Beratungsstelle Extremismus und 0800/20 20 44-Hotline im Bundesministerium für Familien
und Jugend
Wien (bmfj) - "Extremismus hat keinen Platz in Österreich! Heute dürfen wir einen neuen,
ganz entscheidenden Baustein im Kampf gegen den Extremismus in Österreich vorstellen", so Familien- und
Jugendministerin Sophie Karmasin bei der Präsentation der neuen Beratungsstelle Extremismus und der Extremismus-Hotline
(0800/20 20 44) des BMFJ.
Bei der Beratungsstelle, die sich an das soziale Umfeld der Betroffenen richtet (Familie, Arbeits- oder Schulkollegen,
Lehrer, Vorgesetzte, Freunde), gehe es um Beratung und Prävention, aber auch um Intervention im Krisenfall.
"Denn das soziale Umfeld der Betroffenen bemerkt in aller Regel am schnellsten, wenn plötzlich jemand
seine religiöse Haltung oder seine gesamte Weltanschauung ändert, sich zunehmend von seinem bisherigen
Umfeld, seiner Vergangenheit ab- und einem radikalen Spektrum zuwendet und sich vermehrt von Ideologien leiten
lässt, die mit den Grundsätzen eines demokratischen Rechtsstaats nicht in Einklang zu bringen sind",
erklärt Karmasin.
Ein multiprofessionelles Team mit Beratungserfahrung wird in der Beratungsstelle in fünf Sprachen (Deutsch,
Türkisch, Englisch, Arabisch und Persisch) die erste Anlaufstelle für Hilfesuchende sein. Neben einer
Hotline (0800/20 20 44) besteht die Beratungsstelle aus einem mobilen Team, deren Mitarbeiter für Kriseninterventionen
ausgebildet sind. Auch die 395 Familienberatungsstellen quer durch Österreich und die Offene Jugendarbeit
werden in die Arbeit der Beratungsstelle einbezogen. Die Beratung erfolgt anonym und kostenlos. Persönliche
Daten werden nur in Gefahr in Verzug und durch ausdrückliche Zustimmung an die polizeilichen Behörden
weitergegeben.
Mikl-Leitner: "Prävention spielt zentrale Rolle gegen Extremismus"
"Die Prävention spielt im Kampf gegen den Extremismus eine zentrale Rolle. Mit der Beratungsstelle
Extremismus haben wir einen wichtigen Schritt gesetzt. Wir seitens des Innenministeriums haben österreichweit
46 Kontaktbeamte geschult, an die sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle wenden können,
wenn es Handlungsbedarf seitens des Verfassungsschutzes bzw. der Polizei gibt", sagte Innenministerin Mag.a
Johanna Mikl-Leitner.
Präventions- und Informationsarbeit in den Schulen
Von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Frauen steht die Präventions- und Informationsarbeit
im Vordergrund. "In einer pluralistischen Gesellschaft ist es wichtig, Wege zu einer mündigen, kritischen,
gemeinschaftsoffenen und toleranten Haltung zu finden und diese zu fördern. Aufgabe der Schule ist es, entsprechendes
Wissen zu vermitteln und die Identität von Kindern und Jugendlichen so zu stärken, dass sie als selbstbewusste
Menschen an einer demokratischen, modernen Gesellschaft mitwirken können. Schülerinnen und Schüler,
die mit destruktiven Ideologien und Einstellungen wie Rechtsextremismus, Islamismus oder Antisemitismus in Kontakt
kommen, stellen eine große Herausforderung für viele Lehrkräfte dar.
Unbestreitbar ist, dass allen extremistischen Tendenzen entschlossen entgegengetreten werden muss. Das geschieht
laufend und langfristig durch pädagogische Präventionsarbeit, so Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek.
Gemeinsam mit einer Expertenrunde wurden bereits zum Start des heurigen Schuljahres zahlreiche Maßnahmen
im Bereich der Präventionsarbeit entwickelt.
Intensive Präventionsmaßnahmen wie Interkulturelles Lernen, Gewaltprävention, Kulturprojekte sowie
Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte an den Pädagogischen Hochschulen gehören ebenfalls
zu den Sofortmaßnahmen wie Schulprojekte und Workshops zur Demokratieerziehung, Menschenrechten und Kinderrechten.
Es werden auch Schulprojekte gegen Extremismen weiterentwickelt. Ein Folder zum Thema "Jugend und Extremismus"
mit Webtipps und Beratung wurden an alle 6.000 Schulen versendet. "Wir haben eine Schulinfohotline für
PädagogInnen eingerichtet, um sie von Seiten der Schulpsychologie zu diesen Thema umfassend beraten zu können."
Informationsoffensive von BMEIA und IGGiÖ
Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz verwies auf die Maßnahmen, die auf nationaler und
internationaler Ebene gesetzt wurden. So ist Österreich im September der internationalen Allianz gegen den
IS-Terror beigetreten. Auf europäischer Ebene wurde die Erarbeitung eines Maßnahmenpakets gegen "Foreign
Terrorist Fighters" vorangetrieben.
Im Inland wird vom Außen- und Integrationsministerium gemeinsam mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft
in Österreich (IGGiÖ) und anderen Organisationen eine Informationsoffensive gestartet. So wurden unter
anderem Islam-Infofolder herausgegeben. In diesem Folder verteidigen österreichische Musliminnen und Muslime
die Grundwerte des Islam gegen jegliche Art von radikaler Vereinnahmung. Der Missbrauch des Islam durch den IS-Terror
wird durch angeführte religiöse Quellen angeprangert. Der Folder selbst wird in Zusammenarbeit mit der
IGGiÖ österreichweit verteilt. "Dschihadismus ist kein Spiel, sondern ein todernstes Problem. Durch
umfassende Aufklärungs- und Informationsarbeit wird klargestellt, dass das, was wir im Irak und in Syrien
an IS-Gräueltaten erleben, nichts mit dem Islam zu tun hat", so Kurz dazu.
Beschluss am 02.12. im Ministerrat
Am 02.12. wird der Ministerrat die Einrichtung der Beratungsstelle Extremismus auf Vorschlag von Bundesministerin
Karmasin beschließen. BM.I, BMBF, BMeiA und BMASK unterstützen die Beratungsstelle und präsentierten
ebenfalls Maßnahmen im Kampf gegen den Extremismus.
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