelt, wie sie einmal
in 20 Jahren vorkommt. Die Erfüllung von Szenario 3, nämlich der Ausfall der größten einzelnen
Gasinfrastruktur für mindestens 30 Tage unter durchschnittlichen Winterbedingungen, hatte vor allem vor dem
Hintergrund der zum Erhebungszeitpunkt aktuellen Ukraine-Krise Relevanz. "Mit einem Speicherfüllstand
von derzeit mehr als 90 %, inländischen Produktionskapazitäten und dem Import über Deutschland könnte
Österreich auch diesen Fall abdecken", betont Boltz.
European Energy Security Stress Test
Dies zeigt auch der "European Energy Security Stress Test", der von der EU-Kommission im Zuge der
Krise zwischen der Ukraine und Russland initiiert wurde und mit dem die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert wurden,
die Auswirkungen von Erdgaslieferunterbrechungen auf Basis verschiedener Szenarien zu evaluieren, auszuwerten und
entsprechende Maßnahmen zur Wahrung der Versorgungssicherheit mit Erdgas abzuleiten. Eine langfristige Unterbrechung
der russischen Erdgaslieferungen hätte jedenfalls gravierende Auswirkungen auf die Versorgung in Europa und
würde die Gaswirtschaft vor große Herausforderungen stellen. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass
Mitgliedstaaten im Osten am meisten darunter zu leiden hätten, die Situation für Österreich allerdings
bewältigbar wäre. Darüber hinaus zeigt der Stresstest auf, dass bei einer Zusammenarbeit aller Mitgliedstaaten
die Versorgungsunterbrechungen in den einzelnen Ländern verringert würden und somit auch kein Bürger
der EU auf seine Heizung verzichten müsste.
Die E-Control überwacht den Energiemarkt laufend, um die Datengrundlage für das frühzeitige Erkennen
einer möglichen Krise zu gewährleisten. Die Marktteilnehmer sind verpflichtet, die für die Überwachung
der Erdgasversorgungssituation relevanten Daten an die Behörde zu übermitteln. Auf Basis dieser Daten
erstellt die E-Control detaillierte Analysen und kann somit einen sich abzeichnenden Engpass der Erdgasversorgungslage
frühzeitig erkennen und entsprechende Prozesse starten.
Status der Gasversorgung
Seit Mitte September kommt es teilweise zu geringeren Lieferungen von Erdgas aus Russland nach Österreich
und anderen europäischen Staaten. Auswirkungen auf die Gasversorgungslage hat dies derzeit allerdings keine.
"Liefereinkürzungen von russischem Gas können auch über einen längeren Zeitraum überbrückt
werden, die Erdgasmengen, die in den österreichischen Speichern vorgehalten werden, sind nach wie vor auf
einem historischen Höchststand", betont Boltz. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es zu Minderlieferungen
kommt, wobei als Begründung, warum weniger Gas nach Europa geliefert wird, angegeben wurde, dass die Speicher
in Russland befüllt werden. Auch nach der Einigung zwischen der Ukraine und Russland auf das sogenannte "Winterpaket"
ist die Lage noch nicht endgültig entspannt. Es wird sich daher erst im Laufe der nächsten Wochen zeigen,
ob die Einigung auf das Winterpaket eine Verbesserung der Situation in der Ukraine bringt und damit auch Unsicherheitsfaktoren
hinsichtlich der Versorgung in den anderen osteuropäischen Ländern bereinigt sind.
Gasinfrastruktur weiter ausgebaut
Österreich ist jedenfalls auch für Extremszenarien gut gerüstet. Die Speicherkapazitäten
wurden in den letzten Jahren massiv ausgebaut und stellen mittlerweile ein Volumen von 8,1 Milliarden Kubikmeter
zur Verfügung, der Inlandsabsatz lag im Vergleich dazu im Jahr 2013 bei 7,8 Milliarden Kubikmeter. Auch die
für die Nutzung dieser Kapazitäten nötige Leitungsinfrastruktur wurde geschaffen. Im Juni 2014 konnte
nach der erfolgreichen Umsetzung von Projekten aus der von der E-Control genehmigten langfristigen Planung durch
die Netz NÖ GmbH und der Oberösterreichischen Ferngas Netz GmbH die Westleitung und die Ausbaumaßnahmen
in Oberösterreich, die die Anbindung der Gasspeicher in Oberösterreich mit dem Gasknotenpunkt Baumgarten
deutlich verstärkt, in Vollbetrieb genommen werden. "Der ohnehin schon komfortable Infrastrukturstandard
steigt durch diese Maßnahmen weiter und ermöglicht insbesondere auch die effiziente Vermarktung der
zusätzlichen Speicherkapazitäten", sagt Boltz abschließend.
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