Wien (rk) - Charles Kálmán, Komponist und Sohn von Emmerich Kálmán, wurde 16.12..
im Wiener Rathaus mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Gespielt wurde auch Musik aus
seiner eigenen Feder: Eröffnet wurde die Feierstunde stimmungsvoll mit "Es gibt nur ein Wien auf dieser
Welt" aus der Operette "Wir reisen um die Welt"; den Ausklang machte "Ein richtiger Clown"
aus dem Film "Fabian". Musik und Gesang wurde von Mitwirkenden der Konservatorium Wien Privatuniversität
meisterhaft dargeboten. Dazu applaudierte u. a. Honorarvizekonsulin Birgit Sarata, Franz Patay, Direktor des Konservatoriums,
Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung der Stadt Wien, Zweiter Präsident des Wiener Landtages Johann Herzog
und Landtagsabgeordneter Ing. Mag. Bernhard Dworak.
"Ich danke ihnen dafür, dass sie in diese Stadt zurückgekommen sind, die nur acht Jahre ihre Heimatstadt
war", sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Verleihung zu Charles Kálmán.
Wien habe sich erst spät mit seiner Geschichte ernsthaft auseinandergesetzt; in den letzten zwei Jahrzehnten
habe sich jedoch viel verändert: "Heute gibt es wieder eine vitale jüdische Gemeinde, die unverzichtbarer
Teil unserer Stadt ist".
Pianist Alexander Jenner hielt eine umfassende und farbige Laudatio auf seinen "Schulfreund Charly",
in der er besonders hervorhob, dass Charles Kálmán sich als Komponist von seinem Vater unterscheidet
und einen eigenständigen Weg eingeschlagen hat: "Viele seiner Werke gilt es noch zu entdecken und zur
Aufführung zu bringen".
"Ich bin sehr gerührt, dass meine Geburtsstadt mich mit dieser Auszeichnung ehrt", sagte Charles
Kálmán, der auch daran erinnerte, dass er am 17. November geboren wurde, dem Tag der Uraufführung
der "Csardasfürstin".
Biographie Charles Kalman
Charles Kálmán wurde 1929 als Sohn des berühmten Operettenkomponisten Emmerich Kálmán
geboren. Er verbrachte seine Kindheit in Wien, emigrierte aber dann 1938 mit seinen Eltern nach New York, wo er
an der Columbia University seine erst musikalische Ausbildung genoss. Nach der Rückkehr der Familie nach Europa
im Jahre 1949 studierte er am Pariser Conservatoire Klavier, Harmonielehre und Instrumentation.
Durch seine Bekanntschaft mit Darius Milhaud wurde Kálmán in seinen frühen Werken durch den
Klangstil der Groupe des Six kompositorisch beeinflusst. So entstand seine erste komische Oper "Paul et Virginie"
nach einem Libretto von Jean Cocteau, das ursprünglich zur Vertonung durch Eric Satie vorgesehen war. Sie
wurde jedoch erst im Jahre 2000 in den Vereinigten Staaten uraufgeführt. Nach den ersten Jahren als Komponist
ernster Musik wandte er sich um das Jahr 1951 der gehobenen Unterhaltungsmusik zu. In diesem Genre feierte er seine
größten Erfolge. Er komponierte Schlager und Chansons für viele große Interpreten in diesem
Fach, wie Ute Lemper, Evelyn Künneke, Margot Werner, Harald Juhnke oder Heino Ferch. Nach dem Tod seines Vaters
im Jahre 1953 vervollständigte er dessen hinterlassenes Operettenfragment "Arizona Lady".
Daneben schrieb er eine Reihe von Operetten und Musicals, die immer wieder auf den Spielplänen der Theater
zu finden sind. Musicals wie "Frau Warrens Gewerbe" (nach George Bernard Shaw), "Quasimodo"
(nach Victor Hugo) oder "Der blaue Engel" (nach Heinrich Mann) zeugen von Kálmáns Gespür
für die Auswahl zugkräftiger Stoffe. Für Wien entstand 1971 im Auftrag des ORF die Operette "Antonia"
mit einem Libretto von Hugo Wiener und mit Sari Barabas in der Titelpartie.
Auch auf dem Gebiet der ernsten Musik gibt es ein umfangreiches Oeuvre des Komponisten, so schrieb er insgesamt
drei Klavierkonzerte und den Liederzyklus "Viva!" nach Gedichten von Else Lasker-Schüler, der im
Rahmen der Jiddischen Woche Dresden 2000 uraufgeführt wurde und danach beim IX. Else Lasker-Schüler-Forum
2001 in Israel zu Gehör gebracht wurde.
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