Soziallandesrat Dr. Rezar: Bestandsaufnahme und Handlungsoptionen hinsichtlich Pflege- und
Betreuungsprävention im Vordergrund
Eisenstadt (blms) - Derzeit beziehen 17.900 BurgenländerInnen Pflegegeld und benötigen Pflege
und/ Betreuung. Diese Zahl wird infolge der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung in den
nächsten Jahren zunehmen. Angesichts dieser Tatsachen muss der Dialog über die Zukunft der Pflege in
Österreich forciert werden, um auch in Zukunft durch soziale Innovationen und Forschung die nötige Unterstützung
zu gewährleisten. Die Forschung Burgenland GmbH führt deshalb in enger Kooperation mit dem Department
Soziales der Fachhochschule Burgenland eine Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Analyse der Lebensräume
der älteren Generation im Burgenland durch. „Für die Planung der Zukunft muss das Land Burgenland wissen,
welche kommunalen Wertschöpfungsketten und Ressourcen es im Kontext der Pflege- und Betreuungsprävention
im Burgenland gibt. Anders formuliert: Was steht den älteren Burgenländerinnen und Burgenländern
jenseits der bekannten Angebote, wie stationäre Pflege, Hauskrankenpflege usw. zur Verfügung? Es soll
eine Bestandaufnahme gemacht und Handlungsoptionen herausgearbeitet werden“, erläuterte Gesundheits- Soziallandesrat
Dr. Peter Rezar in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit WHRin Mag.a Elvira Waniek-Kain, Abteilung 6/Hauptreferatsleiterin
Sozialwesen beim Amt der Burgenländischen Landesregierung und Projektleiter Prof. (FH) Mag. (FH) Dr. Roland
Fürst die Intention des Auftraggebers.
Im Budgetjahr 2015 wendet das Land Burgenland für Pflege und Betreuung 78,5 Millionen Euro, für die stationäre
Pflege 65,05 Millionen Euro, für die Hauskrankenpflege inklusive Hospiz- Palliativbetreuung 10,2 Millionen
Euro, für die SeniorInnentagesbetreuung 600.000 Euro, für Betreutes Wohnen 200.000 Euro und für
die 24 Stunden Betreuung 2,4 Millionen Euro auf. „Das ist sehr viel Geld, dass aber einer sehr großen Gruppe
nicht zu Gute kommt. Nämlich jener Gruppe älterer Menschen, die keine pflegerische Unterstützung
benötigt, aber trotzdem auf Unterstützung angewiesen ist, um den Alltag zu bewältigen“, ergänzte
Rezar.
Angesichts der stark steigenden Anzahl von Pflegebedürftigen ist das Ziel des gegenständlichen Forschungsprojektes
die Ressourcenmobilisierung, sprich Nachbarschaftshilfe, und gleichzeitige Pflegevorsorge im Zusammenhang mit dem
aktiven Altern. „Ältere Menschen können als ExpertInnen ihrer Lebenswelt wertvolle Hinweise zur sinnvollen
Gestaltung ihres Lebensumfeldes geben. Das Forschungsprojekt setzt daher sehr stark auf die Beteiligung der älteren
Generation, um so Ressourcen im Nachbarschaftskontext zu identifizieren. Damit sollen Alternativen zur institutionellen
Pflege und Unterstützung über lokale und kommunale Netzwerke aufgezeigt werden“, erklärte dazu der
wissenschaftliche Leiter des Projektes, Prof. (FH) Mag. (FH) Dr. Roland Fürst, Departmentleiter Soziales an
der FH Burgenland. Im skandinavischen Raum, aber auch in den Niederlanden konnten mit innovativen Maßnahmen,
wie Pflegegenossenschaften, Alters-Wohngemeinschaften usw. mehrere Ziele erreicht werden. Einerseits wurde die
Lebensqualität der älteren Generation erhöht, andererseits konnten sinnvolle ökonomische Einsparungen
erzielt werden.
Welche (in-)formellen, sozialräumlichen und persönlichen Ressourcen können im Wohnumfeld älterer
Menschen identifiziert und für deren Aktivierung genutzt werden? Wie können diese Ressourcen strukturiert
und institutionalisiert werden, um den Eintritt ins klassische Pflegesystem zu verzögern? Welcher individuelle
psychosoziale sowie kollektive ökonomische Nutzen entsteht? Diese drei handlungsleitenden Fragen wurden für
das Forschungsprojekt entwickelt. Um diese Fragestellung im Sinne eines partizipativen Forschungsansatzes umsetzen
zu können und auch die regionalspezifischen Lebenswelten zu berücksichtigen, sind Workshops in allen
sieben Bezirken des Burgenlandes geplant. In der Phase der Bedarfserhebung wird die Zielgruppe mittels Methoden
der empirischen Sozialforschung, wie biografischen Interviews und Netzwerkanalysen, mit den zentralen Fragestellungen
konfrontiert. Natürlich werden auch ExpertInnen aus Pflegeorganisationen, Gemeinden und SeniorInnenzentren
befragt. Pro Workshop sind rund 20 BurgenländerInnen beteiligt, landesweit also insgesamt an die 120 Personen.
Die dabei erzielten Erkenntnisse werden mit statistischen Daten im Sinne einer Sekundäranalyse ergänzt.
Für diese Untersuchung wurden Wohnen und Wohnumfeld, Infrastruktur und Versorgung, Gesundheit, Pflege und
Soziales, Freizeit und Kultur, Information und Beratung sowie Partizipation und Kommunikation als Dimensionen definiert.
|