Hochdotierte Auszeichnung für Forscher der Uni Graz
Graz (universität) - Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zechner vom Institut für Molekulare Biowissenschaften
der Karl-Franzens-Universität Graz erhält für seinen Beitrag zum Verständnis der wichtigen
Rolle des Lipidstoffwechsels bei der Entstehung bestimmter Krankheiten den Louis-Jeantet-Preis für Medizin
2015. Die Auszeichnung ist mit 700.000 Schweizer Franken, derzeit rund 700.000 Euro, dotiert. Verliehen wird der
Preis am 22. April 2015 in Genf.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und Typ II-Diabetes sind Krankheiten, die sich zu weltweiten Epidemien
ausgebreitet haben und oft auf Störungen des Fettstoffwechsels zurückzuführen sind. Rudolf Zechner
und seine KollegInnen erforschen Mechanismen, die den Lipidstoffwechsel regulieren, und konzentrieren sich dabei
seit 15 Jahren im Besonderen auf fettspaltende Enzyme, die Lipasen. 2004 entdeckten sie ein neues Enzym, die Adipose
Triglyzerid Lipase (ATGL), das eine zentrale Aufgabe beim Abbau von Lipiden hat: Es spaltet gespeicherte Fette
in Körperzellen und versorgt auf diese Weise Gewebe und Organe mit Energie. Außerdem konnte Zechner
mit seiner Arbeitsgruppe das ATGL-regulierende Protein CGI-58 identifizieren. Dieses und andere biologische Moleküle
sind für den Abbau zellulärer Lipidspeicher verantwortlich. Deren Entdeckung hat das Wissen über
den Fettabbau grundlegend verändert.
Derzeit untersuchen Rudolf Zechner und sein Team, wie die Fettabspaltung die Zellfunktion und die Entstehung unterschiedlicher
Krankheiten beeinflusst. So konnten sie zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen Fettabbau in Herzzellen und Herzfunktion
aufzeigen. In weiteren Studien stellten sie fest, dass der Fettabbau durch ATGL auch bei der Kachexie, einer unkontrollierten
und unwiderruflichen Gewichtsabnahme, die bei KrebspatientInnen häufig beobachtet wird, eine wesentliche Rolle
spielt. Diese Entdeckung könnte Wege neuer Behandlungsstrategien für die Krankheit öffnen.
Für seine richtungweisenden Arbeiten erhält Rudolf Zechner den Louis-Jeantet-Preis für Medizin 2015,
eine der höchstdotierten Auszeichnungen Europas. Das Preisgeld wird zur Finanzierung weiterer Forschungen
verwendet, um die Funktion bekannter und neuer Enzyme des Lipidstoffwechsels aufzuklären.
Rudolf Zechner wurde 1954 in Graz geboren. Er studierte Biochemie an der Karl-Franzens-Universität
Graz, wo er 1980 promovierte. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Rockefeller University in New York kehrte
er an die Universität Graz zurück, wo er seit 1998 am Institut für Molekulare Biowissenschaften
als Professor für Biochemie tätig ist.
Rudolf Zechner ist Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und hat bereits zahlreiche renommierte
Auszeichnungen erhalten, darunter den Wittgenstein-Preis des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
(FWF), die höchste wissenschaftliche Auszeichnung Österreichs, sowie einen Advanced Grant des europäischen
Forschungsrats (ERC).
Der Louis-Jeantet-Preis für Medizin zeichnet jedes Jahr SpitzenforscherInnen aus, die ihre Tätigkeit
in einem der Mitgliedstaaten des Europarates ausüben. Der Preis soll wissenschaftliche Exzellenz fördern
und dient der Finanzierung von innovativen, hochwertigen Forschungsprojekten, deren Ergebnisse in der Behandlung
von Krankheiten Anwendung finden können.
Die Louis-Jeantet-Stiftung wurde 1982 gegründet und ist das posthume Werk des französischen Geschäftsmanns
Louis Jeantet, der in Genf seine Heimat gefunden hatte. Sie wendet ca. 4,5 Millionen Schweizer Franken pro Jahr
für die Unterstützung der biomedizinischen Forschung auf und investiert diese Summe zu gleichen Teilen
in europäische und lokale Projekte.
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