Zwazl drängt auf mehr Vermittlung von Praxiswissen in den Schulen
St. Pölten (wknö) - In Niederösterreich wurden im Vorjahr 17.693 Lehrlinge ausgebildet. Das
zeigt die Lehrlingsstatistik 2014. Im Bundesvergleich werden damit lediglich in Oberösterreich mehr junge
Menschen in der Lehre ausgebildet als in Niederösterreich. Gegenüber 2013 bedeutet dieses Ergebnis einen
Rückgang um 945 Lehrlinge bzw. 5,1 Prozent. Allerdings ist dieser Trend nicht einheitlich. So ist etwa
die Zahl der Lehranfänger in fünf Bezirken - Bruck/Leitha, Gänserndorf, Horn, Krems und Mistelbach
- gestiegen.
Beim Einkommen gleichauf mit BHS-Absolventen
Als Gründe für den Rückgang sieht WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl einen Mix aus verschiedenen
Faktoren: Erstens die demographische Entwicklung – so ist auch die Zahl der Geburten im relevanten Jahrgang 1999
um satte 4,1 Prozent zurückgegangen. Zweitens die schwierige wirtschaftliche Lage, die manche Unternehmen
aus Unsicherheit von der Aufnahme von Lehrlingen abhält. Und drittens die Tatsache, dass nach wie vor zu viele
gut für eine Lehre geeignete junge Menschen samt ihren Eltern stärker auf schulische Ausbildungen als
auf eine Lehre setzen – was dazu führt, dass Unternehmen aus verschiedensten Branchen oft lange Zeit Lehrlinge
suchen, aber keine interessierten Jugendlichen finden.
In einer von WKNÖ und Niederösterreichischer AK gemeinsam durchgeführten Studie haben 85 Prozent
der Lehrlinge in ihrer Ausbildung die Basis für eine interessante Arbeit gesehen - bei den Eltern waren es
dagegen nur 32 Prozent. „Eltern übersehen die besonderen Chancen der Lehre nach wie vor viel zu oft“, so Zwazl.
„Sie übersehen damit zum Beispiel auch, dass Lehrabsolventinnen und -absolventen ein Jahr nach ihrem Abschluss
beim Einkommen im Schnitt gleichauf mit BHS-Absolventinnen und Absolventen liegen.“
Berufsorientierung an allen Schultypen
Als Konsequenz will Zwazl vor allem im Schulsystem ansetzen. In der WKNÖ/AKNÖ-Studie sagt immerhin
jeder fünfte Lehrling, dass er sich von der Schule nicht ausreichend auf die Lehre vorbereitet fühlt.
Zwazl drängt daher auf ein Pflichtfach Berufsorientierung an allen Schultypen. „Außerdem wäre es
wichtig, die Vermittlung von Grundkenntnissen zu stärken und zu vertiefen – insbesondere im Hinblick auf ihre
praktische Anwendung im künftigen Berufsleben.“
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