Überreichung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
im Bundeskanzleramt
Wien (bpd) - "Otto Retzers Karriere ist ein Beispiel für den ungewöhnlichen Lebensweg eines
Kindes aus einfachsten Verhältnissen im Kärntner Löllinger Graben zum meistgesehenen Regisseur des
deutschsprachigen Raumes. Das beweist große Lernbereitschaft, Talent und starken Lebenswillen", sagte
Kulturminister Josef Ostermayer am 16.12. anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste
um die Republik Österreich an Regisseur, Produzent und Autor Otto Retzer. "Er hat seinen harten Weg auch
nicht vergessen, war immer Ratgeber für Jüngere und hat sich stets in den Dienst karitativer Einrichtungen
gestellt. Nicht zuletzt war er ein hervorragender Botschafter seiner Heimat Kärnten. Daher hat ihn Landeshauptmann
Peter Kaiser auch für die Ehrung vorgeschlagen." Kaiser war ebenso zur Ehrung gekommen.
Retzer, 1945 in Meiselding in Kärnten geboren, verdingte sich nach seiner Berufsausbildung zum Koch und Kellner
am Wörthersee und in internationalen Hotels, ehe er 1970 zur Lisa-Film stieß und dort eine beispiellose
Karriere vom Mädchen für alles bis zum Produktionsleiter und Regisseur vorlegte. Er wirkte bei rund 90
Filmen der Lisa-Film mit und drehte als Regisseur noch einmal rund 80 Filme. Bekannt wurde er vor allem mit den
Fernsehserien "Ein Schloss am Wörthersee", "Klinik unter Palmen", "Pfundskerl"
oder "Das Traumhotel". Im Film "14 Stühle" mit Otto Schenk und Tobias Moretti nimmt er
sich der Migrationsthematik an, hat er doch selbst die Ausgrenzung seiner aus Mauritius stammenden Frau Shirley
miterlebt. Unter seinem Motto "Wir kommen alle aus Ländern" schlüpfte er unter anderem selbst
in die Rolle des Gastarbeiters Josip im Schlosshotel.
Laudatorin Uschi Glas berichtete vom jungen Retzer, der sich seine ersten Sporen als Organisator von Leberkäs'
und Salzgurken für die verkaterte Filmcrew verdiente. Um eine Sommerszene nachzudrehen, klebte er sogar Blätter
an einen vom Schneesturm entlaubten Baum, unter dem Uschi Glas mit Roy Black singen sollte. Berühmt war er
zuvor schon als bester Barfuß-Wasserschiläufer am Wörthersee geworden: Im Kellnerfrack und mit
Tablett ließ er sich in atemberaubendem Tempo - und ohne Wasserschi - über den See ziehen.
Die zweite Laudatorin, Melitta Trunk, ehemalige Kärntner Nationalratsabgeordnete, skizzierte den Lebensweg
von Meiselding in die große Welt und hob Retzers Engagement für Integration, internationale Hilfe und
Menschenrechte hervor. "Wir tun ihm unrecht, wenn wie ihn nur mit der Seitenblicke-Gesellschaft in Verbindung
bringen. Retzer verkörpert Vielfalt und Offenheit und gar nicht oberflächliche Einfalt."
Nach der Überreichung der Insignien und des Dekrets durch Minister Ostermayer bedankte sich Otto Retzer für
die Ehrung, und bei den vielen Freunden und Weggefährten, die gekommen waren, allen voran seinem Mentor Karl
Spiehs und seiner Frau Shirley.
Für die musikalische Umrahmung sorgte das Christoph Mallinger Trio, eine Abordnung aus dem Löllinger
Graben ließ es sich nicht nehmen, dem Geehrten zum Abschluss der Feier ein vierstimmiges Ständchen zu
singen.
|