Für hervorragende wissenschaftliche Leistungen: Denise P. Barlow, Georg P. Braulik und
Claus Lamm ausgezeichnet.
Wien (öaw) - Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat am 12.12. ihre drei höchsten
Preise vergeben.
Die Preisträger
Denise P. Barlow wird in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Molekularbiologie,
insbesondere im Bereich der Epigenetik und der genomischen Prägungen mit dem Erwin Schrödinger-Preis
ausgezeichnet.
Barlow gilt als Pionierin und führende Wissenschaftlerin im Bereich der genetischen Prägung und hat wesentlich
zur Entwicklung des Forschungsfeldes beigetragen. 1991 gelang es der überwiegend in Österreich forschenden
Britin erstmals ein geprägtes Gen - den Wachstumsfaktor IGF2R (Insulin-like Growth Factor Type 2 Receptor)
-bei der Maus zu identifizieren. Erst kürzlich identifizierte ihre Forschungsgruppe am CeMM Forschungszentrum
für Molekulare Medizin der ÖAW einen neuartigen Mechanismus der Gen-Abschaltung in Säugetieren,
indem sie zeigen konnten, dass dieses lncRNA Molekül - völlig unerwartet - Gene lediglich durch seine
Herstellung (Transkription) stilllegt. Die aktuelle Forschungsarbeit von Denise P. Barlow widmet sich nun der Frage,
ob dieser Mechanismus generell zu finden ist und auch bei Entwicklungs- und Krankheitsprozessen eine Rolle spielt.
Nach einer Ausbildung als Krankenschwester studierte Denise Barlow Zoologie und Biochemie an der Universitäten
Reading, Warwick und Oxford. Sie forschte mehrere Jahre an den I.C.R.F. Mill Hill Laboratories, London und war
als Post-doc Fellow am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) Heidelberg. Von 1988 bis 1995 war sie Gruppenleiterin
an Institute of Molecular Pathology (IMP) in Wien, danach übernahm sie eine Gruppenleitung am Netherland's
Cancer Institute in Amsterdam. Seit 2003 ist Denise Barlow Principal Investigator am CeMM - Center for Molecular
Medicine der ÖAW.
Georg P. Braulik OSB wird in Anerkennung seiner hervorragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Alttestamentlichen
Bibelwissenschaft mit dem Wilhelm Hartel-Preis ausgezeichnet. Schwerpunkte der wissenschaftlichen Forschung und
Lehre Brauliks bilden die Kommentierung des alttestamentlichen Buches Deuteronomium, ferner die Auslegung des Psalmenbuchs
und im Zusammenhang damit die Verbindung von Altem Testament und christlicher Liturgie.
Georg Braulik trat 1959 in die "Benediktinerabtei zu den Schotten" in Wien ein und wurde 1965 zum Priester
geweiht. Er studierte Katholische Theologie an der Universität Wien und am Päpstlichen Bibelinstitut
in Rom. 1975 wurde er an der Universität Wien habilitiert. Dort war er von 1976 bis 1989 als ao. Universitätsprofessor
und Leiter der neu errichteten Abteilung für Biblische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät
und 1989 bis 2004 als o. Universitätsprofessor und Vorstand des Instituts für Alttestamentliche Biblewissenschaft
tätig. Seit 1999 ist Georg P. Braulik korrespondierendes Mitglied der ÖAW.
Claus Lamm wird in Anerkennung seiner Forschungsleistungen im Bereich der neurowissenschaftlichen und biologischen
Mechanismen des menschlichen Sozialverhaltens mit dem Elisabeth Lutz-Preis ausgezeichnet.
Die vor ungefähr 15 Jahren entstandene Subdisziplin der Sozialen Neurowissenschaften beschäftigt sich
unter anderem mit der Frage, welche neurobiologischen Mechanismen der Empathiefähigkeit zugrunde liegen. Dadurch
wurden neue und bedeutsame Erkenntnisse hinsichtlich der die Menschheit seit jeher beschäftigenden Frage generiert,
was es uns ermöglicht, einander (besser) zu verstehen. Es zeigte sich unter anderem, dass Empathie ein hochkomplexes
soziales und emotionales Phänomen ist, an dessen Entstehung und Ausgestaltung unterschiedlichste Gehirnstrukturen
und psychologische Funktionen beteiligt sind. Dabei interagieren in einem dynamischen Wechselspiel automatisch-reflexive
und eher angeborene Prozesse mit regulierenden und eher erworbenen Prozessen.
Der gebürtige Vorarlberger Claus Lamm ist Professor für Biologische Psychologie und Leiter der Social,
Cognitive and Affective Neuroscience Unit an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien.
nach seinem Studium der Psychologie an der Universität Wien war er mehrere Jahre am INSERM, an der University
of Chicago sowie an der Universität Zürich tätig, bis er im Jahr 2010 nach Wien zurückkehrte
Die Preise
Erwin Schrödinger-Preis für Gelehrte, die in Österreich wirken und hervorragende wissenschaftliche
Leistungen in den von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse im weitesten Sinne vertretenen Fächern
vollbracht haben.
Wilhelm Hartel-Preis für Forscher(innen), die in Österreich wirken und hervorragende wissenschaftliche
Leistungen in den von der philosophisch-historischen Klasse im weitesten Sinne vertretenen Fächern vollbracht
haben.
Elisabeth Lutz-Preis für Wissenschaftler(innen) in Österreich, die eine mehrjährige eigenständige
Forschungstätigkeit in der Grundlagenforschung, insbesondere auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, nachweisen
können. Bei der Auswahl werden interdisziplinäre Forschungsansätze besonders berücksichtigt.
Wichtige Kriterien sind außerdem Erkenntnisvermittlung, Zukunftsorientierung und Nachhaltigkeit.
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