Steuerliche Anreize für Venture Capital Finanzierung überlegen - Unternehmertum stärker
in Ausbildung verankern
Wien (pwk) - Österreich fehlt es an Risikokapital aber auch die Risikokultur, also das Umfeld und die
Bereitschaft in junge, innovative Unternehmen zu investieren, sei noch nicht ausreichend ausgebaut. So lautete
der Tenor der "Wirtschaftspolitischen Gespräche", am 19.01. in der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ).
Christian Keuschnigg, Professor an der Universität St. Gallen und früherer IHS-Chef, betonte gleich zu
Beginn die Wichtigkeit von "Venture Capital", denn dieses ermögliche die Realisierung von rentablen
Investitionen, die sonst mangels Zugang zu Kapital nicht stattfinden würden. Damit würden Beteiligungsunternehmen
mit strategischer Beratung und Kontrolle auf Wachstumskurs getrimmt. "Ein aktiver Markt für Wagniskapital
befeuert das gesamtwirtschaftliche Wachstum, in dem er Kapital dort zum Einsatz bringt, wo die volkswirtschaftliche
Rentabilität am höchsten ist und am meisten zukunftsträchtige Beschäftigung entsteht",
so Keuschnigg.
Matthew Rhodes-Kropf, Professor an der Harvard University, unterstrich in seinem Vortag "Money drives innovation",
wie schwierig es für Start-ups sein könne, eine entsprechende Finanzierung zu erhalten. In Amerika würden
mehr Leute im Lotto gewinnen, als dass Beträge von über 1 Million Dollar an Start-ups als Venture Capital
gingen. Sogenannte "Early-Stage-Finanzierungen" seien zwar sehr riskant, aber gleichzeitig auch die ertragsreichsten
Innovationen. Deswegen sei Wagniskapital für den Kapitalmarkt essentiell, weil dadurch Investitionskapital
innovativen Start-ups zugutekomme, die sich trotz ihres hohen Potentials nicht allein mit Bankkrediten finanzieren
können.
Ähnlich äußerte sich Bernhard Sagmeister, Geschäftsführer aws, dazu: "Venture Capital
ist keine Konkurrenz, sondern ergänzt klassische Finanzierung". Für den Geschäftsführer
aws ist Österreich bei Risikokapital (Venture capital) noch ein Entwicklungsland. Er wies auch darauf hin,
dass der aws Unternehmen mit Venture Capital unterstütze. Dabei stehe der aws aber nicht in Konkurrenz mit
anderen Business Angels, sondern fungiere als "Hebel".
Die Notwendigkeit einer Wertschöpfungskette zur Finanzierung eines Unternehmens betonte Werner Wutscher, Gründer
und Geschäftsführer New Venture Scouting. Am Anfang der Unternehmensfinanzierung stehe zumeist Venture
Capital Finanzierung, der oft der klassische Bankkredit nachfolge. Bei Venture Capital bestehe der Mehrwert nicht
nur in der Zurverfügungstellung von Kapital, sondern auch in der Weitergabe von Wissen und strategischer Beratung.
Allerdings müsse ein Unternehmen auch dazu bereit sein, Anteile des Unternehmens abzugeben und Informationen
über das Unternehmen bereitzustellen.
Einigkeit herrschte insoweit, dass privates Kapital mobilisiert werden soll und bessere Rahmenbedingungen am Standort
geschaffen werden sollen. Ermöglicht werden soll das beispielsweise, indem Venture-Capital-Investitionen steuerlich
begünstigt werden. Zudem soll schon während der Ausbildung Unternehmertum stärker verankert werden.
Auch vom Gießkannenprinzip soll abgegangen werden und dafür die Koordination und der Fokus verstärkt
werden.
Die "Wirtschaftspolitischen Gespräche" finden seit 2008 in Kooperation zwischen IHS und WKÖ
statt, nach dem Motto: "To learn from the best to become the best."
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