Tennengauer Brauch soll den Winter vertreiben / Oberndorfer Schiffer gehen mit Sommerbaum von
Wirt zu Wirt
Salzburg (lk) - In diesen Tagen sieht man in der Umgebung von Hallein manchmal zwei merkwürdig gekleidete,
halbwüchsige Burschen die Straße entlangwandern. Der eine ist vermummt bis zu den Ohren, er trägt
einen alten, abgetragenen Pelzrock, dessen Fell nach außen gedreht wurde, die Pelzhaube bis über die
Ohren herabgezogen und die untere Gesichtshälfte in einen dicken Wollschal gehüllt. Die Hände stecken
in groben Fäustlingen, über die Schulter hängt ihm ein Sack, dazu trägt er noch einen festen
Stock. Dieser Bursch stellt den Winter dar. Sein Begleiter ist der Sommer im weißen, lichten Gewand, einen
blumenverzierten Strohhut auf dem Kopf. In der Hand hält er oft ein kleines Fichtenstämmchen, das mit
flatternden Bändern aus buntem Papier geschmückt ist. Die beiden Gestalten steuern auf das nächstgelegene
Bauernhaus zu, um dort den Streit zwischen Sommer und Winter vorzuführen. Dieser Streit wird gespielt und
gesungen.
Vor "Vinzenzi", dem 22. Jänner, unterliegt der Sommer und bleibt am Boden besiegt liegen, nach diesem
Tag verliert der Winter, demgemäß wird auch der Text sinnentsprechend geändert. Nach dem gespielten
Streit werden die drei Strophen des eingefügten Liedes gesungen und die gespendeten Gaben in Empfang genommen.
Das Datum, 22. Jänner, sagt viel über den Brauch aus und führt uns in die Geschichte. Der heilige
Vinzenz ist einer der Patrone der Holzknechte und Holz verarbeitenden Berufe. Der Dürrnberger Bergbau (Bölzholz),
die Saline (Sudholz), die Flößer (Stammholz) und die Kletzler (Holz für Fassdauben) waren vom Holz
abhängig. Der Brauch weist also auf das Patrozinium der wesentlichen Halleiner Gewerken, die sich mit den
Gaben dafür wohl auch ihren Festtag "auffetteten", hin.
Schiffer tragen den Sommerbaum
"Ein mit dem Halleiner Winter- und Sommerspiel verwandter Brauch ist das Sommerbaumtragen der Oberndorfer
Schiffer. Am Vorabend vor Pauli Bekehr, dem 24. Jänner, gehen die Schiffer mit dem Sommerbaum zu den Gastwirten
und angeseheneren Bürgerinnen und Bürgern", erläuterte Dr. Lucia Luidold, Leiterin des Referates
Salzburger Volkskultur und Bewahrung des kulturellen Erbes, am 02.01. Dabei tragen sie ein kleines Fichten- oder
Tannenbäumchen, das ausgiebig geschmückt ist. Insbesondere ist es mit Äpfeln, Bretzeln, Bitterorangen
und Feigen behängt. Bunte, flatternde Bänder verleihen ihm ein farbenfrisches Aussehen. Damit betreten
sie Haus für Haus und beschenken die Kinder, um anderseits wieder ein Trinkgeld hierfür entgegenzunehmen.
Beide Bräuche sollen den Kampf der Jahreszeiten darstellen, wobei der Winter unterliegen soll.
Auch der Apostel Paulus ist ein bedeutender "Wetterherr", seine Feiertage waren daher wichtige Lostage,
unter anderem für die Schöffleute.
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