LH Kaiser: Preis ist eine Bestätigung für das, was der große österreichische
Literat getan, was er geschrieben hat und wofür er eingetreten ist
Klagenfurt (lpd) - Der Zentralverband slowenischer Organisationen in Kärnten und der Slowenische Kulturverband
in Klagenfurt verliehen am 24.11. im Casineum Velden den Vinzenz Rizzi-Preis an Peter Turrini. Der Preis wird für
zukunftsweisende Initiativen auf dem Gebiet der interkulturellen Verständigung vergeben. Peter Turrini erhielt
den Preis für seinen unermüdlichen Einsatz für die Akzeptanz der slowenischen Sprache und Kultur.
Überreicht wurde der Preis von Marjan Sturm, Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen und August
Brumnik, Vorsitzender des Slowenischen Kulturverbandes sowie von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates
und stellvertretende Obfrau des Zentralverbandes slowenischer Organisationen in Kärnten.
„Peter Turrini hat mich und meinen Heimatbegriff entscheidend geprägt“, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser
und zitierte aus einem Interview in der Arbeiterzeitung vom 25. Oktober 1985, das Peter Pelinka mit Peter Turrini
geführt hat: „Die Heimat, die mich in Wirklichkeit umgab, war so ganz anders als die in meinem Lesebuch. Der
reale Verlust von Heimat führt zur Ideologie von der Heimat. Es geschah, was heute noch immer, schon wieder,
in größerem Rahmen geschieht. Am Sonntag stehen die Blas- und Trachtenkapellen auf der Wiese neben dem
überfüllten Parkplatz und beschwören singend und blasend eine Heimat, die es nicht mehr gibt.“ Peter
Turrini habe den Heimatbegriff auf den Kopf gestellt und habe Gefühle entgegengesetzt, die von der breiten
Masse so nicht geteilt worden seien. Er habe eine Auseinandersetzung mit Heimat bewirkt. „Peter Turrini hat diesen
Preis und viele andere Preise verdient, er ist eine Bestätigung für das, was er getan, was er geschrieben
hat und wofür er eingetreten ist“, so der Landeshauptmann, der außerdem von einem Telefonat zum 70.
Geburtstag von Peter Turrini berichtete, in dem er einen „Korb bezüglich Kärntner Ehrenzeichenverleihung“
bekommen habe. „Diesen Korb möchte ich heute Peter Turrini zurückgeben, er bekommt als Geschenk eine
wohlschmeckende Jauntaler Salami und eine slowenische Salamischneidemaschine.“
Blatnik bezeichnete Peter Turrini als hervorragende Persönlichkeit der österreichischen Literatur und
als außergewöhnlich sensiblen Menschen. „Peter Turrini ist in einem Kärntner Dorf als Außenseiter
aufgewachsen und hat daraus in einem anderen Teil Österreichs seinen Beruf gemacht.“ Turrini sei immer für
die Rechte der Kärntner Slowenen eingetreten. „Er ist ein Verbündeter, Wegbegleiter und solidarischer
Mitstreiter“, so Blatnik. Der große Literat habe viel dazu beigetragen, dass die Menschen offener geworden
sind und habe wichtige Zeichen gegen Intoleranz und Dummheit gesetzt. „Der Vinzenz Rizzi-Preis ist eine logische
Konsequenz und ich gratuliere sehr herzlich dazu“, sagte die Bundesratspräsidentin.
Als Kärntner Slowenin, Schriftstellerkollegin und persönliche Freundin hielt die Vinzenz Rizzi-Preisträgerin
des Vorjahres, Maja Haderlap, die Laudatio. „Peter Turrini ist eine der wirkungsmächtigsten Persönlichkeiten
der österreichischen Literatur, er hat sich in politische und kulturpolitische Diskussion eingemischt, ja
sogar vielfach hervorgerufen.“ Turrini habe seine Arbeit in den Dienst der Menschen gestellt und sich vehement
für die Belange der Kärntner Slowenen eingesetzt. „Er handelte und handelte sich mit seinem Handeln Schwierigkeiten
ein“, so Haderlap.
„Ich danke von ganzem Herzen und gestehe, dass mich so viel Zuwendung ein wenig verlegen macht“, sagte Turrini
in seiner Dankesrede. Er habe schon als Kind nicht verstanden, dass er wegen seines italienischen Vaters, welcher
der deutschen Sprache nicht so mächtig gewesen sei, vom Spielplatz ausgeschlossen worden sei. Die Entdeckung
der slowenischen Sprache im Alter von 14 Jahren sei eine beglückende Tatsache gewesen, für andere aber
mehr Bedrohung und Gegnerschaft. „Dieser Reichtum ist ein großes Geschenk, aber es ist die österreichische
Tragödie, dass der Pinscher sein Glück nicht wahrhaben will, sondern sich zwischendurch immer wieder
als deutscher Schäferhund ausgeben muss“, sagte Turrini. Die slowenische Literatur habe zu Beginn der 50er
Jahre niemand wollen, sie habe aber mittlerweile einen Siegeszug angetreten. „Das neue Buch von Maja Haderlap ist
Weltliteratur, seien Sie stolz darauf.“ Peter Turrini betonte, dass er sich in diesem Land viele Freunde unter
den Kärntner Slowenen erworben habe und sich immer auf ein Wiedersehen in Kärnten freue. „Danke für
die Freundschaft und den Preis.“
Unter den zahlreichen Gästen waren unter anderem Landesrat Rolf Holub, Nationalratsabgeordnete Christine Muttonen,
Spitzendiplomat Valentin Inzko, der für die Slowenen im Ausland zuständige, Minister Gorazd Žmavc und
die Generalkonsulin der Republik Slowenien in Klagenfurt, Dragica Urtelj. Für die musikalische Umrahmung sorgten
Wolfgang Puschnig und die Musikgruppe „Praprotnice“.
Vinzenz Rizzi (* 22. Januar 1816 in Spittal an der Drau; † 25. Februar 1856 in Klagenfurt) war ein katholischer
Priester und als deutschnationaler Publizist ein literarischer Verfechter des Gedankengutes des Vormärzes
und ein Wegbereiter liberaler Ideen, der sich für die Gleichberechtigung der Völker und ganz besonders
für die Gleichberechtigung von Slowenen und Deutschen einsetzte.
|