Wien (stazer) - 2015 stehen im Jüdischen Museum Wien, einem Unternehmen der Wien Holding, an seinem Standort
im Palais Eskeles gleich zwei Jubiläen im Mittelpunkt: Das 150-jährige Bestehen der Ringstraße
und das 650-jährige Bestehen der Universität Wien. 2015 erinnert das Museum Judenplatz auch an die für
Österreich so wichtigen Jahre 1945/1955 und legt den Fokus auf zwei bedeutende Persönlichkeiten:
Simon Wiesenthal (anlässlich seines 10. Todestages) und den großen österreichischen Fotografen
Erich Lessing. Weiters zeigt Christine de Grancy eine spannende Fotodokumentation über die iranischen Juden
in Wien. Den Jahresbeginn markiert die Eröffnung der Ausstellung "Tales of 2 Cities" im Rahmen der
Reihe "Jewish Museum Contemporary".
Jüdisches Museum Wien Dorotheergasse/Palais Eskeles
Die Ringstraße. Ein jüdischer Boulevard 25. März 2015 bis 4. Oktober 2015
Als nach der Schleifung der Wiener Stadtmauern rund um die Wiener Innenstadt ein Prachtboulevard entstand, wurde
dieser zur ersten Adresse des Adels und des Großbürgertums. Unter den Bauherren der prächtigen
Palais entlang der Ringstraße waren auch zahlreiche jüdische Unternehmer und Bankiers, die zum wirtschaftlichen
Aufschwung der Gründerjahre beitrugen und als Kunstsammler und Mäzene in Erscheinung traten. Glanz- und
Schattenseiten der Ringstraßenära, der gesellschaftliche Aufstieg einer kleinen jüdischen Elite
und der alltägliche Überlebenskampf der breiten jüdischen Massen, die politische Instrumentalisierung
des Antisemitismus und ihre Folgen sind Thema der Ausstellung.
Die Universität. Eine Kampfzone? 21. Oktober 2015 bis 6. März 2016
Wien um und nach 1900: Wissenschaft und Forschung wird von zahlreichen jüdischen Protagonisten vorangetrieben
und jüdische Wissenschaftlerinnen erkämpfen sich den Weg auf die bis dahin ausschließlich männlich
dominierte akademische Bühne. Ihre Projekte, ihre Erfolge - darunter Nobelpreise, sind heute zum Teil im akademischen
Bewusstseins verankert. Weniger bekannt sind die ihnen verweigerten Professuren, der damit zusammenhängende
braindrain vor 1938 sowie ihre Vertreibung und Ermordung in der Zeit des Nationalsozialismus bzw. ihre neuen Karrieren
im Exil. Das Spannungsfeld zwischen Wiener Moderne und Faschismus ist einer von mehreren Ausstellungsschwerpunkten,
die erstmals einen umfassenden Einblick in die Beziehungsgeschichte zwischen Jüdinnen und Juden und den Universitäten
Mitteleuropas, insbesondere Wiens, vermitteln.
Ausstellung im Extrazimmer/Palais Eskeles
Transit. Die Iraner in Wien. Fotografien von Christine de Grancy 15. April 2015 bis 30. August 2015
In den Jahren nach der islamischen Revolution im Iran 1979 wurden Juden über geheime Wege aus dem Land
geschleust. Wien wurde für die meisten von ihnen zur Transitstation auf ihrem Weg in die USA oder nach Israel.
Ihre religiöse Anlaufstelle war die Synagoge in der Großen Schiffgasse 8 in 1020 Wien, auch bekannt
als "Schiffschul". Der dort wirkende Rabbiner waren die zentralen Figuren, die sich dem Schicksal der
iranischen Juden widmeten. Die Fotografin Christine de Grancy bekam in den Jahren von 1991 bis 1993 Zugang in die
verborgene Welt der iranischen Juden in dokumentierte hier die Arbeit von Rabbiner Pressburger und seines Sohnes.
Postkarten aus dem Getto Lodz 9. September bis 6. Dezember 2015
Diese Ausstellung dokumentiert das Schicksal jener etwa 5.000 jüdischen ÖsterreicherInnen, die unter
der NS-Diktatur zwischen 15. Oktober und 2. November 1941 vom Wiener Aspangbahnhof in das Getto von Litzmannstadt
(Lodz) verbracht wurden. Die Mehrheit wurde entweder 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet oder nach Auschwitz
deportiert. Lediglich 34 der aus Wien Verschleppten erlebten die Befreiung. Die Ausstellung zeichnet 15 Lebensgeschichten
anhand von Dokumenten und Postkarten nach. Sie handeln von Überlebensstrategien im Getto, lebensrettenden
Zufällen, Unterstützung durch polnische jüdische Gefangene und dem Arbeitsalltag im Getto.
Ausstellungen im Museum Judenplatz
Tales of 2 Cities 21. Jänner 2015 bis 19. April 2015 Eine Ausstellung des Jüdischen Museum Wien und
Memorial Moskau
Sechs Künstler aus Russland und Österreich konfrontieren sich mit Objekten des 20. Jahrhunderts aus zwei
Sammlungen in Moskau und Wien. Mit den Mitteln der künstlerischen Recherche und im Dialog mit den Kuratoren
der Sammlungen identifizieren sie Objekte, die zum Ausgangspunkt für neue künstlerische Projekte bzw.
Objekte werden. Die beiden Sammlungen sind Speicher mit Dingen, die von verdrängten oder an den Rand gedrängten
Geschichten erzählen. Ziel der künstlerischen Recherche ist es, Dingen auf den Grund zu gehen, die zwar
in ihrer sinnlichen Erscheinung heute einen vielleicht sogar täuschend ähnlichen Eindruck hinterlassen
können, deren Geschichte sich aber mit zunehmend genauer Betrachtung stärker zu unterscheiden und widersprechen
vermag.
Lessing zeigt Lessing 29. April 2015 bis 8. September 2015
Die Bilder des österreichischen Fotografen Erich Lessing gingen um die Welt. Zum Schwerpunkt 1945/2015, den
das Jüdische Museum Wien mit der Ausstellungschiene "Wien und die Welt nach 1945" begeht, hat Hannah
Lessing, Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds, eine sehr persönliche Auswahl von
Bildern ihres Vaters getroffen und zeigt einen spannenden Querschnitt aus den wichtigsten Aspekten des Oeuvres
von Erich Lessing. Dieser umfasst nicht nur seine zeithistorischen Bildreportagen, die prachtvolle Idylle israelischer
Landschaften, sondern auch zeithistorische Rückblicke auf das Lebensgefühl der österreichischen
und europäischen Nachkriegszeit.
Wiesenthal in Wien 20. September 2015 bis März 2016
Simon Wiesenthal (1908-2005) hat wie kaum ein anderer die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit und damit ein wichtiges,
lange ausgeblendetes Kapitel der Nachkriegsgeschichte Österreichs geprägt. Die Ausstellung zeigt anlässlich
seines 10. Todestags seine Verbindung zur Stadt seines Wirkens. Die Ausstellung wird zu einem vielschichtigen Porträt,
zeigt sowohl sein öffentliches Gesicht als weltberühmter Aufklärer von Nazi-Verbrechern, seinen
Umgang mit den heftigen, auf ihn gerichteten antisemitischen Attacken als auch seinen umtriebigen Charakter als
"Politiker" innerhalb der Wiener Kultusgemeinde.
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