Erste große Werkschau des österreichischen Designstudios im MAK – von 28. Januar
bis 17. Mai 2015
Wien (mak) - Unter dem Titel "EOOS" zeigt das MAK anlässlich des 20-jährigen Bestehens
die erste große Werkschau des gleichnamigen österreichischen Designstudios und gibt Einblick in dessen
poetisch-analytischen Entwurfsprozess. Das von EOOS im Jahr 2014 gestaltete MAK DESIGN LABOR bildet den Rahmen
für einen Ausstellungsparcours, der die vielschichtige Entwurfspraxis der Studiogründer Martin Bergmann,
Gernot Bohmann und Harald Gruendl veranschaulicht. Interventionen in allen Laborbereichen und zahlreiche Produkt-
und Raumentwürfe spüren ihrer konsequent reduzierten, zwischen Archaik und Hightech verorteten Designsprache
nach.
Als sich Bergmann (geb. 1963, Lienz/Osttirol), Bohmann (geb. 1968, Krieglach/Steiermark) und Gruendl (geb. 1967,
Wien) im Jahr 1988 beim Studium an der heutigen Universität für angewandte Kunst Wien kennenlernten,
lautete ihr erklärtes Ziel, nicht Starkarrieren wie etwa jener von Philippe Starck nachzueifern, sondern kreative
Synergien gezielt als Trio zu nutzen. "Wie eine Rockband arbeiten" wollten die drei Designer, deren Interaktion
zum Dynamo für ein erfolgreiches Langzeitprojekt wurde. EOOS steht für Design jenseits beliebiger Massenware
oder modischen Luxusguts, für Objekte und Konzepte, angereichert mit genuinen Werten. KonsumentInnen werden
als autarke Wesen verstanden, die ihre Umwelt auch im Zeitalter der Digitalen Moderne unbewusst nach archaischen
Mustern nutzen.
Ihr 1995 gegründetes Studio nannten Bergmann, Bohmann und Gruendl bewusst EOOS, nach einem der Zugpferde des
in Ovids poetischem Meisterwerk "Metamorphosen" am Firmament rasenden Sonnenwagens. EOOS zählt mit
über 130 internationalen Designpreisen, darunter der renommierte Industrie-Designpreis Compasso d'Oro für
das mit Matteo Grassi entwickelte Sitzsystem "Kube" (2004), zu den weltweit erfolgreichsten Designstudios.
Besonderen Wert legen die Designer von EOOS auf eine Vielzahl technischer Patente, die verdeutlichen, dass sich
das Studio nicht mit Standardlösungen zufrieden gibt. "Zwischen verbrennen und verloren gehen spielt
sich alles ab", beschreiben sie ihr Entwurfspathos, das teilweise langjährige Kunden wie Alessi, Armani,
adidas, bulthaup, Dedon, Duravit, Lamy, Hermann Miller, Keilhauer, Walter Knoll oder Zumtobel schätzen.
Für EOOS ist die "Poetische Analyse" das Originäre an ihrem Designansatz, worunter sie keine
Ideologie verstehen, sondern ein Werkzeug für den Entwurf. "Rituale, intuitive Bilder und Geschichten
dienen als Ausgangspunkt oder Referenz für unsere Arbeits- und Denkweise", so EOOS. Der auf jeden Auftrag
abgestimmte theoretisch-philosophische Diskurs ist ihnen im Designprozess ebenso wichtig wie der funktional-ergonomische,
materialtechnologische und formalästhetische Feinschliff.
Patent und Poesie verbindet etwa das im Auftrag des italienischen Design-Fabrikanten und Weinliebhabers Alberto
Alessi entworfene asymmetrische Universal-Weinglas "Alberto's Vineyard" (2009), aus dem sich rote und
weiße Weinsorten unter Berücksichtigung unterschiedlicher geschmacklicher Entfaltungen gleichermaßen
trinken lassen.
"EOOS in dem von ihm gestalteten MAK DESIGN LABOR zu präsentieren, ist naheliegend: Der Ausstellungsort
ist damit Display und Exponat in einem. Zudem lässt sich das von EOOS intendierte Konzept eines dynamischen
Präsentationsorts nochmals testen", beschreibt Thomas Geisler, Ausstellungskurator und Kustode der MAK-Sammlung
Design, eine der Grundideen zur Ausstellung. EOOS positioniert in allen zwölf Bereichen des MAK DESIGN LABOR
EOOS-Projekte oder Statements, vom autarken, für die Bill & Melinda Gates Foundation gemeinsam mit dem
Schweizer Institut für Wasser- und Gewässerforschung Eawag entwickelten Toilettensystem "Blue Diversion
Toilet" (seit 2011) über Shop-Gestaltungen etwa für adidas oder Armani bis hin zum Lippenstift-Set
"Bite" (2011).
Einige Objekte, darunter die auf das Wesentliche reduzierte und in Teilen ausgestellte Werkstattküche "b2"
(2008) für bulthaup, sind bereits Teil der Präsentation im MAK DESIGN LABOR und werden in Zusammenarbeit
mit der Grafikerin Maria-Anna Friedl als markierter Parcours für die Ausstellung kontextualisiert. Der zentrale
vormalige "Hoffmann Geometrisch"-Raum erhält den neuen Titel "EOOS transformiert" und
zeigt ein langsames, mechanisch anmutendes Ballett von Möbeln. Das Sofa "Threesixty" (2008) für
Walter Knoll oder die Duschkabine "Open Space" (2011) für Duravit bespielen den Raum als Akteure
in Bewegung und veranschaulichen in ungewöhnlicher Weise die für EOOS essenzielle Auffassung von Design
als transformierender Kraft, sowohl räumlich als auch in der Subjekt-Objekt-Beziehung.
Im ebenfalls neubetitelten Raum "Entwerfen" (ehemals "Dekorieren") legen Skizzen, Fotografien,
Funktionsmodelle und Prototypen, darunter der auf aktives Sitzen ausgelegte Drehstuhl "Sguig" (2006)
für den kanadischen Büromöbelhersteller Keilhauer, beispielhaft den oftmals langwierigen Entwicklungsprozess
offen. Dieser Ausstellungsteil ermöglicht einen Einblick in die "Poetische Analyse" von EOOS sowie
die verschiedenen Arbeitsschritte im Designprozess, wie das Überarbeiten, das Modellieren, das Entwickeln
von Techniken und Patenten oder das aktionistische Erfassen von Dingen.
Unter dem Gesichtspunkt des interdisziplinären Austauschs mit anderen Kunstsparten, einer weiteren Maxime
von EOOS, widmet sich eine Intervention der Ausstellung "EOOS" der langjährigen Zusammenarbeit mit
dem Studio grafisches Büro - Günter Eder, Roman Breier, Marcel Neundörfer. Mit den Grafikdesignern
wurden zahlreiche gemeinsame Projekte bestritten, darunter das visionäre Shop-Design der "A1 Lounge"
(2004-2008) in der Mariahilfer Straße in Wien. Auch die reduzierte visuelle Identität von EOOS entstand
aus dieser Zusammenarbeit. Elke Krystufeks Interpretation eines EOOS-Erstlingswerks, des "Breakfast Service"
(1995), das die Künstlerin für ihre große Personale "LIQUID LOGIC. The Height of Knowlegde
and the Speed of Thought" (MAK-Ausstellungshalle, 6. Dezember 2006 - 1. April 2007) fotografierte, ist ebenfalls
Teil der Ausstellung.
Neu für "EOOS" entstand eine Fotoarbeit von Elfie Semotan, die EOOS in ihrem Studio in der Zelinkagasse
(Wien 1) besuchte. Das EOOS-Büro befindet sich in jenen Räumlichkeiten, in denen bereits Helmut Lang
und auch COOP HIMMELB(L)AU Weltruhm erlangten. Helmut Langs Archiv zu seiner Arbeit als Modeschöpfer wurde
im MAK DESIGN LABOR öffentlich zugänglich gemacht: Semotan spürt in ihrer Fotoarbeit dem von EOOS
- basierend auf einer "Urban Legend" - für das MAK DESIGN LABOR abstrahierten, meterlangen Arbeitstisch
von Helmut Lang nach.
Die Ausstellung EOOS wird im ersten Monat von einem gemeinsam mit EOOS kuratierten Programm im MAK FORUM begleitet,
das Referenzpersonen und WegbegleiterInnen der Studiogeschichte zu Wort kommen lässt. Das Setting bildet die
Rekonstruktion einer Installation, die einem Wahrnehmungsspiel in puncto Maßstab nachempfunden ist und ursprünglich
für die Ausstellung "eins zu zwei - zwei zu eins" (2013) im aut.architektur und tirol, Innsbruck,
entstanden ist.
Anlässlich der Ausstellung EOOS erscheint im Frühjahr 2015 die erste Monografie zum Designstudio, herausgegeben
von MAK und EOOS.
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