Wiener Wohnbaustadtrat betonte die wichtige Funktion des Wohnbaus als Impulsgeber für
ganze Grätzl
Wien (rk) - Der Wiener Wohnbau schafft Dynamik in der Stadt", betonte Stadtrat Michael Ludwig im Rahmen
des Wiener Wohnbauforschungstags im vollbesetzten Kuppelsaal der TU Wien. Die Ergebnisse der Wiener Wohnbauforschung
fließen in die ständige Weiterentwicklung des Wiener Wohnbaus ein. "Wir schaffen nicht nur den
notwendigen Wohnraum, sondern neue vitale Lebensräume -wie die Seestadt, das Sonnwendviertel oder etwa den
neuen Stadtteil am Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs", unterstrich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig gestern
beim Wiener Wohnbauforschungstag 2014. "Die Umsetzung dieser neuen Projekte geht Hand in Hand mit der Schaffung
von Grün- und Freiflächen, wichtigen infrastrukturellen Einrichtungen wie Kindergärten, Ordinationen
und Geschäften, die sowohl für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die anwohnende
Bevölkerung einen zusätzlichen Mehrwert darstellen. Impulse und Unterstützungen zur Bildung von
guten Nachbarschaften, wie beispielsweise durch das Modell des Stadtteilmanagements liegen mir hier ganz besonders
am Herzen", so Ludwig weiter.
Auf das Wachstum Wiens gehe die Stadt mit einer intensiven Neubauleistung ein. 2014 werden 7.273 Wohneinheiten
neu errichtet und fertiggestellt. Und auch für das kommende Jahr ist mit der Bereitstellung von weiteren 7.000
von der Stadt Wien initiierten und geförderten Wohneinheiten zu rechnen. Projekte mit 20.000 Wohneinheiten
- allesamt keine Wohnungen von der Stange, sondern bedarfsgerecht geplant und ausgestaltet - befinden sich aktuell
in Bau oder Bauvorbereitung! Das ermögliche, dass das Wohnen hier -anders als in ähnlich großen
europäischen Metropolen - kostengünstig bleibe. "Im geförderten Bereich", so der Nachsatz.
Im privaten Bereich sei jedoch eine Reform der mietrechtlichen Bestimmungen dringend notwendig. Hier gebe es konkrete
Vorschläge für ein neues transparentes, modernes Mietrechtsgesetz von Seiten der SPÖ, so der Wiener
Wohnbaustadtrat: "Jetzt geht es darum, dass der Bundesgesetzgeber rasch zu einer gemeinsamen Lösung kommt
und die im Arbeitsprogramm der Bundesregierung verankerte Mietrechtsnovellierung zügig und prioritär
umgesetzt werden."
"Der geförderte Wohnbau ist der Motor für die Transformationsprozesse in der Stadt. Diese Entwicklung
bedarf großer Umsichtigkeit um die hohe Lebensqualität in Wien weiter auszubauen. Der Zugang zu attraktivem
Wohn- und somit Lebensraum - unabhängig vom finanziellen Status der Einzelnen - spielt hier eine besondere
Rolle", betonte der Stadtrat weiters.
Forschungsschwerpunkt "Wohnbau macht Stadt" - vier Studien präsentiert
Die Wiener Wohnbauforschung, die in der Magistratsabteilung 50 der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und
Stadterneuerung verankert ist, analysiert seit vielen Jahren die unterschiedlichsten Entwicklungen und begleitet
zudem auch neue Projekte auf wissenschaftlicher Ebene. Die gewonnen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse bilden
eine wichtige Grundlage für die stetige Weiterentwicklung der Wiener Wohnbaupolitik und des Wiener Wohnbaus
im Allgemeinen, wie Wohnbaustadtrat Michael Ludwig betont. Beim gestrigen Wohnbauforschungstag 2014 sind vier ausgewählte
Studien präsentiert worden. Als Gastvortragender konnte Martin zur Nedden, der Wissenschaftliche Direktor
und Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), gewonnen werden. Nedden bestätigte
die wichtige Rolle des sozialen Wohnbaus gerade für eine Stadt im Wachstum, die nur so die Fragen der sozialen
Vielfalt, der ökologischen Herausforderungen aber auch der Nutzungsmischungen zu lösen imstande ist.
Raimund Gutmann und Margarete Huber von wohnbund:consult setzten sich anschließend mit einem neuen Instrument
der integrierten Quartiersentwicklung - dem zweistufigen dialogorientierten Bauträgerwettbewerb - auseinander.
2013 wurden erstmals drei dieser Wettbewerbsverfahren durchgeführt, um bei großmaßstäblichen
Entwicklungen die einzelnen Projekte auf den einzelnen Bauplätzen frühzeitig besser aufeinander abzustimmen.
Nach Abschluss der drei Verfahren wurde evaluiert. Die Ergebnisse bestätigen das Potential. Der Mehrwert besteht
darin, dass eine frühzeitige Koordination und Kooperation die Qualität des Wohnumfeldes deutlich steigern
kann. Besonders hervorgehoben wird, dass dank Dialog aller Beteiligter -Bauträger, ArchitektInnen, FreiraumplanerInnen,
SoziologInnen und AnrainerInnen - ein gemeinsamer Lernprozess vollzogen wird, von dem sowohl die Qualität
der Projekte als auch die Beteiligten selbst profitieren.
Im zweiten Vortrag präsentierten Anna Detzlhofer und Stephanie Drlik vom Büro DnD Landschaftsplanung
das Handbuch "Wohnbaufreiraum". Darin wird die Ausrichtung auf eine noch bedeutungsvollere Berücksichtigung
von wohnungsnahen Freiräumen unterstützt. Er ist insbesondere für Kinder und ältere Menschen
der unmittelbarste Freiraum und wird täglich genutzt. Ebenso ist die Wichtigkeit für Mikroklima und Kommunikation
mit NachbarInnen unumstritten. Ziel der Studie ist die Untersuchung von Wohnbaufreiräumen anhand zweier Projekte
und die Ableitung von Vorgaben für die zukünftige Sicherung von Freiraumqualitäten im Wohnbau. Die
Studie - "Eurogate" und "Nordbahnhof" wurden untersucht - zeigt, dass wesentliche Qualitäten
des Wohnbaufreiraums bereits sehr frühzeitig bei der städtebaulichen Planung fixiert werden (müssen),
gleichzeitig die Pflege und Erhaltung für Qualität und Nutzbarkeit wesentlich sind. Das Handbuch spannt
den Bogen von der übergeordneten Strategie über die Konzeption und die Ausführung bis hin zur Erhaltung
und Pflege.
Ein interdisziplinäres Team um Felix Josef (Triconsult) präsentierte, wie sich neue Wohnquartiere auf
die stadträumliche Qualität des Wohnumfeldes auswirken. Zwar werden neue Quartiersentwicklungen von den
BewohnerInnen vor Ort oft skeptisch gesehen, gleichzeitig wird eine Verbesserung der Infrastruktur und eine bessere
Anbindung an den ÖV begrüßt. Dieses ambivalente Verhältnis wurde mittels einer Umfrage unter
BewohnerInnen neuer errichteter Wohnquartiere (Nordbahnhof und Erzherzog Karl Straße) und den AnrainerInnen
erhoben. Hier zeigen die Ergebnisse, dass AnrainerInnen vor allem die Verbesserung der Nahversorgung und der sozialen
Infrastruktur sehr positiv beurteilen. Altes und Neues bedarf Zeit aber auch Begleitung um gut zusammen wachsen
zu können. Deutlich wurde damit auch, dass die bereits erfolgte Etablierung von Stadtteilmanagements am Nordbahnhof,
bei den Mautner Markhofgründen und in der Seestadt eine wichtige und bedeutende Maßnahme war, um zielgerichtet
zu informieren und die BewohnerInnen in die Prozesse miteinzubeziehen.
Christoph Reinprecht und Cornelia Dlabaja vom Institut für Soziologie untersuchten das Wohnen im Wohnhochhaus.
Im Rahmen der Studie wurde die Wohnzufriedenheit in fünf ausgewählten Wiener Wohnhochhäuser erhoben.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass bei dieser - großteils von jüngeren und älteren Singles
bzw. Paaren nachgefragten Wohnform, spezielles Augenmerk auf geeignete Formen der Hausbetreuung gelegt werden muss,
um Effekte der Anonymität, des Sicherheitsgefühls aber auch der Einbindung im Wohngebiet positiv zu gestalten.
|