Teilnahme an Feiern zum 25. Jahrestag der offiziellen Wiedererrichtung der mit Rom verbundenen
griechisch-katholischen Kirche - Begegnung mit Religionsführern und Präsident Poroschenko stehen ebenfalls
auf dem Programm
Kiew/Wien (kap) - Kardinal Christoph Schönborn nimmt als päpstlicher Sondergesandter an den Feiern
zum 25. Jahrestag der offiziellen Wiedererrichtung der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche in der
Ukraine teil. Der Wiener Erzbischof wird den Papst bei den Feaierlichkeiten am 10.12. in Kiew vertreten.
Kardinal Schönborn wird am Vormittag zuerst die Kiewer Sophienkathedrale besuchen und danach im angeschlossenen
Gebäudekomplex mit dem "Ukrainischen Rat aller Kirchen und religiösen Organisationen" zusammentreffen.
In dem Rat sind alle in der Ukraine anerkannten christlichen Kirchen sowie die das Judentum und der Islam zusammengeschlossen.
Schönborn wird sich mit einer Grußbotschaft an die Vertreter der Kirchen und Religionen wenden.
Im Anschluss steht eine Begegnung mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko auf dem Programm. Danach
wird der Kardinal den Maidan-Platz und das Nationaldenkmal für die Opfer von Holodomor besuchen. Am Maidan-Platz
haben vor rund einem Jahr die Massenproteste gegen die damalige ukrainische Führung und deren antieuropäischen
politischen Kurs begonnen. "Holodomor" (wörtl. "Tod durch Hunger") ist jene von Stalin
in den 1930er-Jahren absichtlich ausgelösten Hungerskatastrophe, bei der Millionen Ukrainer starben.
Am Nachmittag steht der Besuch einer Caritaseinrichtung für Flüchtlinge auf dem Programm. Anschließend
trifft der Kardinal zuerst mit dem griechisch-katholischen Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk zusammen
und nimmt dann am Abend an einer Nachtvigil in der griechisch-katholischen Kathedrale zur Auferstehung teil. Dieser
Gottesdienst in der vor wenigen Jahren neu errichteten Kirche ist die eigentliche Jubiläumsfeier zum 25. Jahrestag
der Wiedererrichtung der Griechisch-katholischen Kirche. Zu dem Gottesdienst werden auch zahlreiche Jugendliche
erwartet. Zudem gibt es Liveschaltungen zu Jubiläumsfeiern in anderen Teilen der Ukraine. Kardinal Schönborn
wird als päpstlicher Vertreter im Rahmen des Gottesdienstes das Wort ergreifen.
Die "unierte" ukrainisch-katholische (od. griechisch-katholische) Kirche war 1946 unter Stalin verboten
und in die orthodoxe Kirche zwangsintegriert worden. Sie lebte aber im Untergrund und in der Diaspora weiter. Das
Oberhaupt residierte in dieser Zeit in Rom. Nach der Wiederzulassung der ukrainischen Kirche 1989, die u.a. auch
durch die diplomatische Einbeziehung der Wiener griechisch-katholischen Gemeinde erreicht werden konnte, übersiedelte
der damalige Großerzbischof Myroslaw Lubatschiwskyj 1991 wieder in die galizische Metropole Lemberg und leitete
den Wiederaufbau der Kirchengemeinschaft ein. Sie wird heute vom Kiewer griechisch-katholischen Großerzbischof
Swjatoslaw Schewtschuk geführt. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch.
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