30 Jahre Hainburg: Aus Gegnern wurden Verbündete

 

erstellt am
15. 12. 14
10.00 MEZ

Heute kämpfen Gewerkschaft und GLOBAL 2000 gemeinsam für nachhaltige Zukunftsinvestitionen in Umwelt und Bauen, schaffen damit Arbeitsplätze und schützen unsere Umwelt
Wien (ögb) - 1984 wäre eine gemeinsame Initiative zwischen der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) und GLOBAL 2000 undenkbar gewesen. Als Gegner stand man sich in der Hainburger Au gegenüber. In den letzten 30 Jahren wurden Feinde zu Partnern, die sich gemeinsam für nachhaltige Zukunftsinvestitionen in Umwelt und Bauen stark machen und damit Erfolge feiern.

Vor fast genau 30 Jahren standen sich Umweltschützer und Gewerkschafter in der Stopfenreuther Au gegenüber. Am 12. Dezember 1984 kochte die Stimmung rund um den Bau des neuen Donau-Wasserkraftwerks Hainburg hoch. Umweltschützer strömten zum Schutz von Umwelt und Tierwelt in die Au, um zu demonstrieren - auch die Gründer von GLOBAL 2000 waren darunter. Selbst die von der Regierung angeordneten Polizeieinsätze konnten die Besetzer nicht vertreiben. Die Gewerkschaft Bau-Holz heizte die Situation am 18. Dezember zusätzlich an. Sie kündigte an, Aufmärsche von Arbeitern gegen die Naturschützer zu organisieren - schließlich waren viele Arbeitsplätze in Gefahr. Die Parole der Gewerkschaft lautete unmissverständlich "Die Au wird geräumt". In letzter Minute konnte die Regierung die Gewerkschaft davon abbringen und wurde selbst aktiv. Kurz vor Weihnachten kehrte der Weihnachtsfriede ein, das Projekt Hainburg wurde in Folge "eingestampft".

Seit 1984 hat sich viel getan. GLOBAL 2000 und die GBH verzeichnen bei gemeinsamen Aktionen nachhaltige Erfolge, sichern und schaffen Arbeitsplätze und schützen unsere Umwelt. "Arbeitsplätze zu schaffen und die Umwelt zu schützen, muss sich nicht ausschließen, ganz im Gegenteil. Wir müssen sinnvolle und nachhaltige Zukunftsinvestitionen vorantreiben, welche die Konjunktur ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und den CO2-Ausstoß reduzieren und somit die Umwelt schonen. Wir fordern Regionalität bei Auftragsvergaben, die nicht zuletzt auch kurze Transportwege beinhaltet. Hier haben sich zwei starke Verbündete gefunden. Mit der Nachhaltigkeitsinitiative UMWELT + BAUEN verfolgen wir ein gemeinsames Ziel: Mit Rücksicht auf die Umwelt in notwendige und nachhaltige Bauprojekte investieren, um Arbeitsplätze zu schaffen und unseren Kindern eine lebenswerte Umwelt überlassen zu können", bringen GBH-Bundesvorsitzender Josef Muchitsch und GLOBAL 2000-Geschäftsführerin Leonore Gewessler die gemeinsamen Ziele auf den Punkt.

Die Partnerschaft zwischen der GBH und GLOBAL 2000 begann 2008 mit dem Bau-Pakt. Ziel war der Ausbau der thermischen Sanierung. Gemeinsam konnte die Regierung überzeugt werden, den Bundessanierungsscheck mit 100 Millionen Euro aufzulegen. Mittlerweile ist der Sanierungsscheck ein Erfolgsmodell mit einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Insgesamt konnten bisher 46.147 Projekte durchgeführt werden, über die Nutzungsdauer werden so 11,3 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Allein die Sanierungsförderung 2013 löste ein Investitionsvolumen von 839 Millionen Euro aus und sicherte 11.700 Arbeitsplätze.

2010 wurde die Nachhaltigkeitsinitiative UMWELT + BAUEN gemeinsam mit weiteren 13 Partnern ins Leben gerufen. Die vier Kernziele sind, das Angebot an lebenswerten und leistbaren Wohnungen zu erhöhen, die Sanierungsrate zu steigern, den Umstieg auf erneuerbare Energieträger zu fördern und die notwendige ökologisch verträgliche Infrastruktur, öffentliche Verkehrsverbindungen und Bildungseinrichtungen auszubauen. Mittlerweile ist UMWELT + BAUEN ein Think-Tank für die Bundesregierung. 2013 wurde das Strategiepapier "WOHNEN 2020 -Zukunftsinvestitionen in Wohnen, Infrastruktur und Umwelt" präsentiert.

2010 wurde mit der Kampagne "Bau auf A!" ein weiterer gemeinsamer Schritt gesetzt. Die Ziele dabei sind umweltbewusstes und gesundes Bauen, Qualität österreichischer Dienstleistungen und Produkte und Auftragsvergaben an heimische Unternehmen! Aus dieser Kampagne entstand 2014 die Sozialpartner-Initiative "Faire Vergaben sichern Arbeitsplätze!".

Wie ernst es der GBH mit dem Umweltthema ist, zeigt, dass mit Andreas Huss, MBA, 2010 auch ein eigener Umweltsprecher installiert wurde: "Otto König hat anlässlich einer Konferenz der Gewerkschaft Bau-Holz vor rund 25 Jahren festgestellt, dass die Gewerkschaft die beste Umweltorganisation sein könnte, wenn sie nur wolle. Viele unserer Kollegen haben damals - auch unter dem Einfluss von Hainburg - mit dieser Aussage wenig anfangen können. Heute sind wir aber auf dem besten Weg, die Empfehlungen von Otto König umzusetzen. Nicht mehr bauen um des Bauens willen und um Arbeitsplätze mit allen Mitteln zu schaffen, ist das Ziel, sondern mit unseren Partnern auf die Regierung einzuwirken ist unsere Mission. Unser Selbstverständnis liegt auch darin, dass die beste Energie die ist, die nicht verbraucht wird, und die zweitbeste jene, die aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen wird."

Die GBH war 2011 die erste Gewerkschaft, welche die GLOBAL 2000 Anti-Atom-Kampagne "Abschalten Jetzt!", die im Verbot des versteckten Atomstroms, dem "Graustrom", in Österreich gipfelte, unterstützte. "In den letzten 30 Jahren hat sich im Atombereich viel getan - gab es doch Schritt für Schritt in fast allen Ländern Europas einen Schulterschluss von Gewerkschaften und Umweltschützern gegen den Neubau von Atomkraftwerken und Atomkraft an sich. Arbeitsplätze sollen heute mit dem Bau von erneuerbaren Energieträgern geschaffen werden", so Dr. Reinhard Uhrig, Energieexperte von GLOBAL 2000. "Und auch die aktuelle Petition für eine UVP des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany 30 Kilometer von Österreichs Grenze unterstützen wir seit heute mit voller Kraft", so Huss.

Gemeinsame Forderungen für die Zukunft
Noch heuer, am 17. Dezember, wird UMWELT + BAUEN eine dringend notwendige Wohnbauoffensive präsentieren, welche unter Einhaltung des Stabilitätspaktes über ein innovatives Finanzierungsmodell einen zusätzlichen Bedarf an Wohnungen abdecken kann. Huss: "Wohnen muss wieder leistbar und nachhaltig werden - deshalb halten wir an der Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung fest. Im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen 2016 mit den Ländern werden wir gemeinsam alles unternehmen, um die Verantwortlichen davon zu überzeugen."

"Eine höhere thermische Sanierungsrate der Gebäude in Österreich, die Schaffung von leistbarem und nachhaltigem Wohnraum und ökologisch verträglicher Infrastruktur für die kommenden Generationen sowie der Ausbau erneuerbarer Energie sind gemeinsame Anliegen, die uns am Herzen liegen. Diese werden wir auch zukünftig gemeinsam vorantreiben.Wenn heute die Klimakonferenz in Lima endet, dann muss sich die österreichische Politik wieder den Hausaufgaben beim Klimaschutz widmen. Etwa die Hälfte des Gebäudebestandes in Österreich wurde vor 1970 errichtet und ist in schlechtem Zustand, mit einer Aufstockung der Mittel für den Sanierungsscheck auf 300 Millionen Euro könnte man dieses Potenzial und die Sanierungsrate entscheidend anheben. Wir brauchen einen größeren thermischen Fördertopf, für 2014 war dieser bei den Privaten schon im Sommer erschöpft", fordert Gewessler.
Klimaschutz schafft Arbeitsplätze und macht Österreich unabhängiger von Energieimporten. Deshalb fordern die GBH und GLOBAL 2000 einen Ausbau der erneuerbaren Energie, Investitionen in sanfte Formen der Mobilität, eine Zweckbindung der Wohnbauförderung sowie eine Erhöhung der Sanierungsrate auf 300 Millionen Euro: "Mit unseren gemeinsamen Zielen schaffen wir Arbeitsplätze und positive wirtschaftliche Effekte und entlasten gleichzeitig unsere Umwelt. Wir wollen unsere Umwelt schützen und damit auch für unsere Kinder noch eine lebenswerte Umwelt erhalten."

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.umwelt-bauen.at

   
     

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