Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Dezember 2014 auf minus 0,1 Punkte – Schwache Industriestimmung
im europäischen Einklang aber nur in Österreich Konsumentenstimmung schlechter als im Vorjahr
Wien (bank austria) - Die zaghafte Konjunkturerholung zu Beginn hat sich im weiteren Jahresverlauf 2014
nicht mehr fortgesetzt. Seit Mitte 2014 fehlt es der österreichischen Wirtschaft an Schwung. „Der Bank Austria
Konjunkturindikator ist im Dezember auf minus 0,1 Punkte gesunken. Damit ergibt sich für das Schlussquartal
2014 ein durchschnittlicher Indikatorwert von Null. Das lässt darauf schließen, dass die österreichische
Wirtschaft auch im vierten Quartal nicht gewachsen ist“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Angesichts der schwachen zweiten Jahreshälfte hat das Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr 2014 nur geschätzte
0,2 Prozent betragen, unverändert gegenüber dem Jahr davor.
„Der erneute Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators in den Minusbereich im Dezember war von einer
generellen Stimmungseintrübung in der heimischen Wirtschaft bestimmt, die vom allgemeinen Trend in Europa
zum Teil abweicht“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die Stimmung unter den heimischen Konsumenten sank im Dezember
auf den Jahrestiefststand und von allen EU-Ländern hat sich einzig in Österreich die Verbraucherstimmung
gegenüber 2013 verschlechtert.“ Nur noch während der Wirtschaftskrise 2009 war der Pessimismus unter
den österreichischen Konsumenten größer, was mit der negativen Entwicklung am Arbeitsmarkt, angesichts
der im europäischen Vergleich weiterhin weit günstigeren Lage in Österreich nur unzureichend erklärt
werden kann. Auch die heimischen Sachgütererzeuger schätzen die Geschäftslage etwas skeptischer
als vor einem Monat ein, aber ebenso wie in der Industrie der wichtigsten europäischen Abnehmerländer,
war die Stimmung 2014 insgesamt günstiger als im Jahr davor.
Verbesserte Rahmenbedingungen zeigen ab Frühjahr Wirkung
Zu Beginn des Jahres 2015 ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria noch keine spürbare
Konjunkturauffrischung zu erwarten. „Nach der Stagnation zu Ende 2014 sollte die österreichische Wirtschaft
im ersten Quartal 2015 unterstützt durch den Außenhandel leicht expandieren. Mit bis zu 0,2 Prozent
zum Vorquartal wird das Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn aber sehr bescheiden bleiben“, meint Bruckbauer.
Nach dem Winter besteht die Aussicht auf ein moderates Frühlingserwachen. „Die Rahmenbedingungen für
die österreichische Wirtschaft haben sich in den vergangenen Wochen zu verbessern begonnen. Damit besteht
die Chance, dass sich die derzeit skeptische Stimmung zu drehen beginnt. Insbesondere zwei Faktoren sollten der
österreichischen Wirtschaft ab dem Frühjahr zu mehr Schwung verhelfen: Der schwächere Euro und das
billigere Öl“, so Bruckbauer. Der Euro hat seit Beginn des Herbsts 2014 gegenüber dem US-Dollar um rund
10 Prozent an Wert verloren. Das stützt die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exportwirtschaft, wenn
auch rund 2/3 des Außenhandels innerhalb der EU abgewickelt werden und von Wechselkursschwankungen unberührt
bleiben. Der Ölpreis hat sich selbst gemessen in Euro innerhalb weniger Monate halbiert, ein Kostenvorteil
für die österreichischen Produktionsbetriebe und ein Kaufkraftgewinn für die Konsumenten. „Der schwächere
Euro und das billigere Öl werden ab dem Frühjahr ihre positive Wirkung auf die Konjunktur in Österreich
voll entfalten können. Wir rechnen daher im Verlauf des Jahres mit einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums.
Allein die Abschwächung des Euros wird das Wirtschaftswachstum in Österreich 2015 insgesamt um rund 0,3
Prozentpunkte heben und der Preisverfall des Erdöls wird zumindest 0,2 Prozentpunkte zusätzliches Wachstum
ermöglichen“, so Bruckbauer. Nach dem Stillstand zu Jahresbeginn wird das Wirtschaftswachstum gegen Ende 2015
bis zu 1,5 Prozent im Jahresabstand erreichen. Im Jahresdurchschnitt ist ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent
zu erwarten, dass sich 2016 weiter auf 1,5 Prozent erhöhen sollte.
Weiterer Anstieg der Arbeitslosenquote 2015
In den nächsten Monaten werden die Impulse aus Europa, etwa durch die nachlassenden fiskalischen Zwänge
sowie in geringem Ausmaß auch durch geldpolitische Anreize durch weitere unkonventionelle Maßnahmen
der EZB die Erholung der österreichischen Wirtschaft festigen. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Konjunktur
zu schwach bleibt, um spürbare Wirkung am Arbeitsmarkt zu zeigen. „Für 2015 erwarten wir einen Anstieg
der Arbeitslosenquote auf 5,1 Prozent bzw. gemäß der nationalen Berechnungsmethode auf 8,6 Prozent.
Wir sind optimistisch, dass im Jahresverlauf 2015 eine Trendwende einsetzen wird, dazu muss sich jedoch der Anstieg
des Arbeitskräftepotenzials verlangsamen und die Konjunktur tatsächlich spürbar an Schwung gewinnen“,
so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Inflation sinkt dank Ölpreis
Der starke Preisverfall von Rohöl dämpft die Teuerung in Österreich mittlerweile spürbar. Im
Dezember ist die Inflationsrate in Richtung 1 Prozent-Marke gerutscht. „Im Jahresdurchschnitt 2014 betrug der Anstieg
der Verbraucherpreise geschätzte 1,6 Prozent bzw. auf harmonisierter Basis 1,5 Prozent. Österreich hat
damit 2014 erstmals überhaupt seit Berechnung des Preisindex Mitte der 1990er Jahre und zudem mit klarem Abstand
die höchste Inflationsrate aller Länder des Euroraums ausgewiesen“, meint Pudschedl. Im Euroraum betrug
die durchschnittliche Inflation 2014 nur 0,4 Prozent. Die höhere Teuerung in Österreich hat klar hausgemachte
Gründe. Dazu zählen Steuer- und Gebührenanhebungen oder auch steigende Arbeitskosten, die sich auf
die Preise von Dienstleistungen auswirken und in einigen Branchen ein geringer Wettbewerb. Die heimische Inflationsentwicklung
wird in der ersten Jahreshälfte 2015 vom niedrigen Ölpreis stark gedämpft werden und zum Teil unter
die Marke von 1 Prozent im Jahresvergleich sinken. Im zweiten Halbjahr wird der Ölpreiseffekt langsam auslaufen
und es ist auch nachfragebedingt wieder mit einem leichten Anziehen der Inflation zu rechnen. „Mit höchstens
1,3 Prozent wird der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt 2015 unter dem Vorjahreswert bleiben.
Österreich wird damit weiterhin einen Inflationsaufschlag gegenüber dem Euroraum aufweisen“, prognostiziert
Pudschedl. In den vergangenen fünf Jahren sind in Österreich die Preise insgesamt um mehr als 3 Prozentpunkte
stärker gestiegen als im Euroraum oder im Nachbarland Deutschland.
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