ÖsterreicherInnen ziehen ambivalente Bilanz – Sozialpartner unterstützen europäische
Integration, die die Bevölkerung stärker einbindet
Wien (ögfe) - Eine Mehrheit der ÖsterreicherInnen hält den Beitritt unseres Landes zur EU
für richtig und tritt dafür ein, dass Österreich EU-Mitglied bleibt. Allerdings wird die Union als
fern und kompliziert empfunden, einige vor dem Beitritt geäußerte Befürchtungen haben sich, nach
Meinung der ÖsterreicherInnen, bewahrheitet.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE),
die anlässlich des EU-Beitritts vor 20 Jahren unter 1040 ÖsterreicherInnen durchgeführt wurde. Die
Ergebnisse wurden heute im Rahmen einer Pressekonferenz der vier Sozialpartnerpräsidenten und der ÖGfE
präsentiert.
Mehrheit konstant für EU-Mitgliedschaft
Rückblickend halten 57 Prozent der ÖsterreicherInnen die Entscheidung zum EU-Beitritt für richtig,
36 Prozent für falsch. 67 Prozent sagen, dass unser Land EU-Mitglied bleiben soll. 25 Prozent sind für
den Austritt aus der EU. Im langjährigen Durchschnitt lag die Zahl der BefürworterInnen der Mitgliedschaft
bei 71 Prozent, jene der GegnerInnen bei 23 Prozent.
Einschätzung der Europäischen Union
Wie schätzen die ÖsterreicherInnen die EU zurzeit - anhand von Gegensatzpaaren - ein? 85 Prozent
der EU sehen sie als „wirtschaftlich wichtig“ (15 Prozent „wirtschaftlich unwichtig“), 69 Prozent als „friedensstiftend“
(31 Prozent „konfliktfördernd“). An der Spitze der „Negativnennungen“ findet sich mit 93 Prozent, die Einschätzung,
die EU sei „kompliziert“ (7 Prozent „einfach“). Von 59 Prozent wird die EU als „fern“ (41 Prozent „nahe“) bezeichnet.
Mitgliedschaft bietet Vorteile - aber eben nicht für alle
Insgesamt 49 Prozent sagen, dass die EU-Mitgliedschaft für Österreich mehr Vor- als Nachteile gebracht
hat. 37 Prozent äußern sich skeptisch, für 13 Prozent halten sich Vor- und Nachteile die Waage.
Die Mitgliedschaft hat, nach Meinung der ÖsterreicherInnen vor allem großen Unternehmen Vorteile gebracht
(86 Prozent „mehr Vorteile“ | 5 Prozent „mehr Nachteile“). Auch SchülerInnen, Studierende und Lehrlinge hätten
eher profitiert (52 Prozent „mehr Vorteile“ | 16 Prozent „mehr Nachteile“). Für andere Gruppen gilt dies hingegen
weniger: 56 Prozent sagen, dass Landwirte eher mehr Nachteile erfahren haben (30 Prozent „mehr Vorteile“), 58 Prozent
sehen für KMUs mehr Nachteile (27 Prozent „mehr Vorteile“).
Bilanz Euro, Schengen, Erweiterung
Rückblickend wird die Einführung des Euro als gemeinsame Währung von 61 Prozent der Befragten
als positiv bezeichnet. 35 Prozent sehen dies als negativ für unser Land an. 51 Prozent bewerten das Ende
von Pass- und Grenzkontrollen positiv, 43 Prozent negativ. Kritischer wird die EU-Erweiterung gesehen: Insgesamt
61 Prozent sehen sie als negativ, 31 Prozent als positiv. Engt man die Frage auf unsere 2004 beigetretenen Nachbarländer
ein, so halten 53 Prozent die Aufnahme dieser Länder für richtig (ÖGfE-Umfrage April 2014).
Befürchtungen 1994 - 2014
Die Sorge des „Verlusts der österreichischen Identität“ hat sich für eine Mehrheit der Befragten
nicht bestätigt (53 Prozent „kaum/gar nicht“). 40 Prozent sind anderer Meinung („zum Großteil/zum Teil“).
Am deutlichsten hat sich dagegen die Befürchtung der Gefährdung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe
gehalten. 78 Prozent sagen, dies sei „zum Großteil/zum Teil“ eingetreten. 17 Prozent sehen dies nicht so
(„kaum/gar nicht“).
Zusammenarbeit innerhalb der EU eher vertiefen
Wie sollte nun die Zukunft der EU aussehen? 42 Prozent der Befragten treten dafür ein, dass die Zusammenarbeit
innerhalb der EU eher vertieft werden sollte. 26 Prozent finden das Ausmaß der Zusammenarbeit gerade richtig.
23 Prozent sind für die Verringerung der Zusammenarbeit auf EU-Ebene.
Hintergrund zur Umfrage:
Die Umfrage wurde im November 2014 von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) im Auftrag der
ÖGfE durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 1040 Personen per Telefon (repräsentativ für
die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bildung). Maximale
statistische Schwankungsbreite bei N~1000 entspricht +/- 3,2 Prozent).
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