Kunsthistorisches Museum zeigt Ansichtssache #11: Joachim von Sandrarts in der Gemäldegalerie
Wien (khm) - Anlässlich des 400. Geburtstags von Erzherzog Leopold Wilhelm (1614-1662), einem der wesentlichen
Begründer der Gemäldegalerie, stellt das Kunsthistorische Museum in seiner Reihe "Ansichtssachen"
von 04.12.2014 bis 06.04.2015 eine selten gezeigte Tafel ins Zentrum, die ihm der bedeutende deutsche Maler und
Kunstschriftsteller Joachim von Sandrart gewidmet hat: die "Mystische Vermählung der hl. Katharina mit
den hll. Leopold und Wilhelm".
Dieses Präsent war in mehrerer Hinsicht höchst raffiniert und originell: das Gemälde ist beidseitig
bemalt und verbindet zwei Bildgattungen miteinander (ein religiöses Historienbild und ein Trompe-l’œil-Stillleben).
In augentäuschender Manier hat Sandrart die Rückseite des Gemäldes selbst zum Bildinhalt erhoben,
indem er in einem Spiel zwischen Sein und Schein das tatsächliche Material der Tafel (Holz) wiedergibt. Darauf
- scheinbar mit Siegelwachs angeheftet - malte Sandrart ein Pergamentzettelchen, das sein Widmungsschreiben an
den Erzherzog trägt.
Sandrart war an verschiedenen Orten des Habsburgerreiches (etwa in Prag, Wien, Linz oder im Stift Lambach) erfolgreich
tätig, und seine Kunst wurde dermaßen hoch geschätzt, dass Kaiser Ferdinand III. ihn 1653 in den
Adelsstand erhob. Bleibende kunsthistorische Bedeutung sollte der Maler nicht zuletzt durch einen wichtigen Beitrag
zur Kunstliteratur erlangen: die 1675 in Nürnberg erschienene "Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild-
und Mahlerey-Künste".
Mit den "Ansichtssachen" hat die Gemäldegalerie im Jahr 2012 eine neue Ausstellungsreihe ins Leben
gerufen. Im Fokus steht dabei jeweils ein außergewöhnliches Bild der Sammlung, das aus Platzgründen
nur selten gezeigt wird oder das durch jüngere Forschungsergebnisse zu einer erneuten Betrachtung einlädt.
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