Österreichs KMU haben sich trotz
 der Krise stabil entwickelt

 

erstellt am
25. 11. 14
10.00 MEZ

Mittelstandsbericht 2014: Umsatz und Beschäftigung liegen wieder über dem Niveau von 2008
Wien (pk) – Trotz der globalen Wirtschaftskrise konnten Österreichs Klein- und Mittelbetriebe (KMU) seit 2008 mehr als 77.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen und ihre Bruttowertschöpfung um rund 9 % steigern. Die KMU sind aufgrund ihrer stabilen Entwicklung in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld mitverantwortlich für die im EU-Vergleich gute Arbeitsmarktsituation in Österreich. Der nun vorliegende Mittelstandsbericht 2014 unterstreicht einmal mehr die Rolle der mehr als 300.000 kleinen und mittleren Unternehmen als Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und betont dabei vor allem die Bedeutung dieses Sektors für Ausbildung, Beschäftigung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.

Mehr als Zwei Drittel aller Beschäftigten arbeiten in KMU
Die rund 313.700 kleinen und mittleren Betriebe beschäftigen knapp 1,9 Millionen Erwerbstätige – mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten in Österreich – und bilden 68.000 Lehrlinge aus. Im Jahr 2012 erzielten die KMU Umsatzerlöse von mehr als 450 Mrd. € netto bzw. eine Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten von fast 108 Mrd. €. Nach einem Rückgang im Krisenjahr 2009 lagen die Anzahl der Beschäftigten und der Umsatz der KMU bereits 2011 wieder deutlich über dem Niveau von 2008.

37 % sind Ein-Personen-Unternehmen
Die Daten und Fakten des Berichts geben aber auch ein Bild der Vielfalt der österreichischen KMU. So sind rund 115.200 Unternehmen bzw. 37 % aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Die meisten davon sind im Bereich der wissenschaftlichen, technischen und freiberuflichen Dienstleistungen aktiv und verfügen über einen vergleichsweise hohen Bildungsgrad. Der Strukturwandel mit seinem Trend zu einer wissensbasierten Gesellschaft manifestiert sich aber auch in der steigenden Bedeutung der Kreativwirtschaft. Jedes zehnte Unternehmen ist bereits diesem Bereich zuzuordnen. Die rund 39.000 Kreativunternehmen bieten dabei insgesamt 139.600 Erwerbstätigen Beschäftigung.

90 % Familienunternehmen, Herausforderung Unternehmensübergabe
Neun von zehn österreichischen Unternehmen zählen zu den Familienunternehmen, die sich vor allem durch nachhaltiges Handeln und Stabilität auszeichnen und damit, wie der Bericht betont, eine wichtige Basis der heimischen Wirtschaftsstruktur darstellen. Das Papier weist in diesem Zusammenhang auch auf die Problematik der Unternehmensübergabe hin und erinnert daran, dass im Zeitraum 2014 bis 2023 45.700 kleine und mittlere Arbeitgeberbetriebe vor der Herausforderung stehen, Nachfolger zu finden. Dies entspricht 27 % aller KMU im Bereich der gewerblichen Wirtschaft Österreichs.

Small Business Act: Europäischer Vergleich attestiert Österreichs KMU hohe Wettbewerbsfähigkeit
Dass Österreichs Anstrengungen in der Förderung der Unternehmen in die richtige Richtung gehen, zeigt nach den Worten des Berichts auch die aktuelle Leistungsüberprüfung auf Basis des Small Business Act (SBA) der EU. So macht der europäische Vergleich deutlich, dass Österreich bei der Umsetzung des SBA meist den EU-Durchschnitt übertrifft und damit eines der wettbewerbsfähigsten Profile aufweist. Weiterhin im europäischen Mittelfeld liegt Österreich im Bereich "Unternehmerische Initiative", eines der zehn Grundsätze des SBA. Während das Umfeld als förderlich für unternehmerische Aktivität eingestuft wird, sind die ÖsterreicherInnen im europäischen Vergleich seltener geneigt, das Risiko einer Selbstständigkeit auf sich zu nehmen, stellt der Bericht fest. Viele Maßnahmen setzen deshalb schon bei den Jugendlichen an, um unternehmerisches Denken gezielt zu fördern. So wurde "Entrepreneurship Education" in den Lehrplänen der Berufsbildenden Schulen verankert, mit dem sogenannten "Entrepreneurial Skills Pass" wiederum gibt es erstmals ein internationales Gütesiegel, das praktische und theoretische unternehmerische Kompetenzen zertifiziert.

Wenn es darum geht, rechtschaffenen UnternehmerInnen eine "Zweite Chance" zu geben, liegt Österreich hingegen über dem EU-Durchschnitt. Positiv haben sich die rückläufigen Kosten für die Unternehmensschließung und die weiterhin vergleichsweise geringe Dauer von Insolvenzverfahren ausgewirkt. Durch eine neue Bestimmung im Förderwesen muss überdies künftig für den Erhalt einer Förderung der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) der Zahlungsplan noch nicht gänzlich erfüllt sein, sodass auch in diesem Bereich ein Neustart erleichtert wird. Das ebenfalls im Small Business Act verankerte Prinzip "Vorfahrt für KMU" findet in der Gestaltung der österreichischen Gesetzgebung bereits seinen Niederschlag. Sichergestellt wird dies nicht zuletzt auch durch die seit 2013 verfassungsrechtlich geregelte Folgenabschätzung staatlicher Maßnahmen und den sogenannten "KMU-Test". Erleichterungen erwartet sich der Bericht in diesem Zusammenhang auch durch die GmbH-Novelle, die eine "Gründungsprivilegierung" mit geringerem Stammkapital vorsieht. Kritisch wird allerdings angemerkt, dass wegen des im EU-Vergleich größeren zeitlichen Aufwands und des weiterhin höheren einzuzahlenden Mindestkapitals bei Unternehmensgründungen die Position Österreichs bei der Umsetzung des SBA-Grundsatzes "Öffentliche Verwaltung" nach wie vor unterdurchschnittlich ausfällt.

Zugang zu Finanzierung besser als im EU-Durchschnitt
Wenngleich sich die Kreditbedingungen in den vergangenen Jahren verschärft haben, so gestaltet sich der Zugang zu Finanzierung für österreichische KMU immer noch wesentlich einfacher als in vielen anderen EU-Staaten – und zwar sowohl was den Zugang zu Bankdarlehen als auch zu öffentlichen Finanzierungsmitteln einschließlich Bürgschaften betrifft. Als förderlich erweisen sich dabei die umfassenden, auf KMU abgestimmten Finanzierungsangebote der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) sowie der Österreichischen Hotel und Tourismusbank GmbH (ÖHT). Zudem wurden 2013 mit dem aws-Gründerfonds und dem aws-Business Angel Fonds zwei Initiativen umgesetzt, die ebenfalls darauf abzielen, die Versorgungslücke im Bereich Risikokapital zu schließen.

Gute Position bei Internationalisierung, Weiterqualifizierung und Nachhaltigkeit
Gute Werte bescheinigt der Bericht den heimischen Unternehmen in Sachen Internationalisierung und Binnenmarkt. Die österreichischen KMU sind überdurchschnittlich gut in den EU-Binnenmarkt integriert und betreiben auch aktiven Außenhandel mit Drittländern, wobei die Exportoffensive "go international" zusätzliche Unterstützung für Österreichs Exporteure bietet.

Eine herausragende Platzierung erreicht Österreich im internationalen Vergleich im Bereich Weiterqualifizierung und Innovation. So beteiligen sich die heimischen KMU häufiger an Innovationskooperationen und engagieren sich stärker für die Fortbildung ihrer MitarbeiterInnen, hebt der Bericht hervor. Ein positives Zeugnis wird den KMU schließlich auch hinsichtlich Umweltgerechtigkeit ausgestellt. Viele österreichische Unternehmen bieten grüne Produkte an und setzen Maßnahmen auf dem Gebiet der Ressourceneffizienz um. Kleine und mittlere Betriebe engagieren sich damit im Bereich Corporate Social Responsibility, nutzen das Engagement jedoch seltener als Großunternehmen gezielt für Marketingzwecke.

 

 

 

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