13. Kreditbericht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)
Wien (oenb) - Das Wachstum des von österreichischen Banken an heimische nicht-finanzielle Unternehmen
vergebenen Kreditvolumens hat sich – nach einem Rückgang in der Zeit von 2012 bis Mitte 2014 – seit Juni dieses
Jahres wieder kontinuierlich erholt. Im Oktober 2014 kam die Jahreswachstumsrate der Unternehmenskredite schließlich
bei 1,1 % zu liegen. Damit befindet sich das Wachstum der Unternehmenskredite derzeit in etwa auf demselben Niveau
wie vor einem Jahr. Weit schlechter stellt sich hingegen die Lage im Euroraum-Durchschnitt dar, für den die
Veränderungsrate der Unternehmenskredite bereits seit mehr als 2 Jahren negativ ist und im Oktober 2014 bei
-1,8 % lag.
Nach Wirtschaftssektoren betrachtet zeigt sich in Österreich in der Warenerzeugung sowie im Groß- und
Einzelhandel ein bereits länger anhaltender Rückgang der Kreditvergabe. In den Sektoren Beherbergung
und Gastronomie sowie Verkehr und Lagerei ist die Kreditdynamik erst in den letzten beiden Monaten negativ, während
die anderen volkswirtschaftlich bedeutenden Sektoren durchwegs Zuwächse bei der Kreditvergabe aufweisen.
Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an private Haushalte ist bereits seit Mai des Vorjahres tendenziell
angestiegen. Der höchste Wert der Wachstumsrate im laufenden Jahr wurde im August mit 1,6 % registriert, danach
ging sie bis Oktober leicht auf 1,3 % zurück. Ebenso wie bei den Unternehmenskrediten liegt Österreich
damit deutlich über dem Euroraum, wo im Oktober die Haushaltskredite um –0,4 % im Jahresabstand rückläufig
waren.
Anleihenfinanzierung österreichsicher Unternehmen rückläufig
Die Finanzierung österreichischer Unternehmen über Anleihen hat sich seit dem ersten Quartal des Vorjahres
deutlich reduziert. In dieser Zeit ging die Jahreswachstumsrate der Netto-Anleiheemissionen von 11 % im März
2013 auf nunmehr –0,6 % im Oktober 2014 zurück. Im Gegensatz dazu hat die Finanzierung der österreichischen
Unternehmen über Aktienemissionen seit März dieses Jahres wieder zugenommen. So kletterte die Jahreswachstumsrate
der Netto-Aktienemissionen ausgehend von leicht negativen Werten zu Jahresbeginn auf nunmehr 3,0 % im Oktober 2014.
Zusätzlich finanzieren sich österreichische Unternehmen auch über Kredite aus dem Ausland und über
konzerninterne Finanzierungsströme. In der ersten Jahreshälfte 2014 trugen die Netto-Kreditaufnahmen
bei ausländischen Banken insgesamt rund 800 Mio. EUR zur Finanzierung der österreichischen Unternehmen
bei (im ersten Halbjahr 2013 waren es rund 100 Mio. EUR), die konzerninternen Finanzierungen (aus dem In- und Ausland)
hingegen nur rund 340 Mio. EUR.
Zinssätze im Kundengeschäft historisch niedrig
Die durchschnittlichen Zinssätze im Kundengeschäft sind sowohl bei Unternehmenskrediten als auch bei
Haushaltskrediten im Lauf des Jahres 2012 parallel zu den Leitzinsen gesunken und haben sich in der Folge auf historisch
niedrigem Niveau stabilisiert. Bei den Unternehmenskrediten zeigt sich erst in den letzten Monaten ein weiterer
leichter Rückgang der Kundenzinsen, der im Zusammenhang mit weiteren Leitzinssenkungen im heurigen Jahr stehen
dürfte. So ging das Zinsniveau bei den neu vergebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist von
bis zu einem Jahr und einer Höhe über 1 Mio. EUR von 1,8 % im Juli auf nunmehr 1,5 % im Oktober zurück,
bei jenen mit einem Volumen von unter 1 Mio. EUR von 2,3 % auf 2,1 %. Bei den Kundenzinsen für Haushaltskredite
ist ein unterschiedlicher Verlauf je Verwendungszweck zu beobachten. Während die Zinsen von neuen Konsumkrediten
seit Jahresbeginn 2013 tendenziell angestiegen sind, stagnierten sie bei neuen Wohnbaukrediten auf einem Niveau
von etwas über 2 %.
Vergaberichtlinien der Banken erstmals nach der Krise gelockert
Aktuelle Umfragen bei Unternehmen und Banken legen nahe, dass die schwache Kreditdynamik im bisherigen Verlauf
des Jahres 2014 sowohl angebots- als auch nachfrageseitige Gründe hatte. Die befragten KMU berichteten von
einer anhaltenden Verschlechterung der Verfügbarkeit von Bankkrediten, wofür sie als Hauptursache die
allgemeine Wirtschaftslage nannten. Zudem sollen sich die Banken laut den befragten Unternehmen bei der Gestaltung
der Sicherheitenerfordernisse und bei Zusatz- und Nebenvereinbarungen weiterhin restriktiv verhalten haben. Die
in der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) befragten Banken hingegen
gaben an, die Richtlinien für die Kreditvergabe an KMU im dritten Quartal 2014 erstmals seit über vier
Jahren wieder leicht gelockert zu haben. Die in der Vergangenheit erfolgte sukzessive Anhebung der Kreditstandards
dürfte jedoch für die Unternehmen nach wie vor restriktiv wirken.
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