Präsentation des 28. Financial Stability Reports der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)
Wien (oenb) - Die europäischen Finanzmärkte waren im Jahr 2014 von niedrigen Zinsen und einer
expansiven Geldpolitik geprägt, mit der die EZB auf die niedrige Inflation sowie das schwache konjunkturelle
Umfeld reagierte. „Die EZB hat im Jahr 2014 verstärkt Maßnahmen gesetzt, um die Kreditversorgung der
Unternehmen in Europa zu stärken und die Wirtschaft somit zu unterstützen. Die europäische Bankenunion,
die Anfang November offiziell ihre Arbeit aufgenommen hat, trägt zudem dazu bei, das Vertrauen in die europäische
Bankenlandschaft zu stärken und somit die Finanzmarktstabilität weiter zu erhöhen“, sagte Gouverneur
Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny am 15.12. anlässlich der Präsentation der 28. Ausgabe des Financial Stability
Reports der Oesterreichischen Nationalbank.
Angesichts hoher außenwirtschaftlicher Unsicherheiten und einer schwachen Inlandsnachfrage verlor die Konjunktur
in Österreich 2014 deutlich an Dynamik, wodurch die Unternehmensgewinne in den ersten sechs Monaten dieses
Jahres im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Aufgrund der Zurückhaltung bei Investitionen, die die Unternehmen
nach wie vor in erheblichem Ausmaß aus ihrer Innenfinanzierung bestritten, blieb die Kreditaufnahme des heimischen
Unternehmenssektors verhalten. Die Kreditvergabe an private Haushalte konzentrierte sich in den ersten drei Quartalen
2014 vornehmlich auf den Wohnbaubereich.
Die Immobilienpreise sind in Österreich in den ersten drei Quartalen 2014 weiter gestiegen, allerdings schwächte
sich der Preisanstieg zuletzt etwas ab. Für den österreichischen Gesamtmarkt ist das Immobilienpreisniveau
weiterhin im Einklang mit den Fundamentaldaten. In Wien zeigt der OeNB-Immobilienfundamentalpreisindikator jedoch
weiterhin eine Überbewertung an.
In Vorbereitung auf die Bankenunion nahmen die großen europäischen Banken im Jahr 2014 am Comprehensive
Assessment der EZB teil. Von den sechs geprüften österreichischen Instituten haben erwartungsgemäß
fünf Banken die Prüfung gut bestanden und weisen selbst nach dem adversen Stressszenario ausreichende
Eigenmittelpuffer aus. Die Ergebnisse lagen somit im Rahmen der Erwartungen von OeNB und FMA und sind auch Ausdruck
des erfolgreichen Beitrags der österreichischen Bankenaufsicht zur Steigerung der Finanzmarktstabilität.
Die OeNB-Analysetätigkeit mündete in Aufsichtsmaßnahmen, die in den vergangenen Jahren beispielsweise
zu einer Halbierung des Fremdwährungskreditvolumens privater Haushalte in Österreich führten, die
lokale Refinanzierung der Auslandstochterbanken merklich verbesserten und die Eigenmittelausstattung des Gesamtsektors
kontinuierlich steigerten. Der aufsichtliche Weg ist fortzusetzen, insbesondere da die österreichischen Kreditinstitute
mit einer aggregierten Kernkapitalquote (Common Equity Tier I) von rund 11,8 % (Mitte 2014) im internationalen
Vergleich nach wie vor unterdurchschnittlich kapitalisiert sind. Vize-Gouverneur Mag. Andreas Ittner hielt fest:
„In Anbetracht der schrittweisen Einführung der neuen Eigenkapitalvorschriften unter Basel III sowie der Risikoexponierung
der österreichischen Banken in Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) müssen die österreichischen
Banken weiterhin danach trachten, ihre Eigenmittelbasis zu stärken.“
Die konsolidierte Profitabilität des österreichischen Bankensektors stand auch im Laufe des Jahres 2014
weiter unter Druck. Im ersten Halbjahr schrieben die heimischen Kreditinstitute insgesamt betrachtet einen Verlust
von rund EUR 0,6 Mrd unter anderem aufgrund von Verlusten der Hypo Alpe Adria und Firmenwertabschreibungen einiger
Institute. Die strukturelle Ertragsschwäche der österreichischen Banken im Inland hielt weiter an. Kreditrisikovorsorgen,
unter anderem aufgrund von geopolitischen Problemen, führten auch zu einem Rückgang der Gewinne in CESEE.
Diese betrugen Mitte 2014 allerdings immer noch rund EUR 1 Mrd, wobei die Konzentration auf einige wenige Märkte
wie Tschechien, Russland oder Slowakei bestehen blieb. Die konjunkturelle Schwäche in Europa spiegelt sich
auch in der Verschlechterung der Kreditqualität des österreichischen Bankensektors wider, die vor allem
von negativen Entwicklungen in einigen CESEE-Ländern getrieben wird.
Um die Profitabilität und Risikotragfähigkeit der österreichischen Banken nachhaltig zu stärken,
empfiehlt die Oesterreichische Nationalbank, Bemühungen zur Kostenreduktion fortzusetzen, die Kreditrisiken
proaktiv zu adressieren und die Eigenmittelausstattung zu verbessern.
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